Band: PeterLicht
Album: Melancholie & Gesellschaft
Herkunft: Wahlheimat Köln, Deutschland
Klingt wie: Frank.Spilker Gruppe, Funny van Dannen
Wovon lebt eigentlich der Peter? Dies fragte sich einstmals der kratzig - punkige Winson und heutzutage vermag man darauf spontan in stakkato- ähnlichen Mundlauten - Musiker, Theaterautor, Geschichtenverfasser, Illustrator und Teilmaskierter – zu antworten. Zumindest kann man das allerorts vernehmen. Ob nun in den Feuilletons der einschlägig bekannten und gelesenen Tages- und Wochenzeitungen oder im „Trendcheckermagazin“, kurz INTRO genannt.
Doch was macht diesen Peter so begehrt? Reizt uns das Geheimnisvolle, weil niemand etwas über die Person hinter dem Pseudonym weiß?
Weiter erfährt der Leser, dass die Medienschaffenden die ersten zwei Alben verschliefen, abgesehen von der kurzen Sonnendeckentdeckung, und wurden erst beim dritten Werk „Lieder vom Ende des Kapitalismus“ so wirklich aufmerksam auf einen Menschen, der höchstens Interviews am Telefon abhielt und ansonsten in den raren Medienauftritten gesichtslos, jedoch nicht kopflos, auftrat.
Seit diesem legendären Auftritt beim Late Night Talker Nummer Eins gab es eine Zäsur im Schaffen von PeterLicht. Vom Ein-Mann Projekt, der seine Texte elektronisch fundierte und die Gitarre als verzierendes Element benutzte, wuchs er über das Duett Dasein (Er und Pianist) zu einer richtigen, vierköpfigen, Band (so mit Pianist, Bassist, Gitarrist und Schlagzeuger) an. Die größte Veränderung jedoch war das Heraustreten aus seiner Anonymität ins grelle Licht der Bühne, natürlich immer mit dem Hinweis die Objektive ruhen zu lassen.
Dieser Zäsur zum Trotz gibt es eine Konstante im Wirken des PeterLichts. Nämlich die herausragenden, sehr präzise beobachtenden Texte, die seine Eindrücke und die folglich resultierende Kritik über das menschliche Dasein darstellen.
Auf „Melancholie & Gesellschaft“ setzt er die Kapitalismuskritik vom Album davor fort und ergänzt sie durch die Medienkritik. So fordert er in „Stilberatung Restsexualität“ mit entblößten Körpern keine Produkte zu bewerben, bevor er den Satz „bedeckte Körper sind in Ordnung“ predigt. Aber auch die These, dass die Wirtschaft die Geschicke der Welt lenkt, nährt er in dem mit Streichern akzentuierten „Marketing“. Das er dabei mit teilweisen brutalen Vokabular „vor dem Schlafen gehen noch ein wenig Holocaust“ das Fehlverhalten des Mediums Fernsehen zuspitzt, zeigt drastisch die Realität. Darüber hinaus verneint er Descartes „Ich denke, also bin ich“, indem er das Ich als geisteskrank abstempelt. Sind also die Menschen, infolge des Kapitalismus, Getriebene ihrer selbst geworden, vor lauter Bevormundung durch die Gesetze des Marktes? PeterLicht hat dafür nur eine sartreske Lösung: „Was sollten wir anderes sein als frei?“
Auch die Abkehr der Menschen von urbanen Siedlungsstrukturen („Landlied“) und das Problem der weiteren Verdichtung solcher Betonierungen („Räumen Räumen“) offenbart den Menschen immer auch den Verlust von einem Stück Natur. Melancholie nistet sich in unseren Köpfen ein, musikalisch im engeren Sinne durch das Klavier und die Streicher und im weiteren Sinne durch klassischen Pop verdeutlicht.
Fazit: Ein Album voller erlebter Melancholie über das derzeitige Wesen unserer Gesellschaft. PeterLicht ist selber Mitglied ebenjener und vermag es trotzdem als quasi Außenstehender den Finger in die Wunde zu legen. PeterLicht ist der moderne Prophet, dessen Geschichte noch geschrieben werden muss und dessen abgenutzte musikalische Ideen weiterentwickelt werden müssen.
Anspieltipps:
- Alles was du siehst, gehört dir
- Beipflichten
- StilberatungRestsexualität
- Räumen Räumen
- Heimkehrerlied
Die illustrierte Homepage: www.peterlicht.de
Die Bachmannpreislesung: bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis/autoren/stories/195931/
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