Band: Ra Ra Riot
Album: The Rhumb Line
Mitglieder: Milo Bonacci (Gitarre); Alexandra Lawn (Cello, Sängerin); Wesley Miles (Keyboard, Sänger); Mathieu Santos (Bass); Rebecca Zeller (Violine); † (2007) John Pike (Schlagzeug)
Herkunft: Syracuse, New York, Vereinigte Staaten von Amerika
Klingt wie: isländisch-epischer Indierock
Die bisherige Geschichte von Ra Ra Riot ist eine tragische, weil urplötzlich ein schrecklicher Schicksalsschlag die Band aus ihrer gerade verlaufenden Erfolgsspur katapultierte. Mitten in den Aufnahmen für das Debütalbum, die kurz vor dem Abschluss standen, verschwand der Drummer John Pike nach einem Konzert in Providence spurlos. Erst einen Tag später fand man seinen Leichnam in einer nahe liegenden Bucht. Die Polizei geht davon aus, dass John Pike ertrunken ist. Doch nichts Genaues weiß man.
Dies bedeutete für Ra Ra Riot nicht nur den Verlust eines sehr guten Freundes und Bandmitgliedes, sondern auch den des Hauptsongschreibers. Somit wurde die noch junge Band vor die Entscheidung gestellt: Weitermachen oder Bandauflösung?
Sie entschied sich für Ersteres und so kam es, dass ich Ra Ra Riot drei Monate später in Reykjavík bewundern konnte und für mich einnahm, aufgrund ihrer energetischen und popanarchistischen Bühnenpräsenz. Bis heute zählt dieses Konzert, laut Gitarrist Milo Bonacci, zu einem der Besten der Bandgeschichte. Und schon auf ebenjenem Auftritt fand die Balance zwischen Trauerbekunden und überschwappender Freude statt. Das Leben dreht sich bekanntermaßen weiter.
Diese beschriebene Balance spiegelt sich nun auch auf dem oft hinausgezögerten Debüt „The Rhumb Line“ wieder, bei dem man den Titel nicht besser hätte wählen können: Die aus dem Griechischen stammende Wortgruppe bedeutet soviel wie „schief laufende Linie“.
Somit klingt das Album, aus bekannten Gründen, wie eine Ode an den Verstorbenen. Man hat das Gefühl, dass ihm die Atmosphäre einer Totenmesse innewohnt. So kann man in fast jeder Textzeile einen Nachruf auf John Pike hineininterpretieren, unter anderem im sehnsüchtigen „Ghost Under Rocks“
“Here you are you are breathing life into
Ghost under rocks like notes found
In pocket coats of your fathers,
Lost and forgotten.”
oder dem nachdenklich streicheresken „Winter ’05“
“But instead I sit atop the crest/
Looking down on the valley where the dead rest/
And every morning I wake beside myself/
But I digress/
If you were here/
Winter wouldn't pass quite so slow/
And if you were here/
Then i'd have a choice to live not be alone.”
Aber auch das kraftvolle „Dying Is Fine“ und das in den Anfangsakkorden an The Cure erinnernde „Too Too Too Fast“ unterstützen den anfangs geäußerten Eindruck. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn Ra Ra Riot vermitteln mit ihrer Post-Punk und Indie-Rock Referenz auch Aufbruchstimmung. Sie schauen in die Zukunft und geben ihren verstorbenen Drummer als lebenslange Inspirationsquelle preis.
Fazit: Ein episches Indie-Popwerk, dass bedingt durch die zwei Streicherinnen an isländische Atmosphären erinnert, sich jedoch nicht den Weiten ebenjener verliert, sondern sehr gut mit den musikalischen Klängen des altbekannten Indierocks harmonieren.
Anspieltipps:
- Each Year
- Ghost Under Rocks
- Can You Tell
- Too Too Too Fast
- St. Peter’s Day Festival
Bandhomepage: www.rarariot.com/news.php
Der Nachruf auf John Pike: www.sticksman.org
Ra Ra Riot Lyrics: www.lyricsmania.com/lyrics/ra_ra_riot_lyrics_41033/
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