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Summary

Von Helene Fischer bis Metallica

Konzertbericht Staubkind, Zwickau, 29.04.2017

Nach achtzehn Konzerten fällt es nicht ganz so leicht, ein letztes Mal für diese Tour die Bühne zu betreten. Bereits der „musikalische Gast“ Batomae, der schon ein langjähriger Begleiter Staubkinds ist, muss dies zugeben. Mit eher seichten Texten, die doch ehrlich performt werden und mindestens genau so viel Gerede wie Gesang beinhalten, stimmt er den Alten Gasometer in Zwickau ein. Das Publikum umfasst alle Altersklassen und feuert den sympathischen Schwiegermutter-Traum von Batomae an. Besonders beim Song das Mädchen aus der 1. Reihe jubeln die Fans. Nach der vierzig minütigen Warmlauf-Phase gibt es sogar kostenlose Aufkleber und Karten mit coolen Sprüchen am Merchstand.

Zur Überraschung der Fans werden während der Umbaupause Kameras montiert, da das Abschlusskonzert im ausverkauften Haus für die Nachwelt festgehalten werden soll. Und ich muss zugeben, dafür haben sich Staubkind eine wunderschöne Location ausgesucht.
Gegen 21 Uhr ist es dann endlich so weit, das Licht geht aus, die Fans kreischen, das Intro startet.
Passend zur neuen Platte läutet das letzte Konzert der An jedem einzelnen Tag Tour ein.
Mit Immer wenn es anfängt beginnt der verträumte Staubkindabend passender denn je. Über die nächsten zwei Stunden spielen sich die Sachsen durch das 22 Lieder starke Set. Sänger Louis Manke betont immer wieder, wie schön es doch ist, in der heimatlichen Region zu sein. Familie und Freunde seien ebenfalls als Ehrengäste dabei und auf den einzigen Sitzplätzen der Empore zu sichten. Irgendwie erwärmt es mein Herz, als ich sehe, wie seine vermeintliche Oma stolz das erste Lied mit dem Smartphone filmt.
Und ja was soll ich sagen, Staubkind geben 100% und holen die Besucher ab. Der Klang ist 1a abgemischt und die Atmosphäre wirkt vertraut. Besonders bei den Liedern Das Beste kommt noch, Kleiner Engel und Alles was ich bin und den vielen kleinen Anekdoten zu den Songs, bin ich mitgerissen. So erzählt Louis: „Und dann kommt dieser Tag, an dem sich die Fachpresse das erste Mal zum neuen Album zu Wort meldet. Ich sitze morgens beim Kaffee und da flattert diese E-Mail rein - von metal.de. Ich denke mir – seit wann machen wir Metal, naja lesen wir es mal – und es hagelt total gute Bewertungen. Ich bin erstaunt. Genau so erstaunt, wie in dem Moment, in dem ich unsere Single in der Werbung höre, dazu erklingt eine Stimme – Staubkind, von Pop-Rock bis Schlager. So so. […] Also wenn wir es mal so sehen wollen, machen wir Musik für Fans von Helene Fischer bis Metallica. Von Metal bis Schlager sind alle herzlich bei uns eingeladen. Und letztendlich ist ja das Genre egal, solange wir alle eine gute Zeit zusammen haben.

Dann plötzlich wird es interaktiv. Alle Frauen mit kleinen Regenschirmen sollen diese doch bitte in die Luft halten und beim nächsten Song Durch den Regen öffnen.
Außerdem bekommen die drei Geburtstagskinder des Abends die Chance eine Städte-Challenge, bei der das Publikum Tanzen soll, zu filmen und Staubkind hautnah zu erleben. Alle singen den Refrain von Irgendwann, hocken sich hin und springen auf. Die Mitmach-Aktionen scheinen nicht abbrechen zu wollen, denn schon leuchtet das Publikum mithilfe ihrer Smartphone-Lampen den kompletten Saal aus und schaffen eine galaktische Stimmung.
Als Zugabe spielen Staubkind Wunder, wobei mehrere Luftballons im Publikum umher schwirren, und Fliegen lernen.
Insgesamt ein solides, schönes Konzert, von einer Band, die träumen und fliegen ihren Fans lehren möchte. Immer wieder gab es intime Momente, in denen Louis seine gut- und warmherzige Seite zeigte, wie bei den Anmoderationen von Wunsch frei und Mit Kinderaugen. Das war einfach schön.
Ich glaube, dass Staubkind die nächsten Unheilig werden, mag das jetzt gut oder schlecht sein. Aber Fakt ist, Unheilig haben mit ihrer Musik viele Menschen erreicht. Das wünsche ich den Staubkindern auch.

