Band: Friska Viljor
Album: Tour de Hearts
Mitglieder: Daniel Johansson, Joakim Sveningsson, Maria Lindèn, Mattias Areskog, Markus Bergqvist, Ludvig Rylander
Herkunft: Stockholm, Schweden
Klingt wie: „Kindermusik mit erwachsenen Texten!“, sagt der Sänger Joakim Sveningsson
Was waren das für unvergessliche Szenen auf dem letztjährigen Immergut Festival, als zwei Bärtige im weißen Unterhemd und mit der Ukulele in der Hand den Mob in der Zeltbühne in einen alkoholgetränkten, dionysischen Zustand versetzten, um mit ihm „Shotgun Sister“ zu intonieren. Als ob es kein Morgen geben würde.
In diesem Zustand wähnten sich auch die beiden Songschreiber und Freunde Daniel Johansson und Joakim Sveningsson, als sie sich im Jahre 2005 zusammen durch das Stockholmer Nachtleben tranken und schlussendlich ordentlich betütelt im Aufnahmestudio ein paar Songs übers Verlassen werden aufnahmen. Vom Ergebnis waren sie so überrascht, dass sie einerseits beschlossen ab nun immer alkoholisiert Songs zukomponieren und andererseits eine Band zugründen. Denn schließlich ist eine solche Arbeitsweise in einem skandinavischen Land nicht gerade billig.
Die Geschichte der Band ist bereits legendär und schon zahlreich thematisiert worden. Nun kommt also das zweite Album in die Plattenläden und man fragt sich, welche Erwartungen man daran haben sollte? Konsequente Fortsetzung von „Bravo!“, sozusagen das zweite Kapitel ihrer Geschichte, oder [musikalische] Neuerfindung?
Der Albumname lässt eher auf die erste Vermutung abzielen. Der Weg zu den Herzen rührt, laut Daniel Johansson von der ganzen Liebe her, welche das Publikum säckeweise der Band auf der letzten Tour entgegengebracht hat.
Dadurch überwanden Friska Viljor den Schmerz, den so eine Trennung mit sich bringt und besonnen sich darauf den Blick nach vorne zu richten. Auch wenn dieser Schritt („On and On“) noch zögerlich vonstatten geht, wirkt er befreiend und endet in der lautstarken Parole: „We don’t care about you tell us!“ („Old Man“). Mit diesem Selbstbewusstsein ausgestattet ist es nur logisch, dass man mitten im Sommer ein im Sirtaki-Gewand daherkommendes Weihnachtslied („Oh No“) mit auf das Album packt und sich danach an The Cure’schen Melodien („The Cure“, „Early Morning“) erfreut, so wie das auch schon ihre schwedischen Landsleute von den Shout Out Louds getan haben. Im Nachfolgenden ertönt eine Hommage an einen alten Mann („Dear Old Man“), welche ruhig instrumentiert und eigentlich nur an Robert Smith (der auffallende Sänger von The Cure, Anm.d.Red.) himself gerichtet sein kann. Zum Schluss wird der Bogen zum Vorgängeralbum geschlagen, denn bei „Sunday“ wähnt man sich bei „Monday“, aber nur weil Friska Viljor dort ihren eigenen Elektro-Pop Beat sampeln. Ob sie das selber vergessen haben im Alkoholrausch?
Fazit: Man bekommt Altbewährtes auf die Ohren gesetzt. Das heißt sommerlichen Indie-Pop mit folkigen Einschnitten, also analog zu ihrem Debüt-Album. Und ein Wort verdeutlicht das Dilemma von Friska Viljor am besten: Aufguss!
Für Menschen, die zum ersten Mal mit Friska Viljor in Kontakt kommen, sei das erste Album ans Herz gelegt.
Anspieltipps:
- Arpeggio
- In The Nude
- Sunday
- Old Man
Bandhomepage: http://www.friskaviljor.net
Label: http://www.devilduckrecords.de/phpwcms/index.php
hebt das Glas und prosit Friska Viljor zu: Constantin Muhs
Und hier der dazugehörige Beitrag.