Band: We Were Promised Jetpacks
Album: In The Pit Of Your Stomach
Mitglieder: Adam Thompson (Gesang, Gitarre), Michael Palmer (Gitarre), Sean Smith (Bass) und Darren Lackie (Schlagzeug)
Herkunft: Glasgow
Klingt wie: das Inselwetter
Da ist er, der Schlag in die Magengrube. Dabei wurden uns doch eigentlich Jetpacks versprochen!? Ob die 4 Jungs von We Were Promised Jetpacks inzwischen ihre heißersehnten Fluggeräte bekommen haben, ist nicht gewiss. Fest steht aber, dass sie keine Jetpacks mehr brauchen, sind sie doch inzwischen zu so etwas wie Überfliegern avanciert. Der Durchbruch kam mit ihrem 2009 veröffentlichten Debut ‚These Four Walls‘, dem es gelang eine stetig wachsende und nach außen ziemlich beeindruckend wirkende Fanbase um die Band zu formen. Diese zeichnet sich vor allem durch geschlossene Tanzformationen auf engstem Raum und nahezu perfektionierte Textsicherheit aus: heutzutage fast schon eine Rarität. Jetzt also gehen We Were Promised Jetpacks den nächsten Schritt und veröffentlichen ihr zweites Album. Das zweite ist immer am schwersten: entweder man kann die Erwartungen des Vorgängers nicht erfüllen, oder man liefert nochmal die erste Platte ab, nur mit anderem Namen. Das Resultat ist in beiden Fällen das gleiche: herbe Enttäusche Fans und Kritiker. WWPJ machen es da genau richtig und zerbrechen sich erst gar nicht den Kopf über eventuelle Reaktionen, vertrauen ganz auf sich und ihr Bauchgefühl bzw. das Gefühl in ihrer Magengrube und nenne das entstandene Werk auch noch danach: ‚In The Pit Of Your Stomach‘.
Dabei ist von Anfang an klar: die Glasgower machen keine Gefangenen. Mit Circles and Squares wird ‚In The Pit Of Your Stomach‘ von einem Song eröffnet, der sich nach einer Minute Instrumentalbombast zum ersten Highlight der Platte entwickelt. Hier wird an nichts gespart, der Blick ist unmissverständlich nach vorn gerichtet, ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr. Aber noch etwas klingt an: für eine beflügelte Leichtfüßigkeit alá Quiet Little Voices scheint kein Platz mehr zu sein. Vielmehr klingen die 10 Songs – zumindest was die Eingängigkeit angeht – wie das oft gescholtene Regenwetter auf den britischen Inseln, bei dem man sich erst wohlfühlt, wenn man schon völlig durchnässt ist. Und so muss man in Stücke wie Act on Impulse, Medicine oder Through the Dirt and the Gravel erst eintauchen, um versinken zu können. Zu sagen, dass We Were Promised Jetpacks auf ‚These Four Walls‘ leichte Kost geboten hättenn, wäre schlichtweg falsch. Im Vergleich zum Vorgänger kommt ‚In The Pit Of Your Stomach‘ aber wesentlich unverdaulicher daher. Die Hälfte der Songs ist über 5 Minuten lang, der Weg vom Gehör zum Gehirn und von dort bis in die Beine dementsprechend länger. Die erste und einzig wirkliche Denkpause erlaubt erst das vorletzte Stück Human Error, dessen treibende Strophen sich in einem rifflastigen Refrain auflösen.
Dass ‚In The Pit Of Your Stomach‘ gleichzeitig so mächtig aufbrausend (Boy In The Backseat, Circles and Squares) wie verschroben und unnahbar (Act On Impulse, Through The Dirt And The Gravel) rüberkommt, ist sicherlich ein gewollter Effekt. We Were Promised Jetpacks bewegen sich von einem physischen Debüt (physisch weil tanzbar) zu einem psychischen (psychisch weil denkbar) Nachfolger. Kein üblicher und deshalb gewagter und ernstzunehmender Entwicklungsprozess, bei dem man gespannt sein darf, wie ihn die auf Live-Tauglichkeit eingepegelte Fangemeinde aufnehmen wird. In den Beinen der Hörer sind We Were Promised Jetpacks schon längst angekommen. Jetzt wollen sie in die Köpfe. Und der Weg führt unvermeidlich durch die Magengrube.
Anspieltipps:
- Hard To Remember
- Human Error
- Boy In The Backseat
- Circles And Squares
http://www.wewerepromisedjetpacks.com
Jeder hätte gern ein Jetpack. Auch: Jakob Sauerwein
Und hier der abgehobene Beitrag.