Band: Mutiny On The Bounty
Album: Trials
Herkunft: Luxemburg
Klingt wie: Bloc Staat + Turbofoals
Die größten Akkumulationen musikalischer Tätigkeit sind seit geraumen Jahren wohl New York, Kanada, das UK und Island. Ein Land, das bisher nur durch undurchsichtige Steuertransaktionen als Portemonnaie der Reichen hergehalten hat, tritt da bisher nicht in Erscheinung. Mit Mutiny On The Bounty könnte sich das jetzt ändern, die Jungs sind nämlich aus Luxemburg und zeigen, dass auch das kleinste Nest große Eier beherbergen kann. Mit Danger Mouth erschien im Jahr 2009 das Debut, das von heroischen Solis und unsortierter Songstrukturen nur so zu platzen drohte. Mit dem jetzt erscheinenden Nachfolger Trials wagen die 4 Luxemburger mehr als nur Versuche.
Ein schwebendes Intro, keine Minute lang. Daraus könnte sich alles entwickeln. The Long Loud Silence heißt es und an dessen Ende wird klar: Diese Stille ist wirklich verdammt laut. In North Korea, dem zweiten Stück, hämmern dann kompromisslos progressie Gitarrenriffs und brachial-filigranes Drumming auf den Hörer ein. Das komplett instrumentale Stück lässt einen nach intensiven 5 Minuten mit offenem Mund zurück. Dem folgt Artifacts, der erste Track mit Gesang und auch hier lässt sich nur staunen. Die Vocals kommen vom Schlagzeuger, der sich nebenbei noch an den Drums ausleben darf und dies auch zur Genüge tut. Man merkt, hier wird großer Wert auf die Instrumentierung gelegt. Gleiches gilt für die Gitarrenarbeit, die den Grad zwischen Solos und wuchtigen Akkorden exzellent meistert, einen stets durch die Songs treibt und dennoch Luft zum atmen lässt. Candies zum Beispiel ist ein Track zum zurücklehnen. Er wirkt schwerelos und dennoch intensiv. Wo der Vorgänger Danger Mouth an einigen Stellen noch etwas Struktur und Eingängigkeit vermissen ließ, macht es Trials genau richtig. Die Platte macht es einem einfach, sie zu erarbeiten und so bei jedem Hören neues zu entdecken. Ganz ehrlich und mit betonter Objektivität: Jeder Song ist so facettenreich wie bei anderen Bands nicht mal das komplette Album. In Kombination mit einer Spielzeit von 50 Minuten wird Trials nicht als Appetithäppchen geeignet sein, vielmehr stellt es eine komplette Mahlzeit dar.
Die Mischung die Mutiny On The Bounty auf Trials anbieten ist gnadenlos unique. Irgendwo zwischen dem Gesang von Turbostaat, der Melodieführung von Dune, der Mathematik der Foals und der Instrumentalkraft von And So I Watch You From Afar, schaffen die Luxemburger ihr eigenes Konzept und perfektionieren es in Form von 12 Songs. Intensiviert, befreit und unter Einsatz von Blut und Schweiß komplett verausgabt. So fühlt man sich beim Hören von Trials. Hier handelt es sich um ein Album, dass definitiv eine geringe Halbwertszeit hat.
Anspieltipps:
- Artifacts
- Fiction
- North Korea
- Statues
- For The Men Who Had Everything
www.facebook.com/mutinyonthebountytheband
Sweat On The Bounty: Jakob Sauerwein
Und hier der dazugehörige Beitrag.