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Summary

Das Splash! Festival – Vier Tage Hip Hop-Urlaub in Sachsen-Anhalt

Wir haben einen Erlebnisbericht vom Splash 2019 von unserem Musikredakteur und Splashtouristen Marcel Kröber für euch. Wir hoffen, ihr habt Spaß beim Lesen und klickt euch mal durch die Bildergalerie. ;) Es lohnt sich.

Splash!-Tourist Marcel

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Splash 2019

Es ist Mittwoch, der 10. Juli, der Wecker klingelt um 8:08 Uhr. Normalerweise ist mir das viel zu früh, doch was macht man nicht alles, um schon vor dem Verlassen des Betts die ersten HipHop-Referenzen zu streuen? Anschließend startet dann aber die klassische Morgenroutine. Diese ist wahrscheinlich in allen Genres gleich. Zumindest kann ich mir schwer vorstellen, dass Indierock-Fans ihre Zähne anders putzen als wir Rapheads. Noch schnell etwas gefrühstückt, die letzten Gepäckstücke und Kumpels ins Auto geworfen und ab auf die Straße gen Ferropolis. Was hier gerade nach einem etwas mäßigen Tagebucheintrag klingt, soll allen Nicht-Splashern einen kleinen Einblick in den Wahnsinn dieses Festivals geben, den ich nun schon zum sechsten Mal erlebe. Keine Angst, das oben war und bleibt die einzige genaue Zeitangabe, denn wie bei jedem guten Festival verschwimmt das Verständnis für die Uhrzeit. Bei manchen früher, bei manchen später, dem entziehen kann sich aber niemand. Um kein Risiko einzugehen, habe ich meine Uhr daheim gelassen.

Die Fahrt dauert nicht lange, die Stadt aus Eisen bei Gräfenhainichen ist keine zwei Stunden entfernt. Aber da meine Freunde und ich nicht die einzigen Vernarrten sind, geraten wir dann kurz vor dem Ziel in einen dreieinhalb Kilometer langen Autokorso. Die meisten Wagentüren stehen offen und es scheppert aus allen Richtungen. Deutschrap, französischer HipHop oder amerikanischer Trap, hier kommt alles zusammen und schon jetzt weiß ich, hier bin ich richtig.

Irgendwann erreichen auch wir das Ziel, parken die Autos, schnappen Zelte und Pavillon und rennen Richtung Einlass. Jedoch wartet hier schon der nächste Stau auf uns. Als geübter Festivalgänger weiß ich zum Glück, wie und wo ich mich anstellen muss, damit es wenigstens ein bisschen weniger lang dauert. Ich lass mich also nicht von den mich umgebenden Menschenmengen stressen und erreiche auch schon bald unser Zeltlager. Als unsere Behausungen stehen und die Mägen knurren - es ist mittlerweile später Nachmittag - wird es Zeit zu grillen. Das Entfachen des Grillfeuers stellt den Startpunkt der Ekstase dar, denn nach der Stärkung ist vor der ersten Runde Flunkyball. Zeit wird’s. Am Mittwoch finden noch keine Konzerte statt, daher ist das der richtige Abend den Zeltplatz zu erkunden und die ersten Freundschaften zu schließen.

Es ist Donnerstag, der Morgen beginnt verhalten mit 5-Minuten Terrinen und Zähneputzen. Stück für Stück füllt sich die Runde unter unserem Pavillon und auch die ersten Radler werden geöffnet. Morgenroutine mal anders. Einige aus unserer Gruppe wollen den Tag mit einer Dusche beginnen, kehren aber nach einer Stunde enttäuscht und ungesäubert zurück. Die Schlangen vor den wassergespülten sanitären Einrichtungen sind endlos lang. Ein Problem, das die Veranstalter das ganze Wochenende nicht in den Griff bekommen werden. Sehr schade, doch für mich kein Abbruch, denn ich nutze eh viel lieber den an den Campingplatz angrenzenden See. Zwar wird man hier nicht unbedingt sauberer, den Kreislauf bringt es aber allemal in Schwung. Erfrischt genehmige auch ich mir das erste Bier des Tages und starte mit meinem Flunkyballteam zu den wichtigen Duellen auf dem Campingplatz. Aus irgendeinem Grund hat es sich eingebürgert, dass wir das den ganzen Tag machen. Zwischendurch erhalten noch zwei unserer Mitspieler einen neuen Haarschnitt, ehe auch wir erstmal eine kleine Pause machen müssen.

