Künstler: Fink
Album: Perfect Darkness
Herkunft: Bristol, England
Klingt wie: ein Singer/Songwriter mit Eiern in der Unterhose
Innerhalb kürzester Zeit veröffentlichen zwei Künstler mit nahezu identischen Namen neue Beweise dafür, dass trotz der immensen Anzahl an Singer/Songwriter-Alben diese trotzdem noch spannend sein können: Während der aus unseren Gegenden-stammende Patrick Zimmer alias Finn auf „I Wish I Was Someone Else“ zeigt, wie man alte Gassenhauer (Crying In The Rain!Love Is In The Air!Dancing With Tears In My Eyes!) kaum wiedererkennt, geht es auf „Perfect Darkness“, dem vierten Album des aus Bristol-stammenden Fin Greenall alias Fink, vermeintlich gewöhnlicher zu.
Eigentlich Produzent und DJ, begann Fink 2006 auch Musik jenseits des elektronischen Kosmos zu schreiben, und entdeckte dadurch seine weitere Leidenschaft (vier Alben in fünf Jahren – das können derzeit wohl nur noch Portugal. The Man und Omar Rodriguez Lopez toppen, aber Letzterer zählt ja bekanntlich nicht). Durch seinen etablierten Namen als Clubbeschaller ging es auch als Gitarrenzupfer von Beginn an um nahezu den gesamten Globus – von den USA bis nach Polen. Dies blieb nicht unbemerkt, und so kam es, dass er unter anderem auch Songs für zwei Künstler des Pop-Bereichs schreiben „durfte“, die, um es mal dezent auszudrücken, bei uns Hipstern etwas verschmäht sind: Schmalzsoullikone John Legend und Vogelnestträgerin Amy Winehouse.
Glücklicherweise ging es dabei wohl lediglich ums Geld, und so klingt „Perfect Darkness“ nicht im Geringsten nach einer der beiden „Hoffnungsträger der Pop-Musik“. Aber auch Vergleiche mit den ganzen weinerlichen Sänger/Songschreibern sind völlig unangebracht, auch wenn das der Titel der ersten Single „Yesterday Was Hard On All Of Us“ noch vermuten lässt. Vielmehr klingt Fink optimistischer und gereifter, als die meisten seiner Zunft. Dies liegt wohl vor allem an seiner Stimme, die stets etwas Kämpferisches in sich trägt, und die seltene Reduziertheit der musikalischen Untermalung. Fink kann dadurch wohl als quasi-Band bezeichnet werden.
Am Eindringlichsten gelingt diese Mischung auf „Foot In The Door“ und dem albumbetitelten Opener inklusive unkitschigem Streichermeer. Fink lässt seinen Songs Zeit, sich zu entwickeln, gibt ihnen Raum und fällt nicht mit der Tür ins Haus. Dadurch springen einem die Melodien zwar nicht direkt aus dem Lautsprecher ins Tränenauge. Dafür keimt die Hoffnung auf, dass nicht alle Songwriter Weicheier sind.
Anspieltipps:
- Foot In The Door
- Perfect Darkness
- Honesty
Nennt sich ab jetzt Finz, und wird ebenfalls ein toller Songschreiber: Christian Laude