Setlist:
1. Intro
2. Immer wenn es anfängt
3. Lauter leben
4. Angekommen
5. Das Beste kommt noch
6. An jedem einzelnen Tag
7. Scherben
8. Alles was ich bin
9. Platz zum Träumen
10. Wunsch frei
11. Durch den Regen
12. Vorbei
13. Den Träumen so nah
14. Kleiner Engel
15. Mit Kinderaugen
16. Was für immer bleibt
17. Irgendwann
18. Ohne Dich
19. Feuer ohne Asche
20. So nah bei mir
21. Wunder
22. Fliegen lernen

Ska-Punk ist tot. So schien es jedenfalls 2011, als Let’s Face It der Mighty Mighty Bosstones schon langsam in den Regalen verstaubte und auch Less Than Jakes Anthem seinem zehnten Jubiläum entgegenblickte. Während die Charts von Bruno Mars, Pitbull, Adele & Co. gestürmt wurden, bahnte sich an der US-Westküste, noch bevor von der Pop Punk-Revival-Welle die Rede war, das Minirevival des Ska-Punk an. Dort traf die Singer-Songwriterin Aimee Allen auf die drei Brüder der Musikfamilie Bivona. Alle waren bis dato eher weniger als mehr erfolgreich mit ihrer Musik gewesen, als der vielzitierte Funke übersprang und The Interrupters gegründet wurden.

13 Jahre später betouren Aimee Interrupter, ihr Ehemann Kevin Bivona und die Zwillinge Jesse und Justin Bivona zusammen auf der ganzen Welt ihr bereits viertes Studioalbum. Das 2022 releaste In The Wild steht dabei inhaltlich wie musikalisch für das, was die kalifornische Band ausmacht: In den Songtexten geht es genretypisch um das Anecken, das Nicht-dazugehören oder Aufruhr gegen herrschende Strukturen, aber daneben unter anderem auch um mentale Gesundheit und damit um ein Thema, was bisher im Ska-Punk nur sporadisch Platz fand. Alles in allem sind das relativ schwerwiegende Themen, die auf die im Allgemeinen sehr lebensbejahenden musikalischen Elemente des Interrupters-Sounds treffen. Der ist getrieben von klassischen Offbeat-Gitarren, virtuosen Bassläufen und Aimees tiefer, markant-kratziger Stimme. Dabei bewegen sich The Interrupters frei zwischen Ska und Pop-Punk und vermischen dementsprechend Merkmale dieses Genrefelds in ihren Songs. Das Ergebnis ist verdammt energiegeladen, dass es stellenweise animalisch anmutet.

Die große Stärke der Band liegt darin, diese Energie so auf die Bühne zu bringen, wie man es selbst von den Größen der vergangenen Ska-Punk-Welle nicht unbedingt gewohnt war. Es ist nicht nur die musikalisch-handwerkliche Perfektion des Quartetts: Wer einmal selbst auf einem The Interrupters-Konzert war, kennt diese Magie, die ab Showsekunde 1 von der Band in Form von Ekstase auf das Publikum übertragen wird. Dort verbindet sie Fans von Operation Ivy oder Rancid mit denen von Green Day oder Simple Plan und gibt dabei vor allem Anhängenden letztgenannter Bands einen erfrischenden Ausflug in die Welt der noch sehr publikumsnahen Bands. Spontan Songwünsche zu erfragen ist da nur eine der vielen Aktionen, die sich Bands ohne perfekt durchgeplante Show wie The Interrupters noch problemlos leisten können. ...

