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Kommentar: Hört endlich auf, euer Hirn wegzuschmeißen!

Als weltoffener und um Selbstreflexion bemühter Mensch ist es mir – egal, wie unzufrieden ich mit der aktuellen Politik auch sein mag – völlig unbegreiflich, wie man auf die Idee kommen kann, dass eine rassistische und rechtsextreme Partei wie die AfD auch nur im Ansatz eine Alternative sein kann.

Foto: Pixabay / Supermicha

Freilich, es ist was faul im Staate. Und zwar nicht erst, seit die zurzeit schwer gescholtene Ampelregierung im Amt ist, sondern schon viel länger. Während die Mitte der Gesellschaft, die Kleinen Leute, immer mehr Belastungen ausgesetzt ist, verdient sich die gesellschaftliche Oberschicht, die Superreichen, hierzulande dumm und dämlich. Das ist nicht zufällig so. Einkommen aus eigener Hände Arbeit wird im europäischen Vergleich nirgendwo stärker besteuert als in Deutschland. Kapitalerträge und Einnahmen, die nicht einem Arbeitslohn entstammen, werden hingegen so wenig besteuert wie kaum in einem anderen Land. Die Folge ist ein immer weiter Auseinanderdriften von arm und reich und damit verbunden eine steigende Unzufriedenheit in der Masse der Bevölkerung.

Diese Unzufriedenheit nutzen rechte Kreise aus, schimpfen auf die links-grüne Ampelregierung und zeigen mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Arbeitslose, Flüchtlinge, das Ausland und die angebliche Klimaideologie, die den schwer schuftenden Menschen angeblich das Geld aus der Tasche ziehen. Kurz gesagt, die Grünen sind dran schuld, dass es dem deutschen Michel so schlecht geht und der deutsche Michel glaubt es nur zu gern, weil die Antwort so schön einfach ist.

Schaut man sich die Verhältnisse genauer an, merkt man, dass die Antwort viel komplexer ist: Die FDP, der kleinste Koalitionspartner, besetzt in persona Christian Lindner das Finanzministerium und blockiert nahezu alles, was die anderen beiden Ampelparteien tun möchten, um untere Einkommensschichten tatsächlich zu entlasten. Es wird am Ende so gedreht, dass zwar für die Menschen am unteren Ende der Nahrungskette ein paar Krümel übrigbleiben, aber die richtige Entlastung kommt bei denen an, die ohnehin schon nicht gerade wenig haben. Superreiche mehr belasten, zum Beispiel durch Vermögenssteuer oder Erbschaftssteuer, kommt mit der FDP gleich gar nicht in die Tüte. Wo kämen wir denn hin, wenn die Steuer- und Abgabenlast der Reichen genauso hoch wäre, wie die von kleinen Einkommen, da bliebe ja Garnichts übrig. Und deswegen hilft die FDP durch hohe Finanzbeamte noch fleißig mit Steuerspartipps, damit unsere Finanzelite nur einen Bruchteil der Steuerbelastung eines normalen Arbeiters hat. Und die CDU/CSU als derzeit noch größte Oppositionspartei haut fleißig mit in die Kerbe rein. Kritisiert zum Beispiel, dass Deutschland zu viel für von grüner Ideologie getriebene Entwicklungshilfe ausgibt. Schaut man sich die oft als Kronzeugen bemühten Programme an, fällt ins Auge, dass viele davon unter Gerd Müller, dem letzten Entwicklungshilfeminister von der CSU, bewilligt wurden, als die Grünen noch auf der Oppositionsbank saßen.

Die ohne jeden Zweifel teure Energiewende hat die CDU/CSU sechzehn Jahre lang verschlafen. Wenn nun die aktuelle Regierung schmerzhafte Hauruckmaßnahmen ergreifen muss, um Deutschlands Klimabilanz zu verbessern, ist das Geschrei groß. Die wissenschaftlich nachgewiesene Unumgänglichkeit des Klimaschutzes ist dann auch schnell mal der CDU egal. Was kümmert es uns denn heute, wenn durch mangelnden Klimaschutz folgende Generationen noch viel größere Probleme erwarten, als wir es uns heute vorstellen können? Hauptsache der Wirtschaft geht es gut! Und mit Wirtschaft meint die Union diejenigen, die viel Profit machen und noch mehr besitzen.

