Kommentar
Es ist kalt. Das haben wir bemerkt.
Der Winter 2016/2017 ist kalt und schneereich wie schon lange nicht mehr.
Das ist wunderschön und an sonnigen Tagen geradezu märchenhaft erhebend. Frische Schneelandschaften, gefrorene Bäume, Weiß und Glanz im goldenen Sonnenlicht.
Da braucht man Schal UND Sonnenbrille. Es ist schön. Der Schnee ist praktisch überall.
Daher die Schneemann-Invasion überall in Chemnitz. Daher der Glühwein-Verkauf noch lange nach der Weihnachtssaison. Daher der Zustand der Wege.
Die Wege! Dort liegt das Problem. Durch den Schnee zu stapfen, ist die eine Sache.
Es ist anstrengend und kalt und man kommt nur sehr langsam voran. Aber es geht.
In unserer beschleunigten Welt aber, in der die Studenten zeitig aufstehen – um zehn Uhr – um produktiv zu sein, gibt es etwas über die Wege zu sagen, das nicht schön ist. Der Campus ist ein gefährlicher Ort im Winter.
Weder die Universität noch das Studentenwerk sehen sich, so scheint es, in der Lage, die Wege so zu beräumen, dass die Gefahren der Glätte minimiert werden. Also stapeln sich Schichten von Eis, Salz und Kiesel, überfrieren und erwecken den Anschein, es ginge schon. Irgendwie.
Streusalz und Kiesel bieten den Anschein von Sicherheit, als ginge man auf Katzenstreu durch eine Welt glanzvollen "Ent"-Eisens. Doch es ist nicht enteist, es scheint nur so.
Der Weg zur Mensa: Glatt und von Gefallenen poliert.
Der Weg zum Hörsaalgebäude: Nur zum Teil beräumt, so dass die Hunderte täglich vorsichtig über die Wechsel von Weg und Glatteis stolpern, steigen und rutschen.
Der Fußweg die Reichenhainer Straße hinab, in Richtung Hahn Bäck: Voll von leidlich verborgenen Unfallschwerpunkten.
Echtes Räumgerät fährt auf den Straßen. Die Haltestellen sind mehr oder minder professionell vom Eise befreit. Besser jedenfalls als die Wege unter der Obhut von Uni und StuWe. Wer stürzt, und sich verletzt, sei daran erinnert: Ihr seid versichert! Studenten auf dem Weg zur oder von der Uni – ihr seid versichert.
Das mag nicht der Verdienst der Institutionen sein, doch es beruhigt.
Auf den Wegen ein Wege-Unfall. Oder zwei. Seid vorsichtig, und lasst euch von der Salz-Kiesel-Katzenstreu-Dekoration nicht einlullen. Es ist kalt, und glatt, und sonnig.
Bald wird es nasskalt sein, und Überflutungswarnungen durch den Äther hallen. Dann sind auch die Wege keine Gefahrenquelle mehr – solang es sie nicht weg spült.
Kommentar: Anja Päßler
Sprecher: Bernd Hahn