Irgendwann treibt es uns dann Richtung Festivalgelände. Dieses wurde wieder umstrukturiert. Zum ersten Mal gibt es auch vor dem offiziellen Einlass eine Bühne – die Frontyard. Auf dem Gelände finden sich dazu noch die Bühnen Playground, Backyard und der Corner. Die perfekte HipHop Hood wird noch von der Mainstage und dem Splash Beach komplettiert. Zwar unterscheiden sich die Bühnen vom Titel, jedoch ist eine richtige thematische Trennung nicht zu erkennen. Was auch egal ist, denn an diesem Wochenende ist alles HipHop. Egal in welcher Sprache, mit welchen Beats oder in welchem Tempo. Um dieses Gefühl bestmöglich auszunutzen, lasse ich mich erstmal ziellos über das Gelände treiben. Besonders die Bühnen am Strand haben ein einzigartiges Flair. Denn wenn mal die Energie fehlt, kann man ganz bequem die Beine lang machen und nebenbei noch immer die Musik der Bühnen genießen. Ansonsten stehen heute zwei wichtige Termine auf meinem Plan: das Konzert von SSIO auf der Hauptbühne und die fünfeinhalbstündige Green Berlin Party mit Marteria und seiner Crew. Zwei Highlights und zweimal purer Abriss. Leider spielt das Wetter dieses Jahr nicht zu 100% mit und irgendwann verjagt uns der Regen wieder in unsere Zelte.

Der Freitag ähnelt sehr stark dem vorherigen Tag, was nicht schlimm ist, sondern viel mehr gewollt und bewusst so gewählt. Heute bleibt auch etwas Zeit, um das Campinggelände noch einmal näher zu betrachten. Dieses Jahr wurde ein Green Camp eingeführt, bei dem vor allem auf striktere Mülltrennung geachtet wird. Außerdem gibt es mit dem [FAIR]opolis-Gelände und der [Fairo]Stage ein breites Nebenprogramm mit Info- und Aktivständen. Am Abend sind es neben den Konzerten von Dexter und Plusmacher vor allem die DJs und DJanes, die mir einheizen und meine exzellenten Dance Moves zum Vorschein bringen.

Am Samstag wache ich zwar ohne Kater auf, aber dennoch macht sich eine genau solche Stimmung im Camp breit. Der letzte Tag und die Abreise am Abend stehen an. Missmutig öffnen wir die letzten Dosenbiere und schlürfen unsere Ravioli aus der Dose. In vier viel zu kurzen Tagen ist das Event, auf das ich ein Jahr hin gefiebert habe, schon wieder vorbei. Doch auch die trüben Gedanken sind irgendwann verweht und nach einem letzten Sprung in den See bauen wir unsere Zelte ab und gehen ein letztes Mal den langen Weg zu den großen Tagebaukränen Ferropolis‘, unter denen sich die Bühnen befinden. Dieses Mal, wie so oft am letzten Tag des Festivals, schaffen wir es auch mit der gesamten Gruppe auf das Konzertgelände. Auch heute erleben wir noch einmal HipHop und vor allem Deutschrap vom Feinsten. Egal ob Fatoni, Mädness & Döll oder LGooney, Moshpits und unzählige HipHop-Hände gibt es auch noch am letzten Tag. Jedoch merkt man deutlich, dass die Kräfte schwinden und die Fans öfter eine Pause brauchen.

Als ich mich zum Abschied winkend der Mainstage zu drehe, erblicke ich da noch ein letztes Mal die Worte Miteinander, Wohlgefühl, Grenzenlosigkeit und Toleranz. Mit der Bestätigung, hier beim Splash! Festival unter all den HipHop Fans richtig zu sein, begebe ich mich mit einem Grinsen auf den Heimweg und freue mich schon auf das nächste Jahr.

Euer Splash!-Tourist Marcel

„Konzertfreie Jahre sind so 2020/21“, müssen sich Max, Jonas & Band gedacht haben, als sie ihren Tourplan nach der Pandemiepause wieder füllten.

