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Summary

Arcade Fire - The Suburbs

Big, Bigger, Arcade Fire?

Band: Arcade Fire
Album: The Suburbs
Mitglieder: Win Butler, Régine Chassagne, Will Butler, Richard Reed Parry, Tim Kingsbury
Sarah Neufeld, Jeremy Gara
Herkunft: Montreal, Quebec, Kanada/Houston, Texas, USA
klingt wie: Bruce, Bowie, Bono, Blondie. Arcade Fire.

Sie klagten und trauerten. Sangen in der Kirche. Beteten fromm, sie fürchteten sich. Sahen Bomben fallen. Düstere Visionen. Kriegsszenarien.

Ihr Leiden ließ sie wachsen. Und so wurden sie groß. Nein, sie wurden nicht nur groß, sie wurden gigantisch. Eine gigantische Band mit übergroßen Songs. Songs, so mächtig, dass sensible Hörer schier überwältigt zurückgelassen wurden, erdrückt und gefesselt von all dem Pomp, der sich da ganz unmittelbar in den Ohren platzierte. So kam es, dass vom Pathos geblendete Blogger nach Erscheinen des Zweitwerkes „Neon Bible“ sich verzagt zu einer neuen Konfession bekannten und im Fieberwahn danieder schrieben, Arcade Fire seien Gott.

Diese neue Religion fand bald darauf unzählige Anhänger und fast die gesamte alternative Rock-und Popwelt schenkte dieser Band ihren Glauben. Arcade Fire wurden zum heiligen Konsens der Stunde, deklariert zur „best band of the universe“. Stets grimmig, mit unerschütterlicher Ernsthaftigkeit und komplett ironiefrei teilten sie ihre finsteren Fantasien und tangierten damit Massen.Doch jetzt, drei Jahre später, treten sie, mit gewohnt seriösen Minen, vor all die bedingungslos Glaubenden, um ihnen ebendiesen Glauben zu entziehen, um ihnen mitzuteilen: wir sind nicht Gott, unsere Lieder sind nicht „bigger than life“ - wir sind gewöhnliche Kids aus der Vorstadt. Gut behütet, gelangweilt, einsam, voller irrer Erwartungen an das Leben.

Und so scheint es, als folge die inhaltliche konzeptuelle Strukturierung ihrer Alben einer Rückwärtsbewegung – diese begann mit der Beerdigung („Funeral“, 2005), verweilte ängstlich in der Kirche und hängt jetzt den Erinnerungen an das Aufwachsen in texanischen Vorstädten nach (jaja, der Kopf der kanadischen Band ist gebürtiger Texaner). Ihr drittes Album trägt daher ganz schlicht den Name „The Suburbs“ und bringt die für Freunde des Pompösen etwas schockierende Botschaft daher, dass Win Butler nicht etwa an der Orgel sozialisiert wurde, sondern, oh welch Graus, in den 80er Jahren.

Now the music divides us into tribes/ You grew your hair so I'll grew mine“. 

Für die Sozialisation Jugendlicher spielt die Definition über Musik eine ebenso wichtige Rolle, wie die Zugehörigkeit zur Peergroup. Der erheblich hörbare Einfluss der wilden 80er auf „The Suburbs“ - er scheint in diesem Kontext nur logisch. Das heißt aber noch lange nicht, dass Arcade Fire nun synthetischen Kunstpop für die Disco produzieren oder gnadenlos New Order kopieren. Die musikalische Verarbeitung der Kindheit erfolgt auf subtilem Wege: vorsichtig streuen sie die Einflüsse der alten Helden ins neue Liedgut, so dass dieses zwar vor Referenzen strotzt, es der Band aber stets gelingt, neben den offensichtlichen Vorbildern auch immer wieder sich selbst zu referieren, ohne Wiederholungsmechanismen zu verfallen.

Zwischen gewohnten Barockpop, Folksongs und stürmischem Indierock markieren zwei Ausnahmen das Album: „Month Of May“, ein passiv aggressives Punkrock-Imitat sowie „Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)“, eine Synthiepop-Hymne, zerbrechlich vorgetragen von Regine, irgendwo zwischen Silent Shout und Heart of Glass, die beim ersten Hören die dringliche Frage aufwirft, ob man es bei diesem Exemplar tatsächlich mit den guten alten orgelnden Arcade Fire zu tun hat. Die Antwort lautet: aber sicher. Zwar könnte das mit 16 Songs reichlich bestückten Album auf manchen aufgrund des anscheinenden Verlustes der überwältigenden Pathos-Präsenz bei den ersten Durchläufen etwas zu sehr nach belanglosem Teen Spirit riechen, doch hört man genauer hin, erkennt man, dass sich der Pathos im Hintergrund austobt (Mr. Owen Pallett hat bei den Arrangements der Streicher wieder ganze Arbeit geleistet), während Melodie und Songwriting vermehrt nach vorn drängen. Und was für Melodien das sind! