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Summary

"This is it, what keeps live music alive!" - Das Rockharz Open Air 2016

Auch die Hüter des Grabens wollen mal Spaß haben :)

Juli, die Sonne scheint, ein paar Wölkchen sind zu sehen, es ist gut warm, das Ziel im Navi ist gesetzt: Asmusstedt bei Ballenstedt, der jährliche Anlaufpunkt einer kleiner Heerschar an Metalheads aus ganz Deutschland.

Das Rockharz Open Air 2016 fand dieses Jahr vom 06. bis 09. Juli statt und zog ca. 13.000 Besucher zum östlichen Rand des Harzes an den Fuß der Teufelsmauer. Auf dem Programm stand eine gewohnt hochkarätige und breitbandige Mixtur von Heavy und Power Metal, Folk und Gothic Metal bis hin zu Death Metal. Hier ist einfach für jeden etwas dabei!
Nachdem es letztes Jahr zu recht massiven Staus am Anreisetag und entsprechender Kritik der Besucher kam, welche teilweise ein paar echt gute Bands verpassten, wurde dieses Jahr das gesamte Anreisekonzept gründlichst überarbeitet. Vor allem die Möglichkeit, bereits am Dienstag anreisen zu können, entspannte das Verkehrsaufkommen am Mittwoch deutlich. Zugleich war dadurch am Mittwoch aber auch schon ordentlich Betrieb auf dem Campground und man war zu weilen doch froh, wenn man mit guten Freunden unterwegs war, die vielleicht schon ein kleines Plätzlein für sein eigenes Zelt mit blockierten ;) Alternativ konnte man sich im Vorfeld seinen eigenen kleinen Campingbereich für einen kleinen Aufpreis sichern. Dazu wurde speziell ein neuer Bereich geschaffen, womit die Lage auf dem Campground aber auch noch etwas entspannt wurde.
Es gab aber auch noch ein paar andere Neuerungen, wie Schließfächer mit integrierten Ladestationen, zwei Sound-Türme für eine bessere Tonabmischung, etwas höhere Bühnen für die bessere Sicht auf die Bands, oder einen Biergarten mit Leinwand. Ja, die Fußball-EM war parallel zum Festival und da der deutsche Rocker hin und wieder auch gern Fußball schaut, tat man alles dafür, dass er neben seinen Lieblingsbands auch dem einen oder anderen Spiel folgen konnte.
Ich muss hier gestehen, dass die Spiele gänzlich an mir vorbei gegangen sind, die Bands waren dann doch interessanter :)

Eröffnet wurde das Rockharz Open Air dieses Jahr am Mittwoch von den Finnen von Mors Principium Est im Rahmen der AFM Label Night. Wo die letzten Jahre noch die AFM Awards stattfanden und Newcomer Bands ihr Können unter Beweis stellen konnten, standen dieses Jahr schon recht bekannte Größen auf der Bühne: Shakra, Kissin' Dynamite, J.B.O., Onslaught und Asenblut. Damit wurde der Mittwoch eigentlich schon zu einem vollwertigen Festivaltag.

