Album: s/t
Künstler: SBTRKT
Mitglieder: multiple
Herkunft: London/UK
Klingt wie: Vangelis auf Speed
Hinter dem Namen subtractone, kurz SBTRKT, verbirgt sich der Produzent und Musiker Aaron Jerome, der schon für Chartbreaker wie MIA, Basement Jaxx oder Mark Ronson re-mixte. Unter dem Pseudonym SBTRKT veröffentlicht er nun sein Debüt Album auf dem Londoner Label Young Turks, aus dessen heiligen Hallen auch Acts wie the XX oder Holy Fuck stammen.
Als DJ im Plastic People Club in East London und als gefragter Produzent spann er die Fäden seiner musikalischen Projekte bisher eher aus dem Hintergrund, aber auch für sein Erstlingswerk in Eigenproduktion bleibt er lieber unerkannt. Dafür schlüpft er hinter seiner archaischen Zeremonienmaske in verschiedene Identitäten, gesanglich verkörpert durch Vocalists wie Jessie Ware, Sampha, Roses Gabor oder Yukimi.
Auch wenn physionomisch nicht viel von SBTRKT zu erspähen ist, so lässt er doch über den Grund seines Maskenspiels verlauten:
„It's about uplifting the soul and challenging the normality of electronic music and production."
Das Ritual der Maske aus der Stammesgesellschaft als Signum für das Erhabene, um die elektronische Musik endlich aus ihrer narkotischen Normalität zu befreien, so die Interpretation.
Auch musikalisch wechselt er auf diesem ersten Longplayer die Genres wie die Stühle und streift dabei Pop, Disco, R'n'B und Soul. Das Grundthema aber, das sich durch das Album zieht wie Schokolade durch die Donauwelle, lautet: Dubstep! Damit reiht er sich ein in eine Garde ambitionierter Musiker wie James Blake, Katie B oder Jamie Woon und hat keine Scheu auch eine große Hörerschaft anzusprechen. Ob Aaron Jerome jedoch der neue Timbaland wird kann spekuliert, aber bezweifelt werden. Denn letztendlich spiegelt SBTRKT musikalisch eine immense Bandbreite wieder, die den gemeinen Mainstream-Hörer eher verwirren würde.
SBTRKT ist Herzschmerz in Uptempo, der begleitet wird von wabernden Klangwänden und knackigen Breakbeats. Aber auch an genre-untypischen Experimenten wird nicht gespart. Sensible Dubstep-Perlen mischt Jerome mit glitzernden House-Vocals und verleiht seinem Album damit eine seltene Tanzbarkeit, so dass man sich bisweilen an britische Dance Music oder Chicago House erinnert fühlt. Drum Machines der 80er sorgen zu dem für ausreichend Disco-Atmosphäre wie beispielsweise beim Track Pharoas, dem Roses Gabor ihre bezaubernde Stimme lieh:
„All I see is you, stars, wide opened arms.“
Die emotionale Introspektive vollzieht SBTRKT auch auf allen anderen Stücken und arrangiert dabei leidend-melancholische Vocals mit tighten Breakbeats:
„Such a hurricane. Such a hurt and pain. Trapped in my soul and I can't explain.“
Die Songs auf SBTRKT handeln von Beziehungsängsten und Herzschmerz und sind so soft umgesetzt wie bei seinen Wegbegleitern Jamie oder James. Anders als diese, verharrt er aber nicht in sanften Pop-Melodien. Dann wenn der Schmerz am schönsten ist, drückt SBTRKT auf den BPM-Beschleuniger. Bei Sanctuary oder Something goes right wird Dubstep zu Disco und Two Step zu Drum'n Bass.
Der Mann hinter der Fassade liefert mit seinem selbstbetitelten Debüt wohl eines der vielfältigsten und schönsten Alben dieses Jahres ab. Selten haben Disco und Melancholie, Dubstep und Dancefloor so gut zusammengepasst.
Band: http://www.sbtrkt.com
Myspace: http://www.myspace.com/subtractone
Changing realities, switching identities: Kathrin Müller
Anspieltipps:
- Heatwave
- Wildfire
- Sanctuary
- Something goes right
- Never never
Und hier ein kleiner Beitrag ###NEWS_VIDEO_1###