Band: The Whitest Boy Alive
Album: Rules
Herkunft: Berlin, Germany
Mitglieder: Erlend Øye (Gesang/Gitarre), Sebastian Maschat (Drums), Marcin Oz (Bass), Daniel Nentwig (Keyboards)
Klingt wie: minimalistisch – luftige Popmusik für Tanzfläche wie Hängematte
Das Zeitalter der Digitalisierung: analoge Technologien sterben zunehmend aus. Kaum etwas wird noch manuell gefertigt. Der Computer – nicht mehr wegzudenken. Auch in der Musik nicht, schon gar nicht in der elektronischen.
Die Uhren von „The Whitest Boy Alive“ scheinen diesbezüglich etwas langsamer zu ticken: Ihr Analog/Digital – Wandler funktioniert andersherum. Das im Jahre 2003 in Berlin vom norwegischem Indie – Darling und Multitalent Erlend Øye (man weiß: die eine Hälfte der Kings Of Convenience) ins Leben gerufene Musikprojekt verschrieb sich anfangs noch komplett der elektronischen Tanzmusik.
Die Hälfte der Songs für das damalige Debüt – Album "Dreams" war schon aufgenommen, da entschied sich das Quartett, das alte Konzept über den Haufen zu werfen, und sich einer neuen Idee zu widmen: die gleichen Songs, die gleiche Spielart. Nur ohne Computer, Effekte, jegliche Verzerrungen. Elektronische Musik, gespielt auf konventionellen Instrumenten.
Ein Sound, den man als handgemachten Elektro- Pop bezeichnen kann. Aus digital wurde hier analog.
So entstand mit „Dreams“ ein Debütalbum, das tatsächlich so klang, wie es hieß. Leichtfüßig tänzelnde, träumerische Pop- Musik, reduziert aufs Wesentliche. Zurückgelehnt, und doch tanzbar.
Jetzt legt die Berliner Band nach. „Rules“ heißt ihr Zweitwerk.
Und so stellt zumindest der Albumtitel einen inhaltlichen Bruch zum Vorgänger dar. Schließlich stehen „Dreams“ für Schöpfungen grenzenloser Fantasie, Freiheit. Ebendiese aber wird eingeschränkt durch „Rules“, denen man sich strikt unterordnen sollte, denn bei Nichtbeachtung folgt Sanktionierung.
Nun hat sich aber am Sound von „The Whitest Boy Alive“ auch auf ihrem neuen Album nicht viel verändert. Nach wie vor fabrizieren sie minimalistisch arrangierte, rhythmisch pointierte Pop- Songs. Schnörkellos, ohne wilde Verzierungen oder experimentelles Ausufern.
Die einzigen Regeln, denen sich diese Songs unterwerfen, sind folgende: Reduzierter Einsatz von elektronischen Effekten. Kein Instrument übertönt das andere, alle tanzen auf derselben Hierarchie- Ebene. Und die Songs wurden live in so genannten One – Takes aufgenommen.
Abgesehen davon aber, bietet auch „Rules“ immer noch genügend Freiraum für musikalische Träumereien.
Doch die auf dem Debüt nur latent angedeuteten House – Elemente, werden auf „Rules“ nun verstärkt und vor allem konsequenter eingesetzt. Und so bekommt man vermehrt Synthesizer – und elektronische Effekte zu hören, der warme Klang und die luftige Spielart bleiben.
Disco – Anleihen, groovende Rhythmen, trotzdem schlicht instrumentiert, sodass es gleichzeitig zum Tanzen und zum Entspannen einlädt – so klingt „Rules“.
Das ist die Spielweise, nein, die Spielwiese von „The Whitest Boy Alive“: eindringlich dicht, unaufdringlich locker. Analog zwar, doch dem digitalen Zeitalter perfekt angemessen.
Anspieltipps:
- Courage
- Keep A Secret
- Island
- Dead End
- 1517
Im Internet:
www.myspace.com/thewhitestboyalive
the wises…ähm…whitest girl alive: Johanna Eisner
frisch aus dem A/D -Wandler: der Beitrag