So richtig los ging es dann am Donnerstag. 12:45 Uhr starteten The New Roses, welche Anfang des Jahres erst ein neues Album in die Läden stellten und mit ihrem Rock schon eine gute Menge an Metalsheads vor die Bühne holten. Mit Hackneyed und Deadlock folgten zwei Bands der härteren Metalrichtungen und animierten zu den ersten Moshpits. Die Schweden von Grand Magus brachten einen kurzweiligen Stilwechsel und legten eine solide Show auf die Bretter. Nun ging es passend zu den Namen der Bühnen, Rock und Pain Stage, schön im Wechsel von Death Metal der Dänen von Illdisposed, zu Stoner Rock von Spiritual Beggars zurück zu Death Metal von Entombed A.D., welche zusammen mit den darauffolgenden Thrash Metallern von Annihlator die immer zahlreicher werdenden Zuschauer gehörig zum moshen brachten. Die groovigen Melo Deather Soilwork setzten dem Ganzen dann noch die Krone auf, Circle Pits, Moshpits, rumspringen und mitgrölen war die Devise!
Danach hieß es mal einen Gang runterschalten in der Saiten-Schrabbel-Kiste und die melodischeren Klänge aufgezogen: Gamma Ray läuteten den ersten großen Headliner Abend ein und brachten mit Songs bis in die früheren Schaffensjahre die Menge zum stimmgewaltigen Mitsingen. Da sind die zu tausenden in den Himmelgestreckten Pommesgabeln wohl verdienter Lohn für die Hamburger.
Nachdem die letzten Akkorde der Power Metaller verklangen, ging es mit deutschen Novel Gothic Rock aus Frankfurt weiter: ASP gaben sich die Ehre und zogen die Massen in ihren Bann. Sowohl Klassiker als auch neustes Material aus dem Leipziger Hotel Astoria wurden mit einer großartigen Feuershow performt. ASP zeigten einmal mehr, dass sie angefacht durch die Resonanz der Fans, zu Höchstform auflaufen können und ihre Geschichten vom Schwarzen Schmetterling mit aller Energie erzählen, die sie aufzubringen vermögen. Nach diesem großartigen Konzert verblieb leider nicht viel Zeit zum Luftschnappen.
Saxon stand bereits in den Startlöchern und gute Plätze waren eigentlich schon vor dem Ende des Konzertes von ASP Mangelware. Der Füllgrad des Infields ließ schon erahnen, dass der heutige Abend noch eine große Party werden wird.
Als die mittlerweile seit 38 Jahren bestehende Heavy Metal Formation, und damit die älteste Band auf dem diesjährigen Rockharz Open Air, die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Mit dem ersten Takt hatte man die Besucher in den Bann gezogen und verwandelte das Infield in einen großen tobenden Hexenkessel. Damit gaben die Briten einen großartigen Tagesabschluss, welcher mit einem zünftigen Stilwechsel von den Norwegern von Enslaved seinen endgültigen Ausklang fand.

Ab dem Freitag war es vorbei mit dem Lange ausschlafen, 11:20 stand der erste Act auf der Rock Stage und organisierte die Starthilfe um durch den Tag zu kommen.
Los ging es mit And Then She Came, dem neuen Projekt der Krypteria-Musiker rund um Frontfrau Ji-In Cho, welche mit Modern Metal ihr neustes Material präsentierten und mit dem Auftritt beim Rockharz gleichzeitig ihren ersten großen Auftritt im neuen Gewand feierten. Für all jene, die immer noch etwas müde aus der Wäsche schauten, dürfte Dust Bolt endgültig feuern unterm Hintern gemacht haben. In gewohnt kraftvoller Feierlaune galoppierten die Bayern übers Feld und gaben ihrem Thrash Metal die Sporen. Dieser einschlagende Blitz sollte nun auch den Letzten im Infield wachgerüttelt haben.
Twilight Force hielten im Anschluss die Feierlaune mit ihrem magisch motivierten Power Metal oben, bevor Suicidal Angels schon mal das Warm-Up Training für die Nackenmuskulatur lieferten. Dies war auch dringend notwendig, gab es doch mit Kampfar schon mal die erste Pagan Formation mit dem Charakter einer Dampfwalze, welche sich anschickt über das Festivalgelände zu rollen und die Fitness der versammelten Fans zu testen.
Nitrogods sorgten im Anschluss nochmal für handfesten, muskulaturfreundlichen Hard Rock mit Feierlaune, die man auch ausleben sollte, schaut man sich den nächsten Slot an. Hier stand nämlich Der Weg Einer Freiheit auf dem Programm und die Würzburger sind berüchtigt für harte Bretter und überbordender schwarzmetallsicher Riffwände. Ihr Auftritt war dann auch der vorläufige Härtetest der Nackenmuskeln, welcher erfolgreich bestanden werden konnte :)
Für all jene, den die letzten Stunden doch etwas zu Black Metal lastig waren, gab es nun wieder Party-Folk vom Feinsten auf die Ohren. Die werten Herren von Coppelius vertäuten ihr Luftschiff an der Dark Stage und ließen die Menge toben und feiern und bereiteten diese auf den nächsten Power Metal Act aus Dortmund vor. Während Axxis eine solide Show gaben, zog in nicht allzu großer Ferne ein paar argh dunkle Wolken auf, die nichts Gutes verhießen. Den Blick immer wieder gen Horizont gerichtet, verfolgte ich die Show der Dortmunder und bangte doch ein wenig um den Auftritt meines heutigen persönlichen Highlights: Primordial, welche als nächstes spielen sollten.
Als die Iren aber die Dark Stage betraten und die ersten massiven Takte von sich gaben, machte sich das Gewitter klein und zog um uns herum... Gegen die Aura von Frontmann Nemtheanga kommt eben auch Petrus nicht an :) Und so wurde der Auftritt von Primordial wieder mal ein grandioses atmosphärisches Highlight.
Weiter ging es mit den Hard Rockern von Kärbholz und, um den Stilbruch perfekt zu machen, Satyricon, welche erneut eine Dampfwalze brettharten Black Metals durch das Infield schickten. Darauf folgend wurde es Spaßig: Knorkator standen in den Startlöchern und schickten sich von Konzertbeginn an, die Massen zum Ausrasten zu bringen, mit großem Erfolg. Circle Pits, Moshpits und jede Menge Crowdsurfer, vor allem nach einem Aufruf zum Secruity Stress Test, bestimmten das Bild. An dieser Stelle sei einfach mal wieder ein Lob an die Secruities im Graben gegeben, welche trotz massenhaft Crowdsurfern und entsprechender Schwerstarbeit immer ein Lächeln im Gesicht hatten, wenn auch irgendwann ein sichtlich erschöpftes.
Im Anschluss an diese, immer wieder etwas ausartende Party, folgten Saltatio Mortis, welche mit ihrem Folk Rock die Stimmung oben hielten und ein guter Auftakt zum Tages-Headliner waren.
Dieser kam von Tobias Sammet's Avantasia. Die Symphonic Formation ist bekannt für große pompöse Konzerte mit raffinierten Lichtshows und einer perfekten Performance. Und so zog auch dieses Konzert wieder tausende in seinen Bann und begeisterte die Massen zum Tagesabschluss.
Wer noch eine ordentliche Fuhre Technical Death Metal aus Italien genießen wollte, der fand mit Fleshgod Apocalypse den perfekten energiegeladenen Ausklang und konnte seine tagsüber trainierten Nackenmuskeln nochmal so richtig testen.

