Band: Two Door Cinema Club
Album: Tourist History
Mitglieder: Alex Trimble, Kev Baird, Sam Halliday
Herkunft: Bangor / Donaghadee [Irland]
Klingt wie: die angenehme Art der Reizüberflutung
‚to the basement people, to the basement – many surprises await you!’'
- Undercover Martyn -
Es gibt solche Phänomene, die offensichtlich aus dem Nichts auftauchen und deren Herkunft und Entstehung so ungewiss wie verblüffend sind. Kugelblitze zum Beispiel – oder eben auch Two Door Cinema Club. Die drei Jungs aus Nordirland sind der beste Beweis dafür, dass die MySpace-Präsenz einer Band die größte Rolle einnimmt, wenn es um große Deals geht, denn so wurde auch das französische Label Kitsuné auf das Trio aufmerksam, auf welchem dieser Tage auch ihr 10-Track-Debüt ‚Tourist History‘ erscheint. So kann und soll´s gehen: Vor ein paar Monaten noch in keinem Ohr, heute schon in aller Munde.
Die stetig wachsende Indie-Pop-Muschel spuckt also weiter fleißig neue Perlen aus und auch Two Door Cinema Club fügen sich als perfektes Glied in die daraus entstehende Kette. ‚Tourist History‘ sprüht vor jugendlicher, extrovertierter Energie – frisch, spritzig, unkompliziert direkt. Bereits der Opener ‚Cigarettes in the Theatre‘ gibt die Richtung vor. Stotterige High-Speed-Drum-Samples dürfen sich um punktuelles Gitarren-Gefrickel legen, um dann in klaren, dichten und äußerst eingängigen Refrains aufzugehen. Untermalt wird das Ganze wie üblich durch schwebende Synthesizer-Parts, ausgefeilten Bass-Treppen und Clap-Along-Beats aus der Konserve. Mit ‚Do You Want It All‘ erlebt ‚Tourist History‘ aber auch seine ruhigeren, fast besinnlichen Momente. Das Erfolgsrezept ist längst kein unbekanntes – eine stetige Neuerfindung des Genres Elektro-Pop ist aber auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Wichtig ist vor Allem, dass eine Band Gesicht hat und wenn man es so will, haben Two Door Cinema Club ein äußerst markantes. Neben dem Hang zur Ausgelassenheit auf Platte, lässt sich auf Youtube und MySpace auch eine Affinität für den akustischen Vortrag der sonst elektronisierten Songs erkennen. Hinter dem gut vermarkteten Konzept steckt also wirklich Talent – vor allem das Talent einem als ausgeschöpft geglaubten Genre doch noch ein Stück Innovation einzuflößen und seine ganz eigene persönliche Note zu verleihen. Wiedererkennungswert scheint glücklicherweise das Hauptkriterium für die Aufnahme in den Two Door Cinema Club zu sein.
Fazit: Was die jungen Nordiren auf ‚Tourist History‘ zelebrieren, scheint die perfekte Symbiose aus den verspielten Gitarren-Extasen alá Vampire Weekend und Foals und Refrains, die so radiotauglich und mitreißend sind, dass man den Independent-Stempel eigentlich so schnell wie möglich von der Stirn der drei Jungs entfernen sollte. Was den Zugang zu den oben genannten, parallel anzusiedelnden Bands eventuell erschwerte, gelingt Two Doors Cinema Club: Die strukturierte Unübersichtlichkeit – das geordnete Chaos. Leider könnte man das auch als einzigen Schwachpunkt von ‚Tourist History‘ bezeichnen – zu viel Homogenität lässt den Blick fürs Wesentliche unscharf werden. Der Grat zwischen Verlangen und Belanglosigkeit ist eben äußerst schmal.
Anspieltipps:
- Undercover Martyn
- I Can Talk
- Cigarettes In The Theatre
- Come Back Home
- You´re Not Stubborn
for all tourists: www.myspace.com/twodoorcinemaclub
he spoke words that would melt in your hands: Jakob Sauerwein
the sound thath would melt in your ears: im Beitrag