Von alledem profitieren die Extremisten von der AfD. Sie greifen die Wut der Menschen auf und liefern scheinbar einfache Antworten und Lösungen. Die AfD leugnet die Wissenschaft, die AfD suhlt sich in der Opferrolle und die AfD schürt Hass auf Menschen, die wir jeden Tag in unserem Leben sehen können: Geflüchtete, Arbeitslose und kurz gesagt jeden, der vermeintlich nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Allzu oft ist dies so billig und stümperhaft gemacht, dass es mit wenigen Klicks herauszufinden wäre, welchen Blödsinn Höcke, Weidel und die ganzen anderen Agitatoren und ihre Netzwerke da von sich geben. Das tut nur kaum noch einer, weil es viel einfacher ist, den Hass und die Hetze zu reproduzieren.

Man muss nur ein Beispiel der letzten Tage aufgreifen:

In einer rechten Gruppe wird ein Satire-Artikel geteilt, in dem es um arabische Zahlen geht, die Kinder in der Schule lernen sollen. Der Shitstorm ist perfekt, die Islamisierung des Abendlandes und der Untergang der deutschen Kultur drohen. Dass arabische Zahlen uns Europäer schon seit Jahrhunderten begleiten, ist dabei egal.

Ein anderes Thema: Von den großen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus der letzten Tage existieren viele Bilder. Zwei davon zeigen die Demo in Hamburg. Eines ist eine Aufnahme von weit oben, auf der neben der Demo auch noch die Alster zu sehen ist. Ein ganz ähnliches Bild, von einem tieferliegenden Standort aus aufgenommen, erscheint beim ZDF. Die Alster ist darauf durch die Perspektive der Aufnahme nicht zu erkennen. Sofort werden die Bilder von namenhaften AfD-Accounts nebeneinandergelegt und stehen Kronzeuge dafür, dass die öffentlich-rechtlichen Sender lügen und die ganzen Demos nur Lug und Trug der Regierung gegen die arme AfD sind. Und was macht die Anhängerschaft der AfD? Sie teilt diesen Unfug, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken und fühlt sich gestärkt in ihrem Hass auf den Staat und die Regierung.

Nicht immer sind die Lügen und Falschbehauptungen der AfD so offensichtlich. Aber wie gut funktionieren dann erst nicht ganz so offensichtliche Polemik und nicht ganz so einfach zu enttarnenden Lügen? Diese Beispiele zeigen, wie das Geschäft funktioniert und wie die unkritische Haltung der Anhänger der AfD es dieser Partei einfach macht, ihr Gift in die Gesellschaft zu spülen. Nicht jeder Wähler der AfD ist ein gefestigter Rechtsextremist, aber jeder Wähler der AfD versündigt sich an unserer Demokratie und jeder Wähler der AfD blamiert sich, weil er so einfach so dummen Lügen auf den Leim geht. Man kann diesen Menschen nur zurufen "Hört endlich, auf euer Hirn wegzuschmeißen und denkt darüber nach, was euch aufgetischt wird und vor allem begreift endlich, dass es keine einfachen Lösungen für die komplexen Probleme unserer Zeit gibt!"

Audiokommentar

Acht Jahre nach dem Irievoir ist die genreoffene Stimmgewalt gegen Rechts wieder laut: Irie Révoltés gehen auf Open Air-Tour und spielen unter anderem im Clara-Zetkin-Park Leipzig am 19. Juli! Aber wer sind Irie Révoltés überhaupt und was hat ihre Musik eigentlich mit Aktivismus zu tun?

Irie Révoltés ist eine Band bestehend aus den Brüdern Pablo “Mal Élevé”, Carlos “Carlito” Charlemoine sowie 6-7 weiteren Musikern. Sie existierte zwischen 2000 und 2017 vor ihrer Regruppierung im letzten Jahr. Der Bandname ist dabei Programm: Irie stammt aus dem Jamaikanischen und bedeutet “frei”, “zufrieden” oder “glücklich”, während Révoltés französisch ist für “Aufständische” oder “Rebellen”. Diesen Geist der “positiven Kritiker”, wie die beiden Frontmänner es nennen, tragen die bilingual deutsch-französisch aufgewachsenen Heidelberger mit in ihre Songs.