Da stand auch schon der letzte Festivaltag vor der Tür. Mit noch immer einem leichten Ziehen im Nacken ging es für mich 11:20 auf einen Blick zu den Rockdevilz, welche den Samstag eröffneten. Viel ist noch nicht los an diesem Morgen. Der Menge an Zuhörern nach, könnte man meinen, man ist auf einem Club Konzert mit überdimensionierter Bühne. Den Herren von Rockdevilz stört das nicht und man spielt mit guter Laune ein solides Rock Set durch.
Die Finnen von Lost Society versuchen als zweites, die noch etwas träge Masse in Schwung zu bringen. Mit ihrem flotten Trash Metal schaffen sie dies im Laufe ihres Konzerts auch und so startete das erste Kreislauftraining an diesem Tag schon mal im Schein der Mittagssonne.
Mit Winterstorm wurde es im Anschluss recht episch. Die Oberfranken sind mittlerweile in der Szene kein unbeschriebenes Blatt mehr und so ziehen sie eine beachtliche Menge an Fans auf das Infield, welche von vorn bis hinten mit springen, tanzen, singen. In Anbetracht dessen, dass die Power Metaller ein etwas spontaner Ersatz für Draconian waren, welche leider absagen mussten, war das Konzert ein voller Erfolg.
Auch Harpyie konnte die Stimmung auf dem hohen Niveau und die Masse an Zuschauern vor der Bühne halten. Mit ihrem Folk Metal gaben sie richtig Gas und brachten die Fans zum Jubeln, Mitsingen und Feiern. Von diesem Zuspruch angefacht, liefen auch die Rheinländer zur Höchstform auf und sprangen nur so über die Bühne. Definitiv ein bisher sehr gelungener Start in den Samstag.
Mit dieser Vorlage stürmen nun Heldmaschine auf die Rock Stage und nutzen die Ausgelassenheit der Fans um ihren Sound der Neuen Deutschen Härte in die große Party einzuarbeiten. Deutlich merkt man ihre Verbundenheit als Fans zu Rammstein, den Urgesteinen der NDH, welche man unter dem Banner Völkerball stetig coverte. Entsprechend energiegeladen und technisch ausgefeilt geht man zu Werke und erhält zum Lohn laute Zugaberufe zum Konzertende.
Mit dem Verklingen des letzten Akkordes stehen auch schon die Finnen von Omnium Gatherum in den Startlöchern. Die Melodic Deather nutzen die Gelegenheit, ihren neusten Silberling "Grey Heavens" zu präsentieren, spielten aber auch Songs der älteren Scheiben: "New Dynamic" darf nun mal einfach nicht fehlen, wenn die Stimmung eh schon gut ist. Und so schafften es auch Omnium Gatherum das Publikum im gut gefüllten Infield zu begeistern und in ein waberndes Meer aus Haaren zu verwandeln.
Die darauffolgenden Thrash Veteranen Tankard brauchten nicht viel, um das Infield erneut in einen einzigen Hexenkessel zu verwandeln. Mit Vollgas rockten sie die Bühne und konnten sich dem Anblick fliegender Haare und den zu hunderten in den Himmel gestreckten Pommesgabeln der Fans erfreuen.
Als Gloryhammer, welche 2014 bereits das Rockharz Open Air bespielten und für ordentlich gute Stimmung sorgten, die Bühne betraten, war klar, die Party wird wieder großartig. Und so zog die Schotten mit ihrem sehr spaßigem Fantasy Power Metal über das Festival her und ließen ausgetobte und erfreute Metalheads zurück und konnte sicher wieder ein wenig die eigene Fanbase erweitern.
Nun sollten eigentlich Hämatom die Rock Stage entern, aber die Fans mussten hier etwas warten... und warten... und warten... Man konnte durchaus erstaunt sein, dass selbst nach 10 Minuten des Wartens, die Stimmung im Infield noch sehr heiter war. Einzig die Secruities und Fotografen wirkten zunehmend gelangweilt. Irgendwann hatten die Secruities, welche auf Arbeit warteten, die Nase voll und schickten prompt ihren eigenen Crowdsurfer, natürlich einen aus ihren eigenen Reihen, hinaus in die wartende Menge. Für mich war nun die Zeit zu gehen, da ein Rundflug über das Gelände auf meinem persönlichen Programmplan stand. Als ich noch auf meinen Piloten wartete, vernahm ich auch den Start des Auftritts von Hämatom, mit ca. 15 Minuten Verspätung stiegen sie mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums "Wir sind Gott!" voll ein und konnten dem Klang nach die Massen doch noch gut erreichen und mitziehen.