So ließe sich erklären, dass nun die emotions-Tour zum gleichnamigen Album (Radio UNiCC berichtete!) nach kurzer Pause in den Open Air-Sommer und die Kann es sein, dass...-Tour im Herbst 2023 übergeht. Das hält die amtierenden Inhaber des Wanderzitroneneises für die meisten Die Ärzte-Vergleiche in Albumkritiken allerdings nicht davon ab, musikalisch nachzulegen: Sage und schreibe sechs neue Lumpenpack-Singles haben Fans seit dem Albumrelease im November 2021 zu hören bekommen! Ausgefuchste Spürhunde wittern bereits die nächste Platte.

Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, empfehlen wir dringend, es nicht Billie gleichzutun, sondern das neue Material schon einmal live abzufeiern! Wie wäre es zum Beispiel am 15.07. in Dresden auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch? Tickets gibt es unter anderem hier auf der Website der Band.

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Die Band Enemy Inside aus Aschaffenburg war am 16. April im Rahmen ihrer "Seven" Tour zu Gast im Hellraiser Leipzig. Ihr zweites Album "Seven" erschien 2021, mitten in der Pandemie.

Am 23.06. um 21 Uhr heißt es wieder „Tore auf!“, wenn die Eminems des Electropunks die Festwiese im Leipziger Sportforum fluten. Lange genug mussten sich Leipziger Freunde des gesellschaftskritischen Pogens gedulden: Zuletzt beehrten die Hamburger im März 2020 die inoffizielle sächsische Landeshauptstadt mit ihren Beats, bevor nur zwei Wochen später der Vorhang erst einmal fiel. Drei Jahre später gibt es nun mit dem frischgepressten Release Neues Vom Dauerzustand einen willkommenen Anlass, kritisch unterversorgte Konzertsynapsen wieder aus allen Rohren feuern zu lassen. Das bereits achte Studioalbum der in den späten 90ern gegründeten Gruppe bringt dabei nicht nur Kontext für Songs wie Kids In Meinem Alter, sondern auch das für Fans gewohnte lyrische Potpourri aus Ironie, Nonsens und Biss mit sich. Darunter massieren einem saftige deichkindsche Electro-Beats die Seele und machen dabei richtig Lust auf die Livedarbietung der neuen Tracks!

Wer die Fete nicht verpennen möchte, der kaufe sich Tickets, z.B. hier im offiziellen Shop der Band!

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Durch einen bunten Innenhof und eine mit Stickern beklebte Tür gelangt man im Westen Leipzigs in das Neue Schauspiel. Die Location besticht ähnlich wie Powerplush, die Chemnitzer Band, die am 23.03. hier zu Gast war, mit einem persönlichen, gemütlichen und vertrauten Charme.

Mit verträumtem Dreampop wärmte am frühen Abend die Dortmunder Band Sloe Noon das Publikum als Vorband erfolgreich an. 2022 starteten sie nach einer Nominierung für den popNRW Preis in der Kategorie beste Newcomer und der Veröffentlichung ihrer zweiten EP Liminality richtig durch und sind dieses Jahr sogar in Köln und Paris zu sehen.

Nach einer kurzen Pause legten dann Powerplush, bestehend aus Anja (Bass, Gesang), Maria (Gitarre, Gesang), Svenja (Gitarre, Gesang) und Nino (Schlagzeug), los und wurden sofort vom Publikum gesanglich unterstützt. Bisher war die Chemnitzer Band hauptsächlich als Support-Act für Bands wie Blond, Tocotronic oder die Beatsteaks unterwegs gewesen, aber jetzt gibt es endlich die erste eigene Tour. Es wurde sowohl ein Großteil des Debütalbums Coping Fantasies gespielt, als auch durch einen Schaumstoffwürfel ein alter Song, der gespielt werden sollte, ermittelt. Das flauschige Gefühl, das der Sound und die Texte der Band auslöst, war auch in Leipzig deutlich spürbar und im Publikum wurden sowohl einige Tränen vergossen als auch im Moshpit gefeiert.

Eine "waschechte Sause" resümiert die Band.

Noch sind nicht alle Shows der Tour ausverkauft. Wenn ihr also Lust habt vorbeizukommen, dann gibts hier noch ein paar Resttickets und im Sommer seht ihr Powerplush unter anderem beim Highfield, Southside und Greenjuice Festival.

Die schwedische Metalkombo Avatar tourt mit ihrem neusten langerwarteten Silberling „Dance Devil Dance“ durch Europa und heizen bei einem Stop im Leipzier Hellraiser ihre Fans richtig ein.