Konzertbericht SDP, Haus Auensee Leipzig
SDP sind auf der „Bunten Seite der Macht“ – Tour und deshalb führt uns unser Weg heute am 11. November ins Haus Auensee nach Leipzig. Einlass ist bereits seit 18 Uhr und mittlerweile ist es 19.15 Uhr. Wir sind fast da. Beim Betreten der Location wird klar, wir sind zu spät, wiedermal. Da das Konzert ausverkauft ist, ist kein Platz mehr zu finden, bei dem man irgendetwas von der Bühne sieht, wenigstens das Backdrop des Künstlers wäre schön zu sehen gewesen. Aber naja, zum Glück habe ich einen Fotografen dabei, der sich gezwungenermaßen, glücklicherweise zur Bühne durchkämpfen muss. Ich hefte mich an seine Fersen, verliere drei Euro, fünf Haare und meine Socken im Gedränge, aber ich habe es geschafft. Lebendig und ohne mit Bier überschüttet worden zu sein, stehe ich rechts neben Stage und sehe sogar den Voract – Timi Hendrix, also so lange er im vorderen Drittel der Bühne steht. Bei dieser Performance wird klar, er gibt sein Bestes, aber irgendwie zieht die Hiphop-Jazz-Nummer nicht so ganz. Sogar der Saxophonist spielt sich seine Seele aus dem Leib und was ist der Dank, ein kurzer Jubel. Na immerhin.
Die Unruhe steigt, denn alle wollen SDP sehen, die zwei Chaoten mit den lustigen Texten. Genauso bunt, wie das Albumcover sind auch die Gäste. Ganze Gruppen, die wohl vorher bei Burger King eingekehrt waren, präsentieren stolz ihre Kronen, ein paar Mädels haben sich zur Feier des Tages bunte Farbe auf die Kleidung, die Arme und ins Gesicht gepackt und Glitzer ist zu sehen. Viel Glitzer. Was mich jedoch ein bisschen ärgert: das Haus Auensee hat den Rollstuhlbereich ganz hinten unter der Empore errichtet. Ich wage es zu behaupten, dass die Rollstuhlfahrer von dort aus nichts sehen können vom Konzert. Mein Tipp daher: investiert doch lieber ein paar Scheine in einen Lift und schon könnte ein Balkon der Empore als Rollstuhlplatz dienen. Es ist ja so, dass immer nur 2/3 der Empore genutzt werden, warum also nicht noch fünf Meter mehr nutzen? Ich halte diese Idee für gut und finde das muss mal vorgeschlagen werden.
Aber genug Gerede, kommen wir zum spannenden Teil. SDP kommen auf die Bühne und mit Leider Wieder Da ist das Publikum von 0 auf 100 im Energielevel angelangt.
„Heute ist Samstag und ihr könntet so viel machen heute Abend – Geld verdienen, euch weiterbilden, ein Buch schreiben, Geschlechtsverkehr haben – aber ihr seid lieber hier. Danke, dass ihr eure Zeit mit uns verschwendet. Verschwenden wir unsere Zeit zusammen.“ Und damit war der nächste Song eingeleitet, Zeit verschwenden, bei dem große bunte Luftbälle übers Publikum flogen. Der Knaller kommt danach. Mit einer Maschine werden Tour-T-Shirts durch die Lüfte geschossen und zu Fangeschenken von der Band gemacht.
Der weitere Verlauf ist spannend anzusehen. Vincent und Dag albern zusammen herum, bauen tolle Pyrotechnik in die Songs und lassen die Fans entscheiden, welche Songs gespielt werden sollen. Als Dag plötzlich die Bühne verlässt wird es romantisch, Vincent geht an den Flügel und schmettert eine Liebesballade Millionen Liebeslieder. Romantisch zündet er die Kerzen an und los geht’s. Der aufmerksame Besucher merkt währenddessen, dass sich an der Technik-FOH etwas tut. Ein Podest ist aufgebaut und Dag steht plötzlich mit Gitarre darauf und stimmt ein. Vincent folgt ihm durchs Publikum und schon machen sie die Fans aus den hinteren Reihen glücklich. „Guck mal, sie war vorhin noch traurig. Mama ich sehe nichts, stehe ganz hinten und jetzt? Bam erste Reihe“, spaßen die beiden. Es folgt ein Akustikset mit Gitarre, bevor es wieder zum Abschluss der ersten Hälfte auf die Hauptbühne geht.
Besonders bei Songs wie So schön kaputt schreit die Menge immer wieder im Chor „Wir sind so schön kaputt O-Oh.“
Ein bunter Konfetti-Regen endet das Konzert. Vorerst. Denn die Zugabe ist mindestens genauso lang, wie die erste Hälfte. Mal wieder haben sich die zwei ein besonderes Highlight ausgedacht. Sie haben ein Glücksrad bauen lassen, auf dem nur alte Songs gedruckt sind und lassen den Zufall entscheiden, aus welchen Liedern sie spontan ein Medley basteln. Und der Zufall entscheidet: Als ich Mädchen noch scheiße fand, Zittertango, Antifriedensmusik, ‘Ne Leiche und Deine Freundin. Zum Ende wird die Hitnummer Ich will nur, dass du weißt dahin geschmettert, bevor die Zugabe mit Die Nacht von Freitag auf Montag und Feuerwerk endet.
Ein schönes Konzert geht zu Ende und als die Menge lichter wird, wage ich nun auch einmal einen Blick auf die Bühne und bin erstaunt. Ein riesen Bühnenbild mit Bildschirmen und Podesten für die Band ist zu sehen und ich habe es nicht in Action erleben können, da die Sicht versperrt war. Arrrggh. Aber immerhin habe ich das ganze Konzert über zumindest überhaupt etwas gesehen, ich glaube das kann nicht jeder von sich behaupten und damit fahre ich zufrieden und mit zehn Ohrwürmern mehr im Kopf nach Hause.
Fazit: Viele Highlights wie Feuerwerk, Glücksrad, zweite Bühne; lustige zwei-stündige Show, davon 30 Minuten witzige Comedy - kann man gerne wieder machen. Daumen hoch für die Chaoten von SDP!