Nach dem Rundflug über das Festivalgelände mit grandiosen Ausblicken über die Ausläufer des Harzes ging es noch für ein paar letzte Songs zum Auftritt von Finntroll, welche mit ihrer unvergleichlichen Art die Massen zum moshen und rumspringen brachten und zugleich eine finnische Serie beim Rockharz einläuteten. Mit Ensiferum folgte gleich das nächste Schwergewicht im Bereich mitreißendem epischen Folk Metal. Das Quintett aus Helsinki brauchte nur wenige Akkorde und die Masse tobte. Von Müdigkeit der Fans war trotz den bisher reichlich energiegeladenen Auftritten keine Spur zu sehen, dafür legten diese erstmal eine ordentliche Staubwolke über das Infield mit einigen Moshpits hier und da.
Der darauffolgende Auftritt der Power Metaller von Sonata Arctica wird bei den Fans sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. Frontmann Tony Kakko und seine Bandkollegen schaffen es immer wieder wie kaum eine andere Band, die Fans und Neulinge in ihren Bann zu ziehen und sich voll und ganz der Musik hinzugeben. Man tanzt, springt, klatscht, schwenkt die Arme und singt aus voller Kehle. "This is it, what keeps live music alive!" ruft Tony Kakko den Massen entgegen - bei dem Anblick, muss man ihm einfach Recht geben!
Die vierte finnische Formation in dieser Serie sind die Melo Deather von Children Of Bodom. Auch sie waren schon ein paar Mal beim Rockharz Open Air und sind wieder voller Energie, bereit es richtig krachen zu lassen. Man zockt einmal den Querschnitt der Bandgeschichte hoch und runter und lässt den Nackenmuskeln keine Zeit für eine Pause. Die Menge im Infield dankt es mit lauten Rufen, gen Himmel gestreckten Fäusten und einem wabernden Meer von Haaren.
Im Anschluss daran wird es wieder folkig und Subway To Sally schickten sich an, mit ihrem Sound die Masse zum Tanzen zu bringen. Es folgte ein mitreißender Hit nach dem anderen und die Menge tobte, sprang im Takt und tanzte durch das Infield. Zum Ende hin wurden die schon zur Zeremonie gehörigen Blut-Rufe laut, welche auch mit "Julie und die Räuber" beantwortet wurden und damit das Ende des Konzertes eingeleitet wurde.
Schon ordentlich warm gelaufen, empfing das Publikum nun den Tages-Headliner Powerwolf, welche mit ihrer Metal-Messe die Massen in Ektase versetzten. Aus tausenden Kehlen wurden die Songs der Saarländer Formation mitgesungen und gefeiert. Das Quintett gab Vollgas und zelebrierte ihre Messe routiniert und energiegeladen mit einer grandiosen Pyroshow. Zum Dank sah man sich immer wieder einer Wand von in die Luft gestreckten Pommesgabeln entgegen, welche bis in die letzten Reihen des Infields reichte.
Nach diesem bombastischen Festivalabschluss folgten noch zwei absolute Spaßkanonen. Tanzwut, deren Auftritt beim Rockharz 2015 wegen einem technischen Ausfall jäh unterbrochen wurde, hatten dieses Jahr erneut die Gelegenheit zu später Stunde die Fans zum Feiern zu bringen und schaften dies auch sehr erfolgreich. "Ihr wolltet Spaß? Den sollt ihr haben!" :)
Den nun wirklich letzten Festivalabschluss machten Versengold, welche trotz später Stunde noch eine richtig gute Feierlaune an den Tag legten und das Infield nochmal so richtig tanzen ließen. Was will man mehr zum Abschluss eines tollen Festivals, als einfach entspannte, gelassene Partymusik die jeden lahmen Knochen zum Rhythmus zucken lässt :)