Am 24.03. legten die „Backstreet Boys of the metal scene“, Blind Channel, ihren vierten Tour-Stop in der Messestadt im Rahmen ihrer Europatour ein.

Am 09.03. fand im Chemnitzer Atomino das letzte Konzert der „Haare eines Hundes“-Tour des Duos TRÄNEN, bestehend aus Sängerin Gwen Dolyn und Kraftklub-Gitarrist Steffen Israel, statt. Die gesamte Tour war ausverkauft und sollte in Chemnitz mit einer Aftershow-Party ihren krönenden Abschluss finden.

Doch der Reihe nach. Den Auftakt an diesem Konzertabend gab deafdawg, welcher die TRÄNEN schon zuvor in Dresden und bei zwei Berlin-Shows begleiten durfte. Der Sänger, welcher sonst mit seiner Band drens unterwegs ist, sorgte mit seinem energetischen Auftritt trotz fehlender Textkenntnis des Publikums für eine gute Stimmung. Das Solo-Projekt des Künstlers ist noch recht neu, weswegen es noch keine veröffentlichten Songs gibt, wir können allerdings nach diesem Abend festhalten, dass es sich für alle Indie-Fans auf jeden Fall lohnt deafdawg im Auge zu behalten.

Nach seinem Auftritt welcher mit einer Wall of Love, dem TRÄNEN-Äquivalent der Wall of Death, endete und einer Umbaupause hatte das Warten für das Publikum des ausverkauften Atominos endlich ein Ende und die TRÄNEN kamen auf die Bühne. Die Band starteten direkt mit einem der Hits des Albums mit „Mitten ins Gesicht“ und versetzten die Menge sofort in Ekstase. Während des darauffolgenden Songs „Alte Wunden“ durfte das Chemnitzer Publikum seine Jaul-Künste unter Beweis stellen und das Werwolf-Maskottchen Irmgard Stagedivete durch die Menge. Es folgten einige Cover darunter Hits wie „Hungriges Herz“ von Mia, „Denkmal“ von Wir sind Helden oder „Teenage Dirtbag“ von Wheatus, welche alle den Nerv der Menge trafen und für laute Sprechchöre sorgten. Es wurde auch das rituelle Polaroid-Bild von einer Person aus dem Publikum gemacht, wobei es zu einem regelrechten Andrang vor der Bühne kam. Die Vielseitigkeit des Debütalbums der TRÄNEN zeigte sich auch an den unterschiedlichen Emotionen während des Konzerts, von emotionalen Songs wie „Was bleibt“ oder „Kapitulation“ bis hin zu Moshpit- und Wall of Love-Eskalationen bei „Duell der Letzten“, auf dem Album und während des Konzerts ist für jeden etwas dabei. Abschließend durften die Besucher*innen des Atominos noch einmal in Kraftklub-Manier ihre Textsicherheit unter Beweis stellen und die erste Strophe des ersten erschienen TRÄNEN-Songs „Stures dummes Herz“ singen.

Nach einiger Umbau- beziehungsweise Abbauzeit folgte die angekündigte Aftershow-Party, welche den Chemnitzer Club ebenso füllte wie das vorhergehende Konzert. Während der Party stellten Steffen Israel und Gwen Dolyn ihr Können an den Decks unter Beweis. Die bis drei Uhr andauernde Party markierte den Abschluss eines sehr gelungenen Samstagabends im Atomino. Wer auf der Tour oder speziell in Chemnitz keine Möglichkeit hatte das Duo TRÄNEN einmal Live zu sehen hat auf dem ...

