Künstler: DJ Koze
Album: Amygdala
Mitglied: Stefan Kozalla
Herkunft: Flensburg
Klingt (zum Glück nicht) wie: der Name es vermuten lässt
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Es gibt viele äußerst fragwürdige Bandnamen auf diesem Planeten. Von The Mr. T Experience, über The The, bis hin zu Anal Cunt – einer nach dem anderen lässt einen die Fußnägel im Dreizack springen. (Hier eine feine Übersicht.)
Doch auch Solokünstler können ganz schön tief in die falsche Namenskiste greifen. Was haben, neben der Tatsache, dass sie schlicht und ergreifend alle grässlich klingen, beispielsweise Adolf Noise, Monaco Schranze und DJ Koze gemeinsam? Sie entspringen alle der, ähm, naja, kreativen Ader eines einzelnen Menschen. Stefan Kozalla aus dem weit entfernten Flensburg verzichtet freiwillig auf Schönklang, was wir natürlich als Statement gegen die ästhetisierte Welt interpretieren.
Glücklicherweise sind Namen nur Schall und Rauch, und die Musik selbst sollte immer noch im Vordergrund stehen. Und das tut sie bei Herrn Kozalla bereits seit Anfang der 90er. Angefangen als Rapper und DJ in verschiedenen Hip[-]Hop-Kombos, führte der Weg mehr oder weniger schnell zu Remix-Arbeiten, und mündete schließlich in eine Zusammenstellung fertiger Werke auf der Compilation „Music Is Okay“ im ersten Jahr des vergangenen Jahrtausends unter dem besagten Pseudonym Adolf Noise.
Nach und nach etablierte sich jedoch immer mehr der Name DJ Koze, was sich unter anderem an mehreren Adelungen in renommierten Fachgazetten wie Intro oder Spex als DJ des Jahres bemerkbar machte. Daran wird sein aktuellster Output aber einfach mal so überhaupt gar nichts ändern. Ganz im Gegenteil – „Amygdala“ sorgt dafür, die Vormachtstellung Kozes (vieles auf der Welt ist Gewöhnungssache – dieser Name garantiert nicht) weiter zu festigen. Dafür sorgen allein Kollaborationen mit Kritikerlieblingen wie Apparat, Caribou und Matthew Dear, die die Tracks mit ihren smarten Stimmchen veredeln.
Musikalisch wird Electronica geboten, der sich selten Zeit lässt, um auf den Punkt zu kommen. Kozalla verwendet keine minutenlangen Intros, um erst eine gewisse Stimmung zu erzeugen, sondern legt sein Augenmerk auf das Hinzufügen und Entfernen verschiedener Sounds, um den Hörer bei Laune zu halten. Das alles wirkt auf den ersten Blick recht minimalistisch, aber bei genauerem und mehrmaligem Hinhören offenbart sich mehr und mehr. Insgesamt wirkt alles entspannt und unbefangen. Immerhin ist „Amygdala“ ja auch in einem spanischen Fischerdorf entstanden. Nur bei „Marilyn Whirlwind“ wird für etwa sieben Minuten der tiefste Bass ausgepackt, den die Menschheit je zu Ohren bekam, wodurch es schwierig fällt, dabei den Kopf nicht die ganze Zeit mitzubewegen.
Allein die Gesangsbeiträge vom Tocotronicer Dirk von Lowtzow und der guten alten Hildegard Knef werden wie immer die Geister scheiden. Trotzdem langweilt „Amygdala“ durch die perfekte Kombination von handwerklich-gereifter DJ-Kunst und die erwähnten Gastbeiträge zu keinem einzigen Zeitpunkt seiner immerhin stolzen 78 Minuten. So sind dementsprechend auch ganz schnell wieder die verhunzten Künstlernamen vergessen.
Anspieltipps:
- Track ID Anyone? (Feat. Caribou)
- Marilyn Whirlwind
- Nices Wölkchen (Feat. Apparat)
www.djkoze.de
Verzichtet lieber gänzlich auf Künstlernamen: Christian Laude.