Und damit ist es wieder vorüber, das Rockharz Open Air 2016. Etwas wehmütig schweift der Blick nochmal über das menschenleere Infield und hinüber zur langsam aufgehenden Sonne.
Dieses Festival ist und bleibt hoffentlich weiterhin was Besonderes. Nicht zu groß, keine Abstriche in der persönlichen Bandauswahl, da keine Überlappungen, eine herrliche Umgebung, in der man auch mal ein wenig Wandern gehen kann und nicht zuletzt ein immer wieder überraschend großartiges und vor allem vielfältiges Line-Up für einen vergleichsweise moderaten Preis.
Unsere Empfehlung für 2017 steht damit schon mal fest: Rockharz wir sind wieder dabei!

Am 13.09. gaben sich die Berliner Punkrock Band ZSK gemeinsam mit Lefly aus Hamburg und Heart A Tact aus Zwickau die Ehre und spielten im Chemnitzer AJZ Talschock ein besonderes Konzert, bei welchem die Gewinne des Abends an den Opferfonds des RAA-Sachsen e.V. für Betroffene rechter Gewalt gehen sollten. Trotz des schlechten Wetters fanden an diesem Freitag einige Menschen den Weg in das Chemnitzer Jugendzentrum. Den Abend eröffneten mit Heart A Tact eine Punkgruppe aus Zwickau, welche ZSK bereits auf ihrer Hass↯Liebe-Tour begleiteten. Der relativ klassische Punkrock-Sound der Band ließ das Publikum früh auftauen und ließ gegen Ende des Sets erste kleine Moshpits in der menge aufgehen. Besonderen Bezug zum Anlass des Abends hatte die Sängerin, die als Lehrerin die Wichtigkeit politischer Bildungsarbeit hervorhob.

Nach einer kurzen Umbaupause kam der zweite Supportact auf die Bühne: Lefly aus Hamburg. Die Band selbst beschreibt ihre Musik als eine Mischung aus Rap, Rock und Raggae. Das Kiez-Image der Gruppe brachte ein Stück Rummel auf St. Pauli nach Chemnitz ins AJZ. Die Gute Laune Musik kam wahnsinnig gut beim Publikum an, welche dies mit ausgelassenem Tanzen zum Ausdruck brachte.

