Band: The Wombats
Album: The Wombats proudly present...A Guide to Love, Loss and Desperation
Mitglieder: Matthew “The Dog” Murphy (vocals, guitar, keyboard), Dan “The Rat” Haggis (drums, vocals), Tord “The Fox” Øverland Knudsen (bass, vocals)
Herkunft: Liverpool, United Kingdom
Kennen Sie das Gefühl der Übersättigung? Dieses Gefühl wenn man sich zu viel auf den Teller legt? Dieses Gefühl der Einsicht, dass mal wieder die Augen größer waren als der Mund? Ich kenne dieses Gefühl zu genüge, hab es gerade erst wieder beim ersten Anhören des Debütalbums von den Wombats erlitten.
Denn vor gut anderthalb Monaten kam mit einer Doppel A-Seite das erste physische Lebenszeichen einer Band, welche hierzulande vorher bestenfalls durch Erwähnungen in Blogs aufgefallen ist. Doch ebenjene EP, welche sechs Lieder umfassend war, klang so ironisch, so erfrischend...so einfach, so grandios. Dort entwickelte sich bei mir eine steigende Vorfreude auf das im Oktober erscheinende Album der Band. Doch dann erste Ernüchterung. Eine innere Angst beschlich mich. Hatte ich womöglich das Dessert vor dem Hauptgang verspeist?
Doch bevor ich diese erschreckende Frage beantworten kann, betrachten wir die Band (Benennt sich nach einem australischen höhlengrabenden Pflanzenfresser, welcher vom Aussehen einem Bär ahnelt) und ihr Debüt „A Guide to Love, Loss and Desperation“ näher.
Sie haben sich britisch-like in einer Bar in Liverpool im Jahre 2003 kennen gelernt, zumindest Matthew Murphy und Dan Haggis. Ihren Bassisten Tord Øverland Knudsen „rekrutierten“ sie von Paul McCartney’s Liverpool Institute of Performing Arts. Kurz danach begannen die ersten gemeinsamen Proben und auch die ersten Auftritte ließen nicht lange auf sich warten. Diese Entwicklung fand einen ersten Kulminationspunkt als sie die erste ungesignte Band waren, welche die Liverpooler Konzertlocation Carling Academy (Fassungsvermögen: 1200 Menschen) zum „Ausverkauft!“ - Limit füllten. Selbst in China spielten sie vor 80.000 begeisterten Menschen, als sie auf dem Midi Music Festival in Peking spielten.
Schon der Albumtitel lässt leichtes Schmunzeln aufkommen, denn dort heißt es übersetzt: Die Wombats präsentieren stolz...Einen Führer zwischen der Liebe, dem Verlust und der Verzweiflung. Aha. Daran merkt man schon die ersten Anzeichen von Ironie. Doch diese verfliegen nicht wieder. Nein, sie ziehen sich durch das ganze Album. Ironie ist quasi die Grundlage ihres Albums. Und da ist es auch nicht verwunderlich, dass es im einleitenden Song, welcher a capella „Beach Boys“ – mäßig geträllert wird, darum geht, dass dieses Album Geschichten über Mädchen, Jungs und Beuteltiere erzählen will („Tales of Girls, Boys and Marsupials“). Es geht um Briget Jones, einem Jungen mit Schlafstörungen, um Hochzeiten, Stripperin Patricia wird thematisiert, Rollschuhe ebenfalls, Lesben, Charts-Hits, Joy Division und natürlich geht es um Beuteltiere.
Musikalisch gesehen ist es ein veritables Indiepop Album, welches durch Handclaps, Uh’s und Ah’s eine triviale Eingängigkeit erzeugt, welcher man nicht entrinnen kann. Es ist sogar schlimmer, es fesselt ein regelrecht durch die sehr gekonnt ironisch vorgetragenen Geschichten, diesen britischen Akzent und wegen der ganzen Spassmacherei, den die Drei betreiben. Und mit dieser Spassmacherei dürfen sie sich eine Stufe höher stellen als der Rest der britischen Newcomerszene, welche aus The Maccabees, Good Shoes und The Enemy besteht.
Fazit: Am Ende muss konstatiert werden, dass ich zwar das Dessert wirklich vor dem Hauptgang verputzt habe, doch nach einer kleinen Pause des Verschnaufens war noch genug Platz für ebenjenen in meinem Bauch vorhanden. Zwar dezent aufgewärmt, doch it tastes really delicious!
Anspieltipps:
- Moving To New York
- Backfire At The Disco
- Let’s Dance To Joy Division
- Lost In The Post
- Kill The Director
- School Uniforms
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