Band: The Drums
Album: The Drums
Herkunft: Brooklyn, New York City, USA
Mitglieder: Jonathan Pierce (Vocals), Jacob Graham (Guitar), Adam Kessler (Guitar), Connor Hanwick (Drums)
klingt wie: Surfing on New Waves
“We only write about two feelings: one is the first day of summer when you and all of your friends are standing on the edge of a cliff watching the sun set and being overcome with all of your hopes and dreams at once. The other is when you’re walking alone in the rain and realize you will be alone forever. “
Oha! Die Brooklyner Bandjugend von heutzutage differenziert also lediglich zwischen gerade mal zwei verschiedenen Gefühlslagen: Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Schwarz oder Weiß – Graustufen ausgeschlossen. Deshalb greifen The Drums auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum auch zielsicher zu einem musikalisch ambivalenten Stilmix und schreiten zur feierlichen Ausdehnung des New Wave- Begriffes hin in Richtung Surf Pop. Hauptsache Wellenreiten.
Unbeschwerter Surfsound kombiniert mit schwermütigem Post-Punk, so lautet die Rezeptur zur Vertonung der sonnig-regnerischen Gefühlswelt von The Drums.
Diese scheinbar sonderliche Stil-Mischung, die von vornherein Außergewöhnlichkeit anzustreben versucht, klingt zunächst einfach nur frisch, frech und fröhlich, von finsteren Post-Punk-Fantasien vorerst keine Spur. So verspricht die mittlerweile omnipräsente Single „Let’s Go Surfing“ in sommerlich-seichter Surfrockart scheinbar einen perfekten Tag am Meer. The Drums scheuen sich wenig und zücken unverfroren sämtliche Register des ungetrübten Frohsinns: Pfiffe, Handclaps, Beach Boy-Geträller, Retro-Singalongs.
Doch so sorgenfrei die Musik, so besorgt die lyrischen Anliegen: „I don’t care about nothing.“
Denn sie leiden. Und das bevorzugt so, wie Robert Smith es tun würde. „I thought my life would get easier, instead it’s getting darker…without you… I wanna hate you” singt Jonathan Pierce zu heiter hüpfenden Bass- und Gitarrenläufen und greift somit sicherlich ganz bewusst zu einem auch in der Musik nicht unüblichen Stilmittel: der Brechtschen Verfremdung. Die Diskrepanz zwischen großem, stilvollem Leid in Curescher Reminiszenz und sommerlicher Leichtigkeit a la Beach Boys, zwischen Lyrik und Musik, sie soll vermutlich den aufmerksamen Hörer auf dramatische Missstände hinweisen, die bei den Drums jedoch in erster Linie amouröser Natur sind.
Abgesehen von den tückischen V-Effekten*, denen man als reflektierter Zuhörer in kritischer Distanz gegenüber steht, setzen die vier Jungs aus Brooklyn auf Simplizität und entdecken die Schönheit der Einfachheit. Keine experimentell-wilden Gebärden, keine pathetischen Gesten, keine kompliziert-verschachtelten Strukturgebilde. Stattdessen ganz genügsam: schöngeistiger Gesang, cleane Gitarren, ein paar spielerische Synthieflächen und vor allem schmissige Melodien. Ein Sound, wie ein modisches Designprodukt: schlicht und schön. Nichts Nützliches für die Ewigkeit, aber perfekt für den Moment.
* Verfremdungs-Effekten
Anspieltipps:
- Best Friend
- Me And The Moon
- Let’s Go Surfing
- Forever And Ever Amen
- This Will All End In Tears
Surft ganz ambivalent zwischen Leid und Leichtigkeit: Johanna Eisner
Virtuelle Surfbretter:
http://www.myspace.com/thedrumsforever
http://de.wikipedia.org/wiki/V-Effekt
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