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Summary

"This is it, what keeps live music alive!" - Das Rockharz Open Air 2016

Auch die Hüter des Grabens wollen mal Spaß haben :)

Juli, die Sonne scheint, ein paar Wölkchen sind zu sehen, es ist gut warm, das Ziel im Navi ist gesetzt: Asmusstedt bei Ballenstedt, der jährliche Anlaufpunkt einer kleiner Heerschar an Metalheads aus ganz Deutschland.

Das Rockharz Open Air 2016 fand dieses Jahr vom 06. bis 09. Juli statt und zog ca. 13.000 Besucher zum östlichen Rand des Harzes an den Fuß der Teufelsmauer. Auf dem Programm stand eine gewohnt hochkarätige und breitbandige Mixtur von Heavy und Power Metal, Folk und Gothic Metal bis hin zu Death Metal. Hier ist einfach für jeden etwas dabei!
Nachdem es letztes Jahr zu recht massiven Staus am Anreisetag und entsprechender Kritik der Besucher kam, welche teilweise ein paar echt gute Bands verpassten, wurde dieses Jahr das gesamte Anreisekonzept gründlichst überarbeitet. Vor allem die Möglichkeit, bereits am Dienstag anreisen zu können, entspannte das Verkehrsaufkommen am Mittwoch deutlich. Zugleich war dadurch am Mittwoch aber auch schon ordentlich Betrieb auf dem Campground und man war zu weilen doch froh, wenn man mit guten Freunden unterwegs war, die vielleicht schon ein kleines Plätzlein für sein eigenes Zelt mit blockierten ;) Alternativ konnte man sich im Vorfeld seinen eigenen kleinen Campingbereich für einen kleinen Aufpreis sichern. Dazu wurde speziell ein neuer Bereich geschaffen, womit die Lage auf dem Campground aber auch noch etwas entspannt wurde.
Es gab aber auch noch ein paar andere Neuerungen, wie Schließfächer mit integrierten Ladestationen, zwei Sound-Türme für eine bessere Tonabmischung, etwas höhere Bühnen für die bessere Sicht auf die Bands, oder einen Biergarten mit Leinwand. Ja, die Fußball-EM war parallel zum Festival und da der deutsche Rocker hin und wieder auch gern Fußball schaut, tat man alles dafür, dass er neben seinen Lieblingsbands auch dem einen oder anderen Spiel folgen konnte.
Ich muss hier gestehen, dass die Spiele gänzlich an mir vorbei gegangen sind, die Bands waren dann doch interessanter :)

Eröffnet wurde das Rockharz Open Air dieses Jahr am Mittwoch von den Finnen von Mors Principium Est im Rahmen der AFM Label Night. Wo die letzten Jahre noch die AFM Awards stattfanden und Newcomer Bands ihr Können unter Beweis stellen konnten, standen dieses Jahr schon recht bekannte Größen auf der Bühne: Shakra, Kissin' Dynamite, J.B.O., Onslaught und Asenblut. Damit wurde der Mittwoch eigentlich schon zu einem vollwertigen Festivaltag.