Vor dem Auftritt von ZSK kamen noch einmal zwei Vertreter*innen des RAA Sachsen e.V. auf die Bühne und bedankten sich umfangreich bei den Bands und allen helfenden Personen die dieses Konzert möglich gemacht haben. Danach gab die Berliner Band ihren Auftritt zum Besten und es war eine Show wie man sie sich von einer solchen Größe der Punkszene erwartet. Viele Moshpits, ein Sänger, der keine Scheu vor Stagediving im Publikum zeigt und klare Ansagen zu aktuellen politischen Themen. Ein Highlight des Abends war die gute Zusammenarbeit zwischen dem Publikum und Sänger Joshi, der von der Bar hin und zurück stagedivede um einen Kasten Bier zu besorgen. Außerdem war der Abend voller Wertschätzung für Menschen die sich für die linke Subkultur und eine offene demokratische Gesellschaft einsetzen. Und nachdem das Konzert von den Hits der Band „Alle meine Freunde“ und „Antifascista“ zu Ende war, hatte man zumindest für einen Abend das gute Gefühl, nicht alleine zu sein und das die vielen negativen Nachrichten zumindest für die zeit dieses Konzertes sehr weit weg zu seien schienen.

„We don’t know why we’re so huge, but we’re very accepting of it“ beschreibt Dave “Brownsound” Baksh 2024 den unwahrscheinlichen Erfolg seiner kanadischen Rockband Sum 41.

Tatsächlich hätte kaum jemand den vier auf Krawall gebürsteten Teens in den 90er Jahren bescheinigt, einmal ganze Stadien zu füllen, als sie ihre Demos auf einer Videokassette an die Labels verschickten um aus den vielen aufstrebenden Pop Punk-Bands herauszustechen. Auf die Tracks legten die damals 19-jährigen eine Videoclipcollage voller Pranks, Actionfilmparodien und anderen Späßen, aufgenommen mit dem elterlichen Camcorder. Die Idee fruchtete: Labels wurden aufmerksam, rissen sich schon bald um die junge aufmüpfige Band und nach einer ersten EP erschien bereits 2001 das Debütalbum All Killer No Filler, das nichts anderes als den Durchbruch bedeutete für Frontmann Deryck Whibley, Drummer Steve Jocz, Bassist Cone McCaslin und Gitarrist Dave Brownsound.

Das Album erreichte Platinstatus in Kanada, den USA und Großbritannien. Die beiden Singleauskopplungen In Too Deep und Fat Lip sind noch heute die meistgestreamten Spotify-Tracks der Band, die dazugehörigen Musikvideos ebenfalls Pop-Punk-Kult.

Und die Gruppe legte unermüdlich nach, schärfte mit den nächsten Alben ihren eigenen Sound, scheinbar bemüht, sich vom mittlerweile zunehmend poppigeren Pop Punk abzugrenzen. Nach einer eskalierten Wohltätigkeitstour durch den Kongo, bei der die damals 23-Jährigen von UN-Soldaten evakuiert werden mussten, erschien das bisher härteste Werk von Sum 41: Chuck.

Benannt nach Charles “Chuck” Pelletier, der die Evakuation leitete, ist das Album zusammen mit dem 2011 erschienenen Screaming Bloody Murder ein Fan-Liebling - wahrscheinlich auch wegen der rohen Energie, die den Songs dieser beiden Platten innewohnt. Chuck Pelletier erhielt für diese Tat übrigens eine Tapferkeitsmedaille.

Über die Zeit stießen Tom Thacker, Leader der Punk Rockband Gob, und Frank Zummo von Street Drum Corps zu Sum 41 und ersetzten zunächst die beiden Gründungsmitglieder Steve Jocz und Dave Brownsound. Letzterer sollte nach 9 Jahren Pause wieder zur Band stoßen.

Vollkommen anlasslos kam diese Wiedervereinigung allerdings nicht. Infolge seines Alkoholkonsums mit starken Nieren- und Leberschäden konfrontiert, beschloss Deryck Whibley 2014 nicht nur sein Trinkverhalten fundamental zu verändern, sondern im Vertrauen auch wieder Kontakt zu seinem ehemaligen Gitarristen zu suchen. So kam es für die überraschten Fans ein Jahr später...

