Künstler: Lorde
Album: Pure Heroine
Mitglieder: Ella Yelich-O'Connor
Herkunft: Devonport, Auckland, Neuseeland
Klingt wie: Das Lovechild einer talentierteren Lana Del Rey und Mount Kimbie; oder auch nach allem, was in Zukunft jemals im Hintergrund von Vodafone-Werbungen laufen wird
Hm, hm. Da ist ja mal wieder ein ganz schöner Hype im Netz gestartet. Plötzlich stehen da so Leute wie Selena Gomez im Stoffspar-Kleidchen auf der Bühne und wollen mir einen erzählen von 'Crystal, Maybach, Diamonds on your timepiece […] we don't care.'? Come on. Dass der Text nicht ernsthaft von ihr sein kann, ist ganz klar. Gestartet hat das ganze Ding die Neuseeländerin Ella Yelich-O'Connor, die unter dem Namen Lorde (ja, ganz genau. E für feminin hinten dranne; deshalb auch pure heroine: also kein Stoff, sondern eine wahre Heldin) mit ihrem Knallerhit Royals von ihrem Debütalbum für ordentlich Aufruhr in der plastik-sozialisierten Kultur der Gossip Girls sorgt. Und eben dieser Song wird momentan gecovert, was die youtube-Server hergeben. Und auch Justin-Bieber-Ex Gomez muss da mitmischen.
Wenn man Lorde internet-searcht, fällt einem erst mal die Kinnlade runter, sobald man das Geburtsdatum liest. 1996. Meines Zeitempfindens nach war das eigentlich gerade erst und sie dürfte somit noch gar nicht auf der Bühne stehen, viel erfolgreicher sein als ich und über 'trippin' in the bathroom' singen – mit ihren 17 Jahren. Macht sie aber, und das ganz schön gut.
Da geht’s in den Songs zwar immer noch um pubertäre Probleme mit Jungs, mean girls in der Schule, das fiese Gefühl vom Älterwerden, dem Nicht-Loslassen-Wollen von kindlichen Geborgenheitserinnerungen aber auch der Wanderlust, aufzubrechen ins gehofft unabhängigere, aufregendere Leben in der Welt da draußen. Einmal raus aus der Schule merkt man aber eh schnell, dass die gleichen Probleme so bleiben – nur mit mehr ungewaschenem Geschirr in der Spüle und der immer wiederkehrenden Frage, ob's nun Schnaps oder eben doch Nahrung zum Abendessen geben wird (für beides reicht das knappe Budget ja bekanntlich nicht). Deshalb können sich auch Leute born in the 80's das Ding mal anhören.
Lordes minimalistischer Elektro-Pop treibt einen mit surrenden Bässen und anständig Synthies auf die Tanzfläche oder durch die Wohnung. Bewegen will man sich. Auf dem Album bietet sie eine angenehme Abwechslung zwischen up-beat und ruhigeren Tönen, ohne dabei ihren dreamy Sound zu verlieren. Da wird geklatscht, geschnipst, gestampft, was das Zeug hält (und ich mach' gleich mit!). Auffallend ist dabei immer ihr schönes Timing und die zeitgenössisch-witzigen Singer-Songwriter Punchlines (darf man sowas sagen?). In Royals wird man beim Background-Gesang in der Bridge das Gefühl nicht los, die weniger coolen Mitglieder ihrer Mädchengang würden sie von hinter ihrem Rücken aus mit einem leichten „ja, genau!“ bestätigen.
Gleichzeitig bekommen alle Juppies und rich kids subversiv Asche auf's Haupt gestreut:
'It's a new art form showing people how little we care (yeah)
we're so happy, even when we're smilin' out of fear
let's go down to the tennis court
and talk it up like yeah (yeah)'
Die Demaskierung der materialistischen Jugend zieht sich als roter Faden durch's Album – immer wieder spricht sie ihre einfache Herkunft an und wie 'that kind of lux just ain't for us' ist.
Auch wenn das nach 5 Songs sowohl inhaltlich als auch musikalisch irgendwie immer nach der gleichen Sache klingt, will man trotzdem ihre Freundin sein, die blöden Mädchen gemeinsam mit ächtenden Blicken strafen, zu ihrer Musik im kleinen Abfuck-Club um die Ecke eine Runde im neuen-alten Hipster-Oufit rumstampfen, um im Anschluss auf dem Asphalt der Hauptstraße liegend Sterne anzugucken.
Bis jetzt macht Lorde das alles erfrischend authentisch und ehrlich zwischen grusel-twerk-Miley und Co. Also bitte, bitte, liebe Lorde, practice what you preach, in Still Sane und mach weder einen auf Britney ('I won't be her, tripping over onstage'), noch lasse dich vom jetzt so zieeemlich sicher kommenden Reichtum verderben. Man darf gespannt bleiben.
Anspieltipps:
- 400 lux
- A World Alone
- Exodus
- Still Sane
xoxo, deine neue BFF: Vera Jakubeit