So richtig los ging es dann am Donnerstag. 12:45 Uhr starteten The New Roses, welche Anfang des Jahres erst ein neues Album in die Läden stellten und mit ihrem Rock schon eine gute Menge an Metalsheads vor die Bühne holten. Mit Hackneyed und Deadlock folgten zwei Bands der härteren Metalrichtungen und animierten zu den ersten Moshpits. Die Schweden von Grand Magus brachten einen kurzweiligen Stilwechsel und legten eine solide Show auf die Bretter. Nun ging es passend zu den Namen der Bühnen, Rock und Pain Stage, schön im Wechsel von Death Metal der Dänen von Illdisposed, zu Stoner Rock von Spiritual Beggars zurück zu Death Metal von Entombed A.D., welche zusammen mit den darauffolgenden Thrash Metallern von Annihlator die immer zahlreicher werdenden Zuschauer gehörig zum moshen brachten. Die groovigen Melo Deather Soilwork setzten dem Ganzen dann noch die Krone auf, Circle Pits, Moshpits, rumspringen und mitgrölen war die Devise!
Danach hieß es mal einen Gang runterschalten in der Saiten-Schrabbel-Kiste und die melodischeren Klänge aufgezogen: Gamma Ray läuteten den ersten großen Headliner Abend ein und brachten mit Songs bis in die früheren Schaffensjahre die Menge zum stimmgewaltigen Mitsingen. Da sind die zu tausenden in den Himmelgestreckten Pommesgabeln wohl verdienter Lohn für die Hamburger.
Nachdem die letzten Akkorde der Power Metaller verklangen, ging es mit deutschen Novel Gothic Rock aus Frankfurt weiter: ASP gaben sich die Ehre und zogen die Massen in ihren Bann. Sowohl Klassiker als auch neustes Material aus dem Leipziger Hotel Astoria wurden mit einer großartigen Feuershow performt. ASP zeigten einmal mehr, dass sie angefacht durch die Resonanz der Fans, zu Höchstform auflaufen können und ihre Geschichten vom Schwarzen Schmetterling mit aller Energie erzählen, die sie aufzubringen vermögen. Nach diesem großartigen Konzert verblieb leider nicht viel Zeit zum Luftschnappen.
Saxon stand bereits in den Startlöchern und gute Plätze waren eigentlich schon vor dem Ende des Konzertes von ASP Mangelware. Der Füllgrad des Infields ließ schon erahnen, dass der heutige Abend noch eine große Party werden wird.
Als die mittlerweile seit 38 Jahren bestehende Heavy Metal Formation, und damit die älteste Band auf dem diesjährigen Rockharz Open Air, die Bühne betrat, gab es kein Halten mehr. Mit dem ersten Takt hatte man die Besucher in den Bann gezogen und verwandelte das Infield in einen großen tobenden Hexenkessel. Damit gaben die Briten einen großartigen Tagesabschluss, welcher mit einem zünftigen Stilwechsel von den Norwegern von Enslaved seinen endgültigen Ausklang fand.

Ab dem Freitag war es vorbei mit dem Lange ausschlafen, 11:20 stand der erste Act auf der Rock Stage und organisierte die Starthilfe um durch den Tag zu kommen.
Los ging es mit And Then She Came, dem neuen Projekt der Krypteria-Musiker rund um Frontfrau Ji-In Cho, welche mit Modern Metal ihr neustes Material präsentierten und mit dem Auftritt beim Rockharz gleichzeitig ihren ersten großen Auftritt im neuen Gewand feierten. Für all jene, die immer noch etwas müde aus der Wäsche schauten, dürfte Dust Bolt endgültig feuern unterm Hintern gemacht haben. In gewohnt kraftvoller Feierlaune galoppierten die Bayern übers Feld und gaben ihrem Thrash Metal die Sporen. Dieser einschlagende Blitz sollte nun auch den Letzten im Infield wachgerüttelt haben.
Twilight Force hielten im Anschluss die Feierlaune mit ihrem magisch motivierten Power Metal oben, bevor Suicidal Angels schon mal das Warm-Up Training für die Nackenmuskulatur lieferten. Dies war auch dringend notwendig, gab es doch mit Kampfar schon mal die erste Pagan Formation mit dem Charakter einer Dampfwalze, welche sich anschickt über das Festivalgelände zu rollen und die Fitness der versammelten Fans zu testen.
Nitrogods sorgten im Anschluss nochmal für handfesten, muskulaturfreundlichen Hard Rock mit Feierlaune, die man auch ausleben sollte, schaut man sich den nächsten Slot an. Hier stand nämlich Der Weg Einer Freiheit auf dem Programm und die Würzburger sind berüchtigt für harte Bretter und überbordender schwarzmetallsicher Riffwände. Ihr Auftritt war dann auch der vorläufige Härtetest der Nackenmuskeln, welcher erfolgreich bestanden werden konnte :)
Für all jene, den die letzten Stunden doch etwas zu Black Metal lastig waren, gab es nun wieder Party-Folk vom Feinsten auf die Ohren. Die werten Herren von Coppelius vertäuten ihr Luftschiff an der Dark Stage und ließen die Menge toben und feiern und bereiteten diese auf den nächsten Power Metal Act aus Dortmund vor. Während Axxis eine solide Show gaben, zog in nicht allzu großer Ferne ein paar argh dunkle Wolken auf, die nichts Gutes verhießen. Den Blick immer wieder gen Horizont gerichtet, verfolgte ich die Show der Dortmunder und bangte doch ein wenig um den Auftritt meines heutigen persönlichen Highlights: Primordial, welche als nächstes spielen sollten.
Als die Iren aber die Dark Stage betraten und die ersten massiven Takte von sich gaben, machte sich das Gewitter klein und zog um uns herum... Gegen die Aura von Frontmann Nemtheanga kommt eben auch Petrus nicht an :) Und so wurde der Auftritt von Primordial wieder mal ein grandioses atmosphärisches Highlight.
Weiter ging es mit den Hard Rockern von Kärbholz und, um den Stilbruch perfekt zu machen, Satyricon, welche erneut eine Dampfwalze brettharten Black Metals durch das Infield schickten. Darauf folgend wurde es Spaßig: Knorkator standen in den Startlöchern und schickten sich von Konzertbeginn an, die Massen zum Ausrasten zu bringen, mit großem Erfolg. Circle Pits, Moshpits und jede Menge Crowdsurfer, vor allem nach einem Aufruf zum Secruity Stress Test, bestimmten das Bild. An dieser Stelle sei einfach mal wieder ein Lob an die Secruities im Graben gegeben, welche trotz massenhaft Crowdsurfern und entsprechender Schwerstarbeit immer ein Lächeln im Gesicht hatten, wenn auch irgendwann ein sichtlich erschöpftes.
Im Anschluss an diese, immer wieder etwas ausartende Party, folgten Saltatio Mortis, welche mit ihrem Folk Rock die Stimmung oben hielten und ein guter Auftakt zum Tages-Headliner waren.
Dieser kam von Tobias Sammet's Avantasia. Die Symphonic Formation ist bekannt für große pompöse Konzerte mit raffinierten Lichtshows und einer perfekten Performance. Und so zog auch dieses Konzert wieder tausende in seinen Bann und begeisterte die Massen zum Tagesabschluss.
Wer noch eine ordentliche Fuhre Technical Death Metal aus Italien genießen wollte, der fand mit Fleshgod Apocalypse den perfekten energiegeladenen Ausklang und konnte seine tagsüber trainierten Nackenmuskeln nochmal so richtig testen.

