Album: Hearts on Hold
Band: Tu Fawning
Mitglieder: Joe Haege, Corrina Repp, Liza Rietz and Toussaint Perrault
Herkunft: mal wieder Portland, Oregon, USA
klingt wie: Wilde Vögel, Friedenstrommeln und Strandhäuser sowie das Piano von Menomena
Aller Anfang ist kryptisch.
Kryptik markiert den Anfang. Nur Trompeten und Drums. Und eine Stimme. Ein Gospel?
Tu Fawning, eine Band, aus einer Stadt, über die just an dieser Stelle schon genügend gerätselt wurde, spielten auf dem Klavier einer anderen Band, die der Grund für die urbane Rätselei war, ein Debüt-Album ein, das sich kaum entziffern, identifizieren, kategorisieren, greifen oder gar verstehen lässt. Auf die Frage hin, was dieses Album eigentlich ist, ließe sich am leichtesten antworten, es ist eben da. Es ist schräg. Es ist nicht vergleichbar.
Und so locken, nach dem eher kargen Opener, tribale Trommeln in Kombination mit lautmalerischen Lyrics, vorgetragen von einer tragenden, getragenen weiblichen Stimme, die ein klein wenig an die von Victoria Legrand erinnern dürfte
Erstaunlich auch die in vielen der zehn Songs auf „Hearts On Hold“ absolute Abstinenz einer Gitarre. Stattdessen prägen Orgel, Bläser oder eben das Menomena-Piano, das in dunklen Farben gehaltene Bild, das Tu Fawning hier zeichnen. Wird die Gitarre eingesetzt, dann ganz bewusst, spartanisch erklingt sie, entweder krächzend verzerrt oder überschattet von Hall, wirkt sie fast wie eine Störvariable, die dort unterbricht, wo ohnehin nichts fließt, denn oftmals fehlen nicht nur die Gitarren, es fehlen auch feste Strukturen. Basierend auf Melancholie zieht sich eine Stimmung durch die Songs, die entweder von wildem Ausbruch oder aber stillem Rückzug geprägt ist.
„Sad Story“ komprimiert all das, was Tu Fawning ja eigentlich gar nicht haben, hin und wieder aber einsetzen: verzerrte Gitarren, cleane Gitarren mit Hall, wilde Trommeln, Kabarett-Piano, Bläser, Chöre, Onomatopoesie und obendrein skandiert Corinna Repp repetitiv einen herrlichen Slogan für Feministinnen und Kachelmann-geschädigte Frauen: „don't let a man be your sad story!“ Eben.
Bei Tu Fawning ist vieles möglich, irgendwie. Gospel, Wiegenlied-Balladen, Kabarett, Feminismus.
Es gibt Orgel. Es gibt Chor und Bläsersätze. Es gibt Blues-Gitarren. Es gibt keine Strukturen. Aber es gibt Drama. Es gibt Traurigkeit. Es gibt alles. Und dennoch vermag man es nicht zu sagen, was genau die Musik von Tu Fawning letztendlich ist. Vielleicht ist sie ja gerade eben alles, alles außer gewöhnlich. Zäh leistet sie Widerstand gegen jegliche drohende Schubladisierung und schafft sich ihre eigene kleine Nische. Herz & Seele statt spektakuläres Subgenre. Somit bleibt bei all der Kryptik zu sagen: die Musik von Tu Fawning ist zwar schwer zu fassen, aber genau deswegen auch so unfassbar spannend.
Anspielen:
The Felt Sense
Sad Story
Apples And Oranges
Just Too Much
I Know You Now
Transkribiert kryptische Tribalitäten: Johanna Eisner
http://www.myspace.com/tufawning
Ein Versuch die unfassbare Spannung fassbar zu machen im: Beitrag.