Album
Band: Girls
Herkunft: San Francisco, Kalifornien, USA
Mitglieder: Christopher Owens (singt auf jeden Fall), Chet "JR" White, John Anderson, Garett Godard (über die äh,… Instrumentalisierung der verbliebenen Bandmembers konnte nichts weiter ausfindig gemacht werden)
Klingt wie: Indierock aus Antiquariat und Plattenbörse
2009, ein definitives Jahr des Hype. Der große, gefährliche Hype, künstliche mediale Aufblähung, popkulturelle Epidemien mit höchster Ansteckungsgefahr.
In der internationalen Sprache der Popmusik sagte man in diesem Jahr deshalb besonders häufig folgende Sachen: Animal Collective, Grizzly Bear, The Xx, Phoenix, The Gossip, Mumford und Söhne, Lo –Fi, Noise, Shoegaze, psychedelisch , Freak – und Weird – Folk.
Musikkritik und Blogosphäre heben genannte Phänomene eifrig in den strahlenden Himmel der medialen Überpräsenz. Wo alle anderen feiern, feiert UNiCC natürlich mit. Sensible Skeptiker und eingefleischte Individualisten greifen da, aus reinem Selbstschutz vor zu starken Gefühlen für zu gute Musik vermutlich, zum gefürchteten Hype – Vorwurf. Hype, alles nur Hype, heißt es dann. Hipsterscheiß und leere Luft. Aber lasst euch gesagt sein: von nichts kommt nichts.
Deshalb präsentieren wir euch voller Stolz die hippe Band Nr. 1324: Girls.
Bei den Girls handelt es sich nicht um eine postfeministische Mädchenkapelle mit punkig pinkfarbenem Plattencover. Nein, Girls sind Boys, zwei bis vier handfeste Kerle, deren Name lediglich der Emanzipation beipflichtet. Oder der Verwirrung dient.
Vielleicht fühlen sie sich in ihrem allertiefsten Innersten ja irgendwie als Mädchen, vielleicht singen sie aber auch nur die ganze Zeit über diese, vielleicht fühlen sie mit ihnen, vielleicht ist diese geschlechterspezifische Verwirrung dem angeblichen, starken Drogenkonsum der Band geschuldet, vielleicht sollten sie auch besser einfach nur „Pills“ heißen.
Definitiv aber haben diese Girls nun ihr erstes Album veröffentlicht. Es heißt „Album“. Das ist jetzt aber im Gegensatz zum Bandnamen kein tricky Trugschluss oder ein Anlass zu spektakulären Spekulationen, denn bei „Album“ handelt es sich tatsächlich um ein Album.
Um ein ziemlich gutes sogar.
Darauf zu hören: Musik.
Einfach nur Musik, denn nichts ist hier „Noise“ und noch weniger „wierd“. Im Gegensatz zu einigen der oben genannten Hype – Bands hieven Girls den Pop auch nicht auf eine komplett neue Ebene oder hüllen ihn behutsam in sphärische Klanggebilde. Sie spielen lediglich eine hübsche, der Nostalgie verfallene, Rock – Variante von ihm.
Dafür brauchen sie: verspielte Akustik – Gitarren, Percussion und humanes Händeklatschen, schrammelige Riffs, glückselige Ba –ba –da- ba - das sowie hier und da viel verträumte Verzerrung. Schon klingt ein Song wie „Summertime“ auf charmanteste Art und Weise nach einer antiken, noch ganz gut erhaltenen, aber leicht leiernden Schallplatte.
Die Secondhand - Mischung aus 60s - Rock und Surfpop lässt unumgänglich die ewigen Beach Boys auf der großen Vergleichswelle daher reiten. Dabei wollen Girls doch nur eins: Fun… äh, Rock’ n’ Roll spielen. Ihr Ding machen. Unverbindlich, ohne mit ihrer Musik Titanen des Pop dienlich sein zu müssen.
Dieser simple Wunsch nach Bedürfnisbefriedigung scheint selbstverständlich, musste Sänger Chris Owens sein junges Dasein doch als Sklave einer Sekte („Children Of God“) fristen, von deren fanatischen Fesseln er sich befreien konnte und somit aus den schützenden Armen Gottes hinein in den gefährlichen Schlund des Rock’ n’ Roll getrieben wurde.
Hinzu kommen schwerer Trennungsschmerz sowie bereits besagter exzessiver Drogenkonsum oder beide Faktoren in unmittelbarer Korrelation, die eine Band namens „Girls“ dazu veranlassen ein Album namens „Album“ aufzunehmen. Dieses voll zustopfen mit nostalgischen Retro – Pop – Songs, die so bunt sind, wie die Pillen, welche sie so gerne preisen, charmante Beach- Pop - Lieder über, Überraschung: Mädchen und es dann noch klingen zu lassen wie jammerndes, zerkratztes Vinyl in seiner vollen Schönheit, das ist die Kunst, die „Girls“ beherrschen. Hype!
Anspieltipps:
- Lust For Life
- Big Bad Mean Motherfucker
- Summertime
- Goddamn
- Morning Light
Believe your own hype. Always. - Johanna Eisner.
W wie Web:
angebliche Bandhomepage… (Obacht, Freunde bunter Pillen!)