Ein bekanntes Sprichwort besagt, man solle keine halben Sachen machen. Genau nach diesem Motto haben System of down gehandelt und präsentieren nun mit dem Album Hypnotize den zweiten Teil zu Mezmerize, das bereits im Mai erschienen ist. Da Radio UNiCC auch keine halben Sachen macht, haben wir uns entschlossen, euch beide Alben eingehender vorzustellen.
Dass man Mezmerize/Hypnotize als Gesamtwerk betrachten muss, wird schon durch die äußere Erscheinung der beiden Alben deutlich. Vartan Malakian ist in beiden Fällen der Künstler, der die durchaus interessanten Bilder für die CDs zur Verfügung gestellt hat. Nebenbei ist er auch noch der Vater von Gitarrist Daron Malakian. Die Gestaltung der beiden Alben hinterließ bei mir jedoch ein paar Fragen, die erst durch die Bandhomepage aufgeklärt wurden. Ist Sony BMG zu sehr mit der Entwicklung von Kopierschutz für ihre CDs beschäftigt, dass sie das Mezmerize Cover aus Versehen falsch rum drucken? Warum gibt es bei der Hypnotize Hülle einen völlig sinnlos erscheinenden Pappdeckel? Die Lösung ist so simpel wie genial. Man kann beide Alben ineinander stecken und hat somit ein Doppelalbum. Nichts steht mehr Kopf und die Einheit von Mezmerize/Hypnotize ist perfekt. Nun sieht man auch, dass die Bilder auf der Innenseite die beiden Alben eigentlich ein geteiltes Bild sind.
Aber nun zur musikalischen Seite. Ich kenne und liebe System of a down seit ihrem ersten Album und als ich endlich meinen CD Player mit einer jungfräulichen Mezmerize CD füttern konnte, war ich zunächst ein wenig verstört. Nicht weil die Platte schlecht war; sie war einfach nur…. anders. Die Gitarren haben einen neuen markanten Sound und einige Songs scheinen einfach keinen Rhythmus zu besitzen. Viel offensichtlicher ist aber, dass Daron Malakian mehr und auch mal solo singt. Seine Stimme klingt dabei nun gar nicht so, wie die des eigentlichen Sängers Serj Tankian und diese neue Facette war für mich etwas problematisch. Aber wenn man sich an den neuen Mezmerize Sound gewöhnt hat, macht das Album jede Menge Spaß und rockt genauso wie sein Vorgänger Steal this Album.
Die gleiche Anfangsproblematik stellte sich mir auch bei Hypnotize, nur dass sie hier nicht verschwindet. Der grundlegende Klang ist ähnlich wie bei Mezmerize, aber ich vermisse die Geschlossenheit des Albums. Mit Attack bietet die CD einen fulminanten Einstieg und ist nichts für schwache Nerven. Neben dem von Mezmerize gewohnten Sound gibt es aber auch Tracks wie Vicinity of Obscenity oder Kill Rock 'n’ Roll, die zeigen, dass System of a down auch immer wieder Ausflüge in andere Musikrichtungen unternimmt. Trotzdem ist die Versuchung, die Repeat-Taste zu drücken, am Ende relativ gering.
Ich möchte nicht so anmaßend sein und Hypnotize als ’’Resteverwertung’’ bezeichnen, aber bei einigen Songs lässt sich dieser Gedanke nur schwer abschütteln. Andererseits gibt es aber auch wirkliche Glanzpunkte, wie die erste Single Hypnotize oder Lonely day. Beides sind eher ruhige Lieder, denn die wirklichen Kracher wie B.Y.O.B. oder This Cocaine makes me feel like I’m on this song aus dem Album Mezmerize fehlen einfach.
Fazit:
Die CD ist rund und ein Doppelalbum dauert 160 Minuten. Starke erste Halbzeit und verdient in Führung gegangen, aber nach der Pause zu sehr auf den Toren ausgeruht und ein wenig ins Hintertreffen geraten. Letztendlich aber durch eine geschlossene Mannschaftsleistung und einen guten Produzenten (Rick Rubin) doch noch gewonnen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel; also lassen wir uns überraschen, was diese vier in Zukunft noch für herrliche Tore schießen.
Euer Mann im Stadion: Stephan Grunwald
Videos, Bilder und mehr gibt es auf der Bandhomepage
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