Band: Grizzly Bear
Album: Veckatimest
Mitglieder: Ed Droste (Gesang,Gitarre) Christopher Bear(Schlagzeug, Gitarre), Daniel Rossen (Gesang, Gitarre), Chris Taylor (Bass, Gitarre, Gesang)
Herkunft: Brooklyn, New York, USA
Klingt wie: psychedelisch bis poppiger Folk aus Experimentlabor und Orchestergraben
Williamsburg, Brooklyn. Hipster – Hotspot im größten Stadtteil New Yorks und kreative Wiege für viele der interessantesten Bands aus Nordamerika.
Auch Ed Droste fand hier Inspiration und verzog sich ins private Kämmerlein zur musikalischen Bastelstunde. Aus dem Einmannprojekt wurde nach und nach eine Band – Grizzly Bear.
Was nach Hüttenzauber und Holzfällerhemd klingt entpuppte sich jedoch als folkbasiertes, abstraktes Musik-Experiment. „Horn Of Plenty“, das 2004 erschienene Debüt-Album wurde viel beachtet, der Nachfolger „Yellow House“ groß gefeiert. Eine Schublade musste her: Freak Folk. Kammerpop.
Der Klang: warm und atmosphärisch, zwischen Reduziertheit und eindrucksvollen Soundgebilden.
Die Songs: schleppend, und angenehme Art anstrengend.
Der Gesang: verpackt und verziert mit altertümlichen Falsett- Chören, ähnlich denen, die im vergangenen Jahr mit den Fleet Foxes oder Bon Iver popkulturelles Revival feierten.
So ungefähr lässt sich der Stil von Grizzly Bear festhalten. Und doch nicht wirklich greifen.
„Veckatimest“ heißt das jetzt erscheinende dritte Album der vier Jungs aus Brooklyn und schon jetzt schreien hippe Blogs und Kritiker nach dem Album des Jahres. Hype, Hype, Hype?
Zunächst einmal bedient sich „Veckatimest“ allen Grizzly Bear typischen Alleinstellungsmerkmalen: einer gediegenen Atmosphäre, ausgefeilten Chören, folkloristischen Wurzeln überall und der stets vorhandenen Neigung zur ausufernden Experimentierfreude.
Doch irgendwas ist anders. Die Songs auf „Veckatimest“ scheinen Melodie- und strukturfreundlicher, kompakter, greifbarer. Aber auch ausladender, gar orchestral.
Allein der Opener! „Southern Point“ beginnt mit einem eleganten, dezenten Salsa-Groove, mündet im Verlauf jedoch in einem verspielten, ausufernden Folk-Opus voller Klimpern und Klappern. Im Gesamten klingt das schlicht und einfach umwerfend.
Zwischen den gewohnt bedächtigen Arrangements und den orchestralen Ausbrüchen, gibt es viel zu entdecken, das nicht so recht in Schubladen wie „Freak“ oder „Wierd“ passen will, sondern sich ohne Bedenken in der großen Ecke POP deponieren lässt.
Pointierte Rhythmusgitarren (While You Wait For The Others), akzentuierte Piano- Einsätze (Two Weeks), oder prägnante Drums in Kombination mit einprägsamen Gesangslinien (Cheerleader). Fast schon könnte man sagen: Hits, Hits, Hits!
Aus Psychedelik wird Pop. Wird Psychedelik.
Grizzly Bear gelingt es, ihr aktuelles Album mit meisterhafter Genauigkeit und instrumentaler Detailverliebtheit dazwischen zu platzieren.
Dieses Album bietet einiges: vielschichtige Klanggebilde zwischen Experiment und Pop. Ausladende Strukturen und eingängige Melodien.
Der Hörer darf sich herausgefordert fühlen. Und die Herausforderung annehmen. Sonst entgeht ihm wirklich noch eines der – mal wieder –Alben des Jahres.
Anspieltipps:
- Southern Point
- Two Weeks
- Cheerleader
- Ready, Able
- While You Whait For The Others
Im Internet:
lässt sämtliche Schubläden immer offen: Johanna Eisner
eine weitere Herausforderung: der Beitrag