Am 27.02. führte ihr zweiter Tourtermin zum ersten Album Also Bin Ich Dilla in das ausverkaufte Chemnitzer Atomino. Supporting Act Mele war einigermaßen überrascht, als sie dementsprechend von wahrscheinlich rund 250 Personen in Empfang genommen wurde, die offensichtlich nicht nur für Dilla vor Ort waren. So war die Stimmung schon früh am Abend für Vorband-Verhältnisse gut und das Publikum bei Mele-Songs textsicher. Die deutsche Justin Bieber, die mit Merch-Schlüpfern im Gepäck angereist war, spielte die meisten ihrer bekannteren Songs und gab unter anderem auch den grundsoliden Berghain Mix ihres größten Hits Bitte Küss Mich zum Besten.

Überraschend war für die Radio UNiCC-RedakteurInnen das fast schüchtern wirkende Auftreten der Stuttgarterin - im Gegensatz zu ihrer Bühnenpräsenz wirken Meles Tracks deutlich größer als die aktuelle Spotify-Marke von 110.000 monatlichen HörerInnen.

Nach einer äußerst kurzen Umbaupause betrat Dilla unter Nebelmaschineneinsatz die Bühne, während sie die Single Star ihres aktuellen Albums performte. Es folgten zwei Stunden Dilla Show, die von Dilla & The Dynamites in einen Abschnitt mit Oldschool-Tracks und einen mit neueren Releases geteilt wurden. Beide Segmente unterschieden sich nicht nur im Musikstil - Dillas frühe Werke klingen Electro-lastiger und sind dabei textlich einfacher und direkter - sondern auch in der Garderobe der Wahlberlinerin, die während der Oldschool-Passage auch ihr famoses Leuchtschild ausschalten ließ (s. Fotos). Über den Abend hinweg manifestierte sich Dilla als leidenschaftliche Rampensau: Sie stellte nicht nur ihre Stimmqualität eindrucksvoll unter Beweis, nutzte jede Gelegenheit für Interaktionen mit dem Publikum - ein selbstgebasteltes Fan-Schild wurde liebevoll auf der Bühne platziert - und ließ es Queens Bohemian Rhapsody covern, bevor sie mit Denkmal von Wir Sind Helden nachzog. Nachdem der Abend schon mehrere emotionale Höhepunkte erfahren hatte, die durch die Lichttechnik im Atomino eindrucksvoll unterstützt wurden, gab es mit Photosynthese einen fulminant-ekstatischen Abschluss, inklusive eines Moshpits, der sich von einer Clubwand zur gegenüberliegenden erstreckte.

Gemessen am gerechtfertigten Hype um die junge Musikerin, wird es wohl eine der letzten Möglichkeiten gewesen sein, Dilla & The Dynamites in einem so familiären Umfeld zu erleben.

Umso mehr legt Radio UNiCC jeder Person ans Herz, sich die letzten Tickets für die laufende Tour zu ergattern, zum Beispiel über die Homepage...

Das Debüt-Album „Coping Fantasies“ der Chemnitzer Band wird am 10. Februar diesen Jahres ein Jahr alt und zu diesem Anlass überrascht uns die Gruppe mit einem Konzert im Atomino in Chemnitz (Tickets gibt’s hier), als Support dürfen wir uns auf inner_currents freuen. Das letzte Jahr nach dem Release dürfte ein sehr aufregendes gewesen sein, die erste eigene Headliner-Tour, auf der wir euch vom Auftritt in Leipzig berichtet und ein Interview mit Anja und Maria geführt haben. Nach einer kurzen Pause begann auch der erste Festival-Sommer, dessen Höhepunkt wohl der Auftritt auf dem Hurricane bzw. Southside Festival gewesen sein dürfte. Kurz gesagt seit dem letzten Jahr ist Power Plush definitiv nicht mehr nur ein Geheimtipp im Indie-Genre. Die Überschrift des Konzertes: „The Start Of Something New“ – das lässt Raum für Spekulationen. Ist das vielleicht schon die Ankündigung neuer Musik oder sogar ein Wechsel im Musikstil der Band?

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