Am 27. und 28. Juni fand in Halle Eins der Leipziger Messe das Impericon-Festival statt. Wie die Location bereits verrät, fand das komplette Festival in einer Halle statt. Damit hebt sich das Festival des Leipziger Merchandise-Unternehmens wesentlich vom Rest ab. Auch wenn das für viele Fans so wichtige Campingerlebnis hier nicht geboten wurde, so dürfte das Line-Up für viele Fans von Alternative- und Metalmusik diesen Abstrich verkraftbar gemacht haben.
Insgesamt wirkte das Festival eher wie ein zweitägiger Konzert-Marathon. Die beiden Bühnen waren direkt nebeneinander aufgebaut, der Bereich vor der Bühne lediglich durch einen Wellenbrecher geteilt. Dadurch war es sehr einfach von Band zu Band zu springen und einen Platz mit guter Sicht zu erwischen. Trotz der kurzen Umbaupausen kam es bei keiner Band zu Verzögerungen oder technischen Problemen, die bis auf den Signing-Sessions kurzen Schlangen an den Ständen zeugen zusätzlich von einer gut durchdachten Organisation und Planung.
Nun aber zu den musikalischen Highlights: Während das Line-Up am ersten Tag von eher klassichen Metal-Bands wie Bury Tomorrow, Stick To Your Guns, Hatebreed und natürlich Headliner Heaven Shall Burn dominiert wurde, bekamen am Samstag einige Alternativere Gruppen wie Deliah Bon, As Everything Unfolds, Imminence, <7b>Motionless In White oder A Day To Remember die Bühne für sich.
Unsere Highlights am Freitag waren die Auftritte der Punk-Bands ZSK und Swiss & die Anderen, zwei Gruppen die für energetische Live-Shows bekannt sind und auch dieses Festival bildete keine Ausnahme. Obwohl Impericon eher für Fans von Metal- und Rockmusik steht, ist es schön zu sehen, dass auch Bands mit einer klaren Haltung gegen Menschenfeindlichkeit in größerer Zahl im Line-Up vertreten sind. Ebenfalls begeistern konnten uns The Butcher Sisters mit ihrem Set. Die Gruppe aus Mannheim kombiniert Hardcore mit Deutschrap, eine Mischung die ihresgleichen sucht. Gepaart wird das mit Texten die vor Selbstironie triefen und das Ergebnis ist eine Show deren Energie-Level so manch gestandene Metal-Gruppe alt aussehen lässt. Ein weiteres Highlight war die amerikanische Hardcore-Band Stick to Your Guns, welche einen Circle-Pit durch die gesamte Halle starteten. Als großes Finale des Abends kamen dann Heaven Shall Burn auf die Bühne, welche an diesem Abend ihr neues Album Heimat veröffentlichten. Die Thüringer Gruppe bot eine der besten Bühnen-Shows des gesamten Festivals mit sehr viel Feuer und Special-Guest Britta Görtz. Die HIRADES-Sängerin hatte den Gesang für die vorherigen Auftritte der Band übernommen, nachdem Heaven Shall Burn ihren Auftritt bei Rock am Ring wegen Stimmproblemen bei Sänger Marcus Bischoff abbrechen mussten. Der dem Anschein nach jedoch wieder genesen und konnte Crowdsurfen und konnte das ganze Set performen. Einen schönen Abschluss des ersten Tages machte die gemeinsame Performance des letzten Songs der beiden Sänger*innen.
Der Samstag stand dem ersten Festivaltag in nichts nach. Für uns startete der Tag mit Deliah Bon, hinter dem Pseudonym steht die ehemalige Hands of Gretel-Sängerin Lauren Tate. Bekannt geworden ist sie durch ihre feministischen Texte in denen sie Wut über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen verarbeitete. Ein sehr passender Einstieg also am Tag des Christopher Street Days in Leipzig. Danach folgte ein wahres Alternative-Fest mit den Auftritten von As Everything Unfolds, Trophy Eyes und Boston Manor, die die Halle auf Betriebstemperatur brachten. Vor allem letztere konnten ihr Standing in der Szene noch einmal untermauern, die Songauswahl von Boston Manor glich einer Hitlist und das Publikum zeigte sich textsicher. Eine weitere besondere Show bot die Gruppe Imminence aus Schweden, deren Musik lässt sich am besten mit dem Begriff "Violincore" beschreiben. Die Band mixt Metalcore mit klassischen Instrumenten und erzeugt so eine einzigartige Dramatik in ihren Songs. Für Hardcore-Fans dürfte der Auftritt von Polaris aus Australien eines der Highlights gewesen sein. Die Band ist mittlerweile bekannt für Moshpit-lastige Live-Shows und intensive Gitarren-Riffs. Einen der Moshpit-lastigsten Auftritte legten die Donots hin. Die Gruppe aus Ibbenbüren zeigte wieder einmal woher ihr Ruf als starke Live-Band kommt: Circle- und Moshpits bei jedem Song und einen emotionalen, nicht enden wollenden Chor beim Song So Long. Außerdem durfte Sänger Ingo Knollmann Rise Against als Headliner für die nächste Ausgabe des Impericon-Festivals 2026 ankündigen. Mit Motionless in White durften sich die Besucher auf eine der aktuell gehyptesten Metalcore-Bands freuen. Die Gruppe aus Pennsylvania bestich durch eine der besten, wenn nicht sogar die beste, Lichtshows des Festivals und heizte mit ihrem fast schon zu kurzem Auftritt ordentlich ein. Den insgesamt besten Auftritt lieferte A Day to Remember. Die Gruppe aus Ocala, Florida riss ein wahres Feuerwerk ab. Die Fans bekamen in der Show alles geboten: Strandbälle, T-Shirts die in die Menge geschossen wurden, Flammen, Konfetti und eine mit Hits gespickte Setlist. Die Band schaffte es immer unterschiedliche Stimmungen mit jedem Song zu erzeugen: von Moshpits bei 2nd sucks oder Mr. Highway’s Thinkin About The End, zu Feel-Good Mitsing-Atmosphäre bei All I Want und All My Friends oder zu emotionalen Momenten bei If It Means A Lot to You. Den Abschluss machten die Metallcore-urgesteine von Bullet For My Valentine, welche ihr Hitalbum The Poison in kompletter Länge performten, gerade der Klassiker Tears Dont’t Fall darf in keiner guten Core-Playlist fehlen. Die Band aus Wales traten ungewohnter Weise zu dritt auf, da Gitarrist Michael Paget kurzfristig krankheitsbedingt nicht auf die Bühne konnte. Der Auftritt überzeugt durch seinen Nostalgie-Faktor und entließ die Besucher in die milde Leipziger Sommernacht.
Wir haben uns sehr gefreut beim 20-jährigen Jubiläum des Impericon-Festivals dabei sein zu dürfen. Gerade neben den ganzen überdimensionalen Riesen-Festivals à la Rock am Ring oder Hurricane ist so ein kleineres, familiäreres Festival, was einem Szene-Treffen gleich kommt eine sehr willkommene Abwechslung.