Künstler: Marteria
Album: Zum Glück in die Zukunft 2
Mitglieder: Marten Lavincy
Herkunft: Berlin/Rostock
Klingt wie: das zweitbeste deutschsprachige Album 2014
Ginge es nach normalem Menschenverstand hätte es dieses Album gar nicht geben dürfen. Wäre ein kleines Detail im Leben des Marten Lavincy ein wenig anders verlaufen, würde er heute in der Bundesliga kicken und sein üppiges Konto mit lukrativen Modeljobs zusätzlich anhäufen.
Marteria war ein guter Kicker und gefragtes Männermodel für u.a. Diesel und Hugo Boss-entschied sich dennoch für eine Karriere im Haifischbecken Musikbusiness. Warum?! Weil er's kann.
Das beweist auch das mittlerweile 4. Studioalbum Zum Glück in die Zukunft 2.
Seit dem 31. Januar steht die Scheibe im Laden und aus voller Absicht und natürlich nicht aufgrund von Zeitmangel und ob möglicher anstehender Prüfungen habe ich mit dem Schreiben ein wenig gewartet.
Kurz an Casper zurückgedacht, der mit Hinterland 2013 ein äußerst umstrittenes Album produzierte, war es interessant zu wissen, wie die Hardcore Fangemeinde von Marteria/Marsimoto auf die Platte reagiert. Gut, man kann sagen: Es ist kein zweites Hinterland. Viel Lob, aber auch die ein oder andere harsche Kritik:
'Marteria mag ja ein netter Kerl sein, aber die Musik besteht aus Raps, die gerade so das Prädikat "mittelmäßig" verdienen, auf Beats, die auf Radiotauglichkeit getrimmt sind, ohne jede Message oder Aussage. Nette Pop-Musik halt... Kann man natürlich feiern, muss man aber definitiv nicht. Und am allerwichtigsten: Das ist nichts, was dem HipHop an sich irgendeine besonders neue Note hinzufügt' (InNo/Kommentar zur Rezension auf laut.de)
Natürlich alles immer eine subjektive Sache. Viele feiern ZGIDZ2 auch als das Beste, was der 'Softrapper' je gemacht hat. Aber kann man ihm irgendwas vorwerfen: Keineswegs! Seine Art und Weise zu rappen-gut da kann man sich drüber streiten-wirkt monton und ist es von Zeit zu Zeit auch. Aber diese Lyrics entschädigen für vieles und noch mehr! Ein gottgegebenes Talent Beobachtungen, Stimmungen und Situationen so zielsicher und punktgenau in Worte zu verpacken. Eine Ode an die Sprache möchte man sagen.
Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt. Bei Marteria etwas scheinbar Normales-zum Glück in die Zukunft eben. Er rappt vom Aufbrechen, vom Ankommen, vom Wandel und der Konstante. Gegensätze, die auf der Platte aber nicht als solche rüberkommen. Genau so wie Marteria Zum Glück in die Zukunft I und II laut eigener Aussage als Gesamtkunstwerk konzipierte, genau so bildet das Album an sich eine Einheit, wirkt stimmig und geizt nicht an Gastmusikern.
Alt & Verstaubt ragt als melancholische Nummer weit heraus. Eigentlich ein simpler Schlussmach-Track, authentisch und überzeugend und sicherlich von jedem mehr als einmal erlebt:
„Ich räum auf und mit jeder Kiste verschwindet ein Stück von dir.
Ein letzter Blick auf unsere Trophäen und es geht auch ein Stück von mir.
Dein Name an der Tür ist nichts mehr wert, ich bin gern allein, hab's nie verlernt.
Los raus, du bist alt und verstaubt, nein ich brauch dich nicht mehr.“
Diese Authentizität ist Marterias größtes Plus. Down to Earth geht es um Geschichten aus dem Leben, Dinge die dir und mir passieren. Und genau dann können wir froh sein, wenn jemand wie Marteria diese Geschichten in Worte verpacken kann.
Zum Glück in die Zukunft II ist was für den from-time-to-time Rapfan. Ganz oben auf der Hypewelle eckt Marteria nirgends an, erfüllt die Erwartungen vieler, hinterlässt aber auch eine Reihe enttäuschter Jünger, denen der Dreck im Sound und das Markante fehlt. Aber hey: Wer es selbst ins RTL Nachtmagazin mit Katja Burkard geschafft hat muss niemandem etwas beweisen ;)
Anspieltipps:
- Alt & Verstaubt
- Die Strophen von OMG!
- Eintagsfliege
Auf dem Weg zum Endboss: Daniel Meinel