Da stand auch schon der letzte Festivaltag vor der Tür. Mit noch immer einem leichten Ziehen im Nacken ging es für mich 11:20 auf einen Blick zu den Rockdevilz, welche den Samstag eröffneten. Viel ist noch nicht los an diesem Morgen. Der Menge an Zuhörern nach, könnte man meinen, man ist auf einem Club Konzert mit überdimensionierter Bühne. Den Herren von Rockdevilz stört das nicht und man spielt mit guter Laune ein solides Rock Set durch.
Die Finnen von Lost Society versuchen als zweites, die noch etwas träge Masse in Schwung zu bringen. Mit ihrem flotten Trash Metal schaffen sie dies im Laufe ihres Konzerts auch und so startete das erste Kreislauftraining an diesem Tag schon mal im Schein der Mittagssonne.
Mit Winterstorm wurde es im Anschluss recht episch. Die Oberfranken sind mittlerweile in der Szene kein unbeschriebenes Blatt mehr und so ziehen sie eine beachtliche Menge an Fans auf das Infield, welche von vorn bis hinten mit springen, tanzen, singen. In Anbetracht dessen, dass die Power Metaller ein etwas spontaner Ersatz für Draconian waren, welche leider absagen mussten, war das Konzert ein voller Erfolg.
Auch Harpyie konnte die Stimmung auf dem hohen Niveau und die Masse an Zuschauern vor der Bühne halten. Mit ihrem Folk Metal gaben sie richtig Gas und brachten die Fans zum Jubeln, Mitsingen und Feiern. Von diesem Zuspruch angefacht, liefen auch die Rheinländer zur Höchstform auf und sprangen nur so über die Bühne. Definitiv ein bisher sehr gelungener Start in den Samstag.
Mit dieser Vorlage stürmen nun Heldmaschine auf die Rock Stage und nutzen die Ausgelassenheit der Fans um ihren Sound der Neuen Deutschen Härte in die große Party einzuarbeiten. Deutlich merkt man ihre Verbundenheit als Fans zu Rammstein, den Urgesteinen der NDH, welche man unter dem Banner Völkerball stetig coverte. Entsprechend energiegeladen und technisch ausgefeilt geht man zu Werke und erhält zum Lohn laute Zugaberufe zum Konzertende.
Mit dem Verklingen des letzten Akkordes stehen auch schon die Finnen von Omnium Gatherum in den Startlöchern. Die Melodic Deather nutzen die Gelegenheit, ihren neusten Silberling "Grey Heavens" zu präsentieren, spielten aber auch Songs der älteren Scheiben: "New Dynamic" darf nun mal einfach nicht fehlen, wenn die Stimmung eh schon gut ist. Und so schafften es auch Omnium Gatherum das Publikum im gut gefüllten Infield zu begeistern und in ein waberndes Meer aus Haaren zu verwandeln.
Die darauffolgenden Thrash Veteranen Tankard brauchten nicht viel, um das Infield erneut in einen einzigen Hexenkessel zu verwandeln. Mit Vollgas rockten sie die Bühne und konnten sich dem Anblick fliegender Haare und den zu hunderten in den Himmel gestreckten Pommesgabeln der Fans erfreuen.
Als Gloryhammer, welche 2014 bereits das Rockharz Open Air bespielten und für ordentlich gute Stimmung sorgten, die Bühne betraten, war klar, die Party wird wieder großartig. Und so zog die Schotten mit ihrem sehr spaßigem Fantasy Power Metal über das Festival her und ließen ausgetobte und erfreute Metalheads zurück und konnte sicher wieder ein wenig die eigene Fanbase erweitern.
Nun sollten eigentlich Hämatom die Rock Stage entern, aber die Fans mussten hier etwas warten... und warten... und warten... Man konnte durchaus erstaunt sein, dass selbst nach 10 Minuten des Wartens, die Stimmung im Infield noch sehr heiter war. Einzig die Secruities und Fotografen wirkten zunehmend gelangweilt. Irgendwann hatten die Secruities, welche auf Arbeit warteten, die Nase voll und schickten prompt ihren eigenen Crowdsurfer, natürlich einen aus ihren eigenen Reihen, hinaus in die wartende Menge. Für mich war nun die Zeit zu gehen, da ein Rundflug über das Gelände auf meinem persönlichen Programmplan stand. Als ich noch auf meinen Piloten wartete, vernahm ich auch den Start des Auftritts von Hämatom, mit ca. 15 Minuten Verspätung stiegen sie mit dem Titelsong ihres aktuellen Albums "Wir sind Gott!" voll ein und konnten dem Klang nach die Massen doch noch gut erreichen und mitziehen.