Seit drei Jahren besingt die vierköpfige Indie-Band Kapa Tult alltägliche Herausforderungen mit angenehmen Melodien, und das auf deutsch. Dabei verstehen die LeipzigerInnen es hervorragend, tiefgreifende gesellschaftliche Probleme mit einer simplen Leichtigkeit und ganz viel Realness äußerst tanzbar zu präsentieren. Das beginnt schon bei den Songtiteln: Wer würde schließlich hinter Straßenbahn, Michelle Obama und ½ Cappuccino inhaltliche Auseinandersetzungen mit übergriffigem Verhalten, toxischem, normorientiertem Wettbewerbsdenken in der Beziehung und dem Unterbezahlen neuer Interpreten in der Musikbranche vermuten?

Das Debütalbum Es schmeckt nicht erschien im Sommer 2023 und ist voller glanzloser Glanzmomente mit Meta-Ebene, denn analog zu den Songtiteln geht es auch beim Albumname nur auf den ersten Blick um den Geschmack der auf dem Cover abgebildeten Zitrone. Das Gesamtpaket begeistert nicht nur Indie-Fans, sondern macht vor allem Lust auf mehr, und genau das scheint die Gruppe im Köcher zu haben, misst man sie an ihrer aktuellen Single ½ Cappuccino.

Die kommt ein Stückchen härter daher als bisherige Kapa Tult-Tracks und beschäftigt sich wie erwähnt mit der Schwierigkeit, abseits der ganz großen Bühnen finanziell Fuß zu fassen. Der Track fand unter Gleichgesinnten offenbar so großen Anklang, dass einen Monat nach Singlerelease eine Session-Version veröffentlicht wurde, mit vielköpfigem Backup-Chor aus zahlreichen Indie-Künstler*innen - und einem gewissen Dirk Felsenheimer.

Nach der Es schmeckt nicht-Tour im Frühjahr 2024, gehen die Festivalsommer-Termine von Kapa Tult nun nahtlos über in die Solo-Herbsttour, für die ihr hier Tickets kaufen könnt. Der ostdeutsche Freistaat kann dabei am 22.10. (Groove Station, Dresden) und am 16.11. (Werk 2, Leipzig) Zeuge des Kapa Tultschen Musikhandwerks werden und aktiv dafür sorgen, dass es bei Sängerin Inga & Co. schon bald für einen ganzen Kaffee reicht.

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Am Wochenende vom 16. bis 18. August fand eines der wichtigsten Open-Air-Musikfestivals Ostdeutschlands statt. In Großpösna bei Leipzig reisten rund 30.000 Besucher für das Highfield Festival 2024 an. Seit seiner Gründung 1998 zieht das Festival jedes Jahr zehntausende Musikbegeisterte aus ganz Europa an. Das Line-Up bietet eine beeindruckende Mischung aus internationalen Headlinern, beliebten deutschen Bands und aufstrebenden Künstlern.

Zu den Top-Acts zählte Peter Fox, der als Headliner am Freitag mit seiner Crew eine mitreißende Show ablieferte. Er gab auch anderen talentierten Artists Raum, die wie er mit Dancehall- und Amapiano-Beats begeisterten. Trettmann bewegte am selben Abend mit seinen Songs die Massen und sprach offen darüber, wie seine jüngsten Kämpfe sich in seiner Musik widerspiegeln. Ennio performte Hits wie „Die Jungs“ und überraschte einige Fans mit einem unveröffentlichten Song per AirDrop. Flogging Molly aus LA versetzten das gesamte Festival mit ihrem Folk-Punk-Rock in eine ausgelassene Feierstimmung. Während Fans zu Bosse im Regen tanzten, zeigte Soho Bani mit „Block Therapie“, dass es okay ist, mal zu strugglen. Ski Aggu überraschte am Samstag das Publikum mit einem Auftritt von 01099. Zahlreiche weitere Artists, ob groß oder klein, sorgten für unvergessliche Momente und boten eine perfekte Mischung aus Rock, Hip-Hop und Pop für jeden Musikgeschmack.