Einem einzigen Genre lässt sich die Gruppe kaum zuordnen - jedes der fünf Irie-Alben bedient seine eigene Klangfarbe: Angefangen bei Ragga und Ska sind später erst klare Einflüsse von Hip-Hop und Dancehall zu hören, bevor Irie Révoltés mit einer Prise Punk Rock ihren eigenen Stil abseits einer eindeutigen Genreschublade schärften. Molltonarten sucht man in der Diskografie der Gruppe dabei vergebens - wer die deutsch-französischen Texte nicht versteht, könnte denken, hier ginge es schlicht darum, das Leben vollumfänglich zu feiern. Das ist tatsächlich auch die eine, die klangliche Seite der Band. Inhaltlich behandeln Irie Révoltés darüber hinaus unnachgiebig unbequeme Themen wie Rassismus, (Anti-)faschismus, Polizeigewalt oder Fremdenfeindlichkeit und sind damit 2003 wie 2025 zum Leidwesen aller am Zahn der Zeit. Zusehends entwickelt sich um die genrefreie Band mit den politischen Texten eine Fanbase in Deutschland und anderen europäischen Ländern - ironischerweise ist Frankreich nicht darunter.

Allen voran die Brüder Charlemoine engagieren sich Irie Révoltés nicht neben, sondern mit ihrer Musik für zahlreiche gemeinnützige Projekte wie z.B. Viva con Agua, Respekt! Kein Platz für Rassismus oder Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage, sind auf antifaschistischen Demonstrationen vom Band wie live schnell wiederkehrende Gäste und füllen zu ihrem erklärten Unmut immer größere, seelenlosere Venues.

Vor acht Jahren findet das aktivistische Musikprojekt Irie Révoltés schließlich sein vorläufiges Ende und hinterlässt eine Lücke in der linken Musikszene, die bis heute von Größen wie Mono & Nikitaman, Kraftklub, der Antilope...

Ein einzigartiges Konzerterlebnis erwartet Musikfans am 5. Juli 2025 auf der beeindruckenden Festung Königstein. Unter dem Banner des "Festung Königstein Open Air 2025" treffen mit Heilung und The Hu zwei außergewöhnliche Bands aufeinander, die tief in die Klangwelten vergangener Zeiten eintauchen. Ab 18:00 Uhr öffnen sich die Tore, bevor das musikalische Ritual um 19:00 Uhr beginnt.

Heilung: Musik oder Zeremonie?

Die dänisch-deutsch-norwegische Formation Heilung genießt mittlerweile einen nahezu mythischen Ruf. Ihre Live-Shows sind weit mehr als bloße Konzerte – sie gleichen rituellen Zeremonien, die die Zuschauer in eine andere Welt entführen. Von der ersten Sekunde an zieht das Kollektiv das Publikum in seinen Bann, wenn es die Bühne mit uralten Gebeten betritt und das "Ritual" beginnt.

Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Musik, Performance und spiritueller Erfahrung. Heilung kombiniert archaische Instrumente wie Trommeln, Knochenasseln und die indische Ravanahatta mit moderner Elektronik. Begleitet wird die Klangreise von hypnotischen Vocals, Obertongesang und Texten in verschiedenen alten Sprachen wie Altnordisch, Latein oder Gotisch. Die Shows sind eine visuelle und akustische Zeitreise, die man erlebt haben muss. Wer sie im letzten Jahr verpasst hat, sollte sich beeilen – denn nach dieser Tour wird sich Heilung für eine längere Pause zurückziehen.

The Hu: Mongolischer Rock mit epischer Wucht

Ebenfalls auf der Bühne stehen The Hu, die mit ihrem einzigartigen "Hunnu Rock" weltweit für Aufsehen sorgen. Die Band aus der Mongolei verbindet traditionelle Instrumente wie die Pferdekopfgeige Morin Khuur mit modernen Rock- und Metal-Elementen. Charakteristisch ist ihr tiefer, kehliger Obertongesang, der zusammen mit den mitreißenden Rhythmen eine beinahe hypnotische Wirkung entfaltet.