Nach dem Rundflug über das Festivalgelände mit grandiosen Ausblicken über die Ausläufer des Harzes ging es noch für ein paar letzte Songs zum Auftritt von Finntroll, welche mit ihrer unvergleichlichen Art die Massen zum moshen und rumspringen brachten und zugleich eine finnische Serie beim Rockharz einläuteten. Mit Ensiferum folgte gleich das nächste Schwergewicht im Bereich mitreißendem epischen Folk Metal. Das Quintett aus Helsinki brauchte nur wenige Akkorde und die Masse tobte. Von Müdigkeit der Fans war trotz den bisher reichlich energiegeladenen Auftritten keine Spur zu sehen, dafür legten diese erstmal eine ordentliche Staubwolke über das Infield mit einigen Moshpits hier und da.
Der darauffolgende Auftritt der Power Metaller von Sonata Arctica wird bei den Fans sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. Frontmann Tony Kakko und seine Bandkollegen schaffen es immer wieder wie kaum eine andere Band, die Fans und Neulinge in ihren Bann zu ziehen und sich voll und ganz der Musik hinzugeben. Man tanzt, springt, klatscht, schwenkt die Arme und singt aus voller Kehle. "This is it, what keeps live music alive!" ruft Tony Kakko den Massen entgegen - bei dem Anblick, muss man ihm einfach Recht geben!
Die vierte finnische Formation in dieser Serie sind die Melo Deather von Children Of Bodom. Auch sie waren schon ein paar Mal beim Rockharz Open Air und sind wieder voller Energie, bereit es richtig krachen zu lassen. Man zockt einmal den Querschnitt der Bandgeschichte hoch und runter und lässt den Nackenmuskeln keine Zeit für eine Pause. Die Menge im Infield dankt es mit lauten Rufen, gen Himmel gestreckten Fäusten und einem wabernden Meer von Haaren.
Im Anschluss daran wird es wieder folkig und Subway To Sally schickten sich an, mit ihrem Sound die Masse zum Tanzen zu bringen. Es folgte ein mitreißender Hit nach dem anderen und die Menge tobte, sprang im Takt und tanzte durch das Infield. Zum Ende hin wurden die schon zur Zeremonie gehörigen Blut-Rufe laut, welche auch mit "Julie und die Räuber" beantwortet wurden und damit das Ende des Konzertes eingeleitet wurde.
Schon ordentlich warm gelaufen, empfing das Publikum nun den Tages-Headliner Powerwolf, welche mit ihrer Metal-Messe die Massen in Ektase versetzten. Aus tausenden Kehlen wurden die Songs der Saarländer Formation mitgesungen und gefeiert. Das Quintett gab Vollgas und zelebrierte ihre Messe routiniert und energiegeladen mit einer grandiosen Pyroshow. Zum Dank sah man sich immer wieder einer Wand von in die Luft gestreckten Pommesgabeln entgegen, welche bis in die letzten Reihen des Infields reichte.
Nach diesem bombastischen Festivalabschluss folgten noch zwei absolute Spaßkanonen. Tanzwut, deren Auftritt beim Rockharz 2015 wegen einem technischen Ausfall jäh unterbrochen wurde, hatten dieses Jahr erneut die Gelegenheit zu später Stunde die Fans zum Feiern zu bringen und schaften dies auch sehr erfolgreich. "Ihr wolltet Spaß? Den sollt ihr haben!" :)
Den nun wirklich letzten Festivalabschluss machten Versengold, welche trotz später Stunde noch eine richtig gute Feierlaune an den Tag legten und das Infield nochmal so richtig tanzen ließen. Was will man mehr zum Abschluss eines tollen Festivals, als einfach entspannte, gelassene Partymusik die jeden lahmen Knochen zum Rhythmus zucken lässt :)