Der Störmthaler See bietet eine einzigartige Kulisse für das Festival, an der sich die Besucher auf dem weitläufigen Gelände zwischen den Konzerten erholen können. Auch dieses Jahr gab es auf dem Festivalgelände zahlreiche Stände mit abwechslungsreichen Angeboten. In der Balea-Shower-World erwartete die Besucher ein Wohlfühlprogramm mit Duschen, Liegestühlen und kostenlosen Testprodukten. An der Winston Lounge konnten individuell bedruckte Gasfeuerzeuge gratis gestaltet werden. Am Billy-Boy-Stand bastelten Besucher Schilder, um ihre Lieblingskünstler zu unterstützen. Der Highfield Merchandise Stand bot neben Fanartikeln der Künstler auch ein eigenes Sortiment des Festivals. An der Fritz-Kola-Stage feierten die Besucher zu einer bunten Musikmischung von Klassikern wie, „Von Party zu Party“ und „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, zu der bis in die Nacht getanzt wurde.

Das Highfield Festival legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und ermutigte die Besucher, umweltfreundliche Anreiseoptionen wie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und den eingerichteten Shuttle-Service zu nutzen. Zudem gab es auf dem Festivalgelände zahlreiche Wasserstationen, an denen die Besucher ihre Trinkflaschen kostenlos auffüllen konnten. In puncto Verpflegung bot das Festival eine breite Auswahl an gastronomischen Angeboten, die von traditionellen Festival-Snacks bis hin zu vegetarischen Optionen reichten. Auch die sanitären Anlagen waren gut ausgebaut, was für ein angenehmes Festivalerlebnis sorgte.

Das Highfield Festival 2024 war definitiv, eines der musikalischen Highlights des Jahres. Ein vielfältiges Line-Up und die traumhafte Location machten den Festivalbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis....

Am 11.08. heizte uns die australische Metalcore-Gruppe The Amity Affliction im Conne Island in Leipzig ordentlich ein – im wahrsten Sinne des Wortes. Das gemütliche Konzert fand im Rahmen der Clubtour zum 10-jährigen Jubiläum der Platte „Let the Ocean Take Me“ statt. Während die Temperaturen im Hof des Jungendzentrums im Leipziger Stadtteil Connewitz angenehm sommerlich waren, ging es drinnen so zu wie man es auf einem Metal-Konzert erwarten würde: Moshpits, lauter Sound und Temperaturen die das Wasser von der Decke tropfen lassen hätten können.

Aber der Reihe nach, eröffnet wurde der Abend von der heimischen Rock-Gruppe blacktoothed, welche gerade an ihrem bereits dritten Album arbeiten und einige frische Singles im Gepäck hatten. Schon beim Support-Act war der Saal gut gefüllt und die ersten Moshpit-Enthusiasten kamen auf ihre Kosten.

Nach einer kurzen Umbaupause kam dann Band aus Melbourne auf die Bühne und starte direkt stark mit ihrem Hit „Pittsburgh“ vom eingangs erwähnten Album, was die Menge zum Mitsingen und moshen animierte. Der erste Teil des Sets bestand aus der wie angekündigten Performance von „Let the Ocean Take Me“, während dieser konnte das Publikum vor allem mit Textsicherheit und ausgelassener Tanz- und Moshpitbereitschaft auszeichnen. Weitere Höhepunkte des Sets waren die Songs „Don’t Lean on Me“ und „Drag the Lake“, welche Emo-Metal-Herzen höher schlagen lassen haben. Im zweiten Teil des Sets folgte eine bunte Mischung aus Hits der Band unter anderem „Open Letter“ und „Soak Me in Bleach“. Uns hat außerdem der Mix aus den Scream-Parts von Sänger Joel Birch und den cleanen Vocals von Bassist Ahren Stringer begeistert, welcher Teil des besonderen Klangs der Australier ist.

Wir fanden das dreieinhalbstündige Konzert ein sehr gelungenes kleines Clubkonzert, gerade von einer Band die schon weitaus größere Hallen gefüllt hat. Aber gerade im auslaufenden Festival-Sommer war ein Konzert dieser Größe und von der Stimmung her genau die richtige Vorbereitung auf den bevorstehenden Konzert-Herbst auf den wir bereits mit Vorfreude blicken.

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