The Hu haben es geschafft, ihre mongolischen Wurzeln in ein kraftvolles, global gefeiertes Soundgewand zu kleiden. Ihr Durchbruch kam 2019 mit den Hits "Wolf Totem" und "Yuve Yuve Yu", die sie in die internationalen Charts katapultierten. Spätestens nach ihrer Zusammenarbeit mit Metal-Größen wie Jacoby Shaddix (Papa Roach) oder Lzzy Hale (Halestorm) hat sich die Band als feste Größe etabliert.

Ein Abend voller Magie und wilder Energie

Die Kombination von Heilung und The Hu verspricht eine Show voller Magie, Kraft und intensiver Atmosphäre. In der historischen Kulisse der Festung Königstein wird dieses Konzert zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die Mischung aus...

Am 27. und 28. Juni fand in Halle Eins der Leipziger Messe das Impericon-Festival statt. Wie die Location bereits verrät, fand das komplette Festival in einer Halle statt. Damit hebt sich das Festival des Leipziger Merchandise-Unternehmens wesentlich vom Rest ab. Auch wenn das für viele Fans so wichtige Campingerlebnis hier nicht geboten wurde, so dürfte das Line-Up für viele Fans von Alternative- und Metalmusik diesen Abstrich verkraftbar gemacht haben.

Insgesamt wirkte das Festival eher wie ein zweitägiger Konzert-Marathon. Die beiden Bühnen waren direkt nebeneinander aufgebaut, der Bereich vor der Bühne lediglich durch einen Wellenbrecher geteilt. Dadurch war es sehr einfach von Band zu Band zu springen und einen Platz mit guter Sicht zu erwischen. Trotz der kurzen Umbaupausen kam es bei keiner Band zu Verzögerungen oder technischen Problemen, die bis auf den Signing-Sessions kurzen Schlangen an den Ständen zeugen zusätzlich von einer gut durchdachten Organisation und Planung.

Nun aber zu den musikalischen Highlights: Während das Line-Up am ersten Tag von eher klassichen Metal-Bands wie Bury Tomorrow, Stick To Your Guns, Hatebreed und natürlich Headliner Heaven Shall Burn dominiert wurde, bekamen am Samstag einige Alternativere Gruppen wie Deliah Bon, As Everything Unfolds, Imminence, <7b>Motionless In White oder A Day To Remember die Bühne für sich.

Unsere Highlights am Freitag waren die Auftritte der Punk-Bands ZSK und Swiss & die Anderen, zwei Gruppen die für energetische Live-Shows bekannt sind und auch dieses Festival bildete keine Ausnahme. Obwohl Impericon eher für Fans von Metal- und Rockmusik steht, ist es schön zu sehen, dass auch Bands mit einer klaren Haltung gegen Menschenfeindlichkeit in größerer Zahl im Line-Up vertreten sind. Ebenfalls begeistern konnten uns The Butcher Sisters mit ihrem Set. Die Gruppe aus Mannheim kombiniert Hardcore mit Deutschrap, eine Mischung die ihresgleichen sucht. Gepaart wird das mit Texten die vor Selbstironie triefen und das Ergebnis ist eine Show deren Energie-Level so manch gestandene Metal-Gruppe alt aussehen lässt. Ein weiteres Highlight war die amerikanische Hardcore-Band Stick to Your Guns, welche einen Circle-Pit durch die gesamte Halle starteten. Als großes Finale des Abends kamen dann Heaven Shall Burn auf die Bühne, welche an diesem Abend ihr neues Album Heimat veröffentlichten. Die Thüringer Gruppe bot eine der besten Bühnen-Shows des gesamten Festivals mit sehr viel Feuer und Special-Guest...

Inmitten uralter Klänge und nordischer Mythen formt Einar Selvik mit seiner Band Wardruna Klanglandschaften, die gleichermaßen archaisch wie zeitlos wirken. Im exklusiven Interview spricht der norwegische Musiker über das neue Album Birna, den Ruf der Bärin – und warum sein Konzert am 16. August 2025 bei den Filmnächten am Theaterplatz in Chemnitz mehr als nur ein Auftritt, sondern ein modernes Ritual sein könnte. Ein Gespräch über Natur, Musik und das, was zwischen den Tönen liegt.

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