Und damit ist es wieder vorüber, das Rockharz Open Air 2016. Etwas wehmütig schweift der Blick nochmal über das menschenleere Infield und hinüber zur langsam aufgehenden Sonne.
Dieses Festival ist und bleibt hoffentlich weiterhin was Besonderes. Nicht zu groß, keine Abstriche in der persönlichen Bandauswahl, da keine Überlappungen, eine herrliche Umgebung, in der man auch mal ein wenig Wandern gehen kann und nicht zuletzt ein immer wieder überraschend großartiges und vor allem vielfältiges Line-Up für einen vergleichsweise moderaten Preis.
Unsere Empfehlung für 2017 steht damit schon mal fest: Rockharz wir sind wieder dabei!

“Teilen hier alle Anwesenden die Meinung, dass “Könnt ihr noch?” im aktuellen Zustand der Welt eine gute Frage ist?”

Diese nachdenklichen Zeilen stehen auf einer großen weißen Fahne, die von einer Person auf einem übermannsgroßen bunt bemalten Bierfass geschwungen wird, während sich dieses Fass durch die feiernde Menge bewegt.

Der Deichkindsche Spagat zwischen ernsten Themen und befreiend sinnentleertem Feiern wird in dieser Situation am Abend des 20.07. an der Dresdner Elbe überdeutlich. Doch der Reihe nach:

Die zum Gelände der Filmnächte am Elbufer gereiste Menge muss sich zunächst gedulden bei gerade eben aushaltbaren Temperaturen, denn zum angegebenen Konzertbeginn um 20:30 Uhr dudelt noch die rhythmisch bockstark bestückte Pre-Concert-Playlist. Um 21 Uhr eröffnen schließlich die Hamburger Electropunker ihre Kids in meinem Alter-Tour 2024. Wer 2023 schon das Glück hatte, dabei zu sein, sieht große Teile der bekannten Show, die jedoch an vielen Stellen ergänzt und überarbeitet wurde - schließlich sind seitdem mit Kids in meinem Alter, Teil 2 und Könnt ihr noch? zwei neue Tracks herausgekommen, die prompt nebst gewohnt fantastischem Bühnenbild eingebunden werden, womit wir bei der eingangs erwähnten Fahne wären und ihrer Rolle in der Deichkind-Dualität. Diese wird auch während der Show im Statement gegen die in Teilen gesichert extremistische AfD deutlich, denn es gibt keine Rede dazu, keinen expliziten Aufruf, wie es viele andere Kunstschaffende seit einiger Zeit handhaben. Stattdessen werden Buchstaben auf Bürostuhllehnen zum kapitalismuskritischen Banderfolg Bück dich hoch zusammengepuzzelt bis für wenige Sekunden auf der bunten Bühne in großen weißen Lettern “F U C K A F D” zu lesen ist, bevor die farbenfrohe Dada-Party am Elbufer unter der Leitung der Hamburger Choreo-Könige weiteren Höhepunkten entgegenfeiert.

Den würdig-spektakulären letzten findet die Supersause passend mit dem Track Remmidemmi, zu dem die Band alles auf die Bühne bringt, was an Requisiten greifbar ist, bevor sich der Vorhang schließt und ein Pappaufsteller von US-Politiker Bernie Sanders das Publikum verabschiedet.

Alles in allem untermauern Deichkind in Dresden ihr Image als Produzenten denkwürdiger Konzertabende, und das auf vielfältige Weise. Wer die Band verpasst hat oder auf den Geschmack gekommen ist, kann sich den 30.11. vormerken. Dann spielt die Band erneut in Sachsen, in der Quarterback Immobilien-Arena in Leipzig. Tickets dafür und für alle anderen Tourtermine...

Bei bestem Konzertwetter machten wir und alle anderen Kaffkiezfans Sachsens sich, ohne Chemnitzer City-Bahn, aber mit jeder Menge Vorfreude am 18. Juli auf zum Wasserschloss in Klaffenbach. Dem urigen Konzertgelände mangelte es nicht an kulinarischen Angeboten, und so wurden jede Menge Leckereien, von Bratwurst bis hausgemachter Limonade, genossen. Der ein oder andere Konzertbesucher gönnte sich sogar ein üppiges Mahl auf der Terrasse des Schlosshotels.

Am 25. Juni waren wir in Dresden in der Reithalle Straße E bei Boston Manor zu Gast. Die Gruppe aus Blackpool spielen aktuell einige Clubshows im Rahmen ihres ziemlich vollgepackten Festivalsommers. So kamen sie auch an diesem Dienstag quasi direkt von ihrem Auftritt vom Full Force-Festival in Gräfenhainichen mit der Punk Band Shoreline im Gepäck in die sächsische Landeshauptstadt.

Die Gruppe aus Münster überzeugte als gelungener Support Act und heizte dem Publikum früh ein. Fans von Hardcore- und Punk-Musik kamen hier bereits vor Boston Manor voll auf ihre Kosten und auch die Moshpit-Enthusiasten durften sich hier schon austoben. Damit war der Grundstein für ein sehr stimmungsvolles Konzert früh gelegt.

Nach einer kurzen Pause kamen dann endlich Boston Manor auf die Bühne und wurden unter Applaus von der Menge begrüßt. Das ca. 90-minütige Set, welches fast ausschließlich aus Hits der Gruppe bestand brachte die alte Industriehalle zum Beben. Das Publikum konnte seine Textsicherheit, sowohl bei den Singles des am 06. September erscheinenden Albums „Sundiver“ wie beispielsweise „Container“ oder „HEAT ME UP“, als auch bei den Top-Songs wie zum Beispiel „Halo“ unter Beweis stellen. Auffällig beim Auftritt der Band waren die relativ langen Pausen zwischen den Songs für das Stimmen der Instrumente, was die Stimmung jedoch in keinster Weise negative beeinflusste. Ebenfalls hervorzuheben war die Performance des Songs „England’s Dreaming“, welche Sänger Henry Cox mit der Unzufriedenheit der Band und zahlreicher anderer Künstler über den Brexit und den damit erschwerten Bedingungen von Konzerten in Deutschland oder anderen europäischen Ländern einleitete. Mit entsprechender Intensität viel das Spielen des Tracks aus.

Zusammenfassend kann man von einem kleinen, aber sehr schönen und intensiven Club-Konzert sprechen mit einem Support und einem Haupt-Act die beide voll und ganz abgeliefert haben. Genau das richtige um während des Festivalsommers nicht in die After-Festival-Melancholie zu verfallen. Uns hat das Konzert sehr viel Spaß gemacht und es lohnt sich gespannt auf die Tourdaten von Boston Manor Ende des Jahres zu warten.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 ist die Band Giant Rooks aus Hamm in Westfalen auf dem Vormarsch. Die fünfköpfige Gruppe, bestehend aus Frederik "Fred" Rabe, Finn Schwieters, Luca Göttner, Finn Thomas und Jonathan Wischkowski, hat sich vor allem durch ihren einzigartigen Indie-Pop-Sound und ihre energetischen Live-Auftritte einen Namen gemacht.

Giant Rooks haben in den letzten Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Nachdem sie mit ihrer EP "New Estate" 2017 für Aufsehen gesorgt hatten, folgte 2020 ihr Debütalbum Rookery, das von der Corona-Pandemie beeinflusst wurde und Themen wie Identität, Freiheit und Veränderung beinhaltete. Die Songs der Band zeichnen sich durch eingängige Melodien, tiefgründige Texte und die charismatische Stimme von Sänger Fred aus.

Mit ihren energiegeladenen Live-Shows schafft es die Band immer wieder die Masse mitzureißen. Auch mit ihrem langersehnten zweiten Album How Have You Been?, welches im Februar 2024 erschien, ging es Anfang dieses Jahres auf Tour.

Doch auch im Sommer kann man sich auf einige Open-Air-Konzerte der Band freuen, wie beispielsweise am 8. August in der Jungen Garde in Dresden. Zudem hat die Band dieses Jahr bereits auf Festivals, wie dem Southside gespielt. Es bleibt spannend zu beobachten, welche musikalischen Abenteuer die Band in Zukunft noch bereithalten wird.

Für die Open-Air Show in Dresden und alle weiteren findet ihr hier Tickets!

Die Festivalsaison hat längst begonnen, und auch am Störmthaler See bei Leipzig wird es dieses Jahr vom 16. bis 18. August wieder jede Menge gute Musik geben, denn das Highfield Festival geht in die nächste Runde.

Mit Bollerwagen, Zelten, Pavillons und dem Besten der hiesigen Dosenperle im Gepäck werden sich auch dieses Jahr rund 35.000 Besucher auf den Weg in die Weltstadt Großpösna machen. Kein Wunder, denn das Line-up lockt: Wie man es von dem ostdeutschen Festivalkracher mittlerweile gewohnt ist, haben sich die Booker*innen ausgetobt. Zwar sind die Headliner am Störmthaler See wie im letzten Jahr recht testosterongeladen, werden aber sicherlich trotzdem die Bude rocken. Neben Alligatoah, Peter Fox, Cro und Provinz werden dazu auch internationale Größen wie Macklemore und Rise Against erwartet.

Allerdings gibt es gerade abseits des Glamours der prestigeträchtigen Zeitslots am Abend dieses Jahr unter den vermeintlich kleineren Acts eine Menge musikalische Leckerbissen zu erleben:

Von HipHop (u.a. Trettmann, Domiziana, Wa22ermann, Antilopen Gang, Makko) über Indie-Pop und Rock (u.a. Tränen, Ok.Danke.Tschüss, Antje Schomaker, Ennio) bis hin zu verschiedenen Punk-Ausrichtungen (Engst, Rogers, Flogging Molly, Schmutzki) können sich Festivalgänger*innen über eine kunterbunte Blumenwiese an Interpreten freuen.

Das Festival versucht sich außerdem weiterhin für den Umweltschutz einzusetzen. So gibt es beispielsweise wieder Campingplätze mit „Grüner Wohnen“-Konzept, bei denen ein größeres Augenmerk auf Ruhe, Rücksicht und Müllentsorgung durch Recyclingstationen gelegt wird. Außerdem gibt es auf dem Festivalgelände mehr regionale und ökologische Betriebe, die ihre Leckereien verkaufen.

Wenn ihr also Bock habt auf vielfältige, gute Musik, die ihr zum Teil sogar bei einem erfrischenden Bad im See genießen könnt, dann gibt’s jetzt hier noch Tickets.

Für alle mit Kulturpass: Euer Guthaben könnt ihr auch beim Highfield einlösen: Hier gibt’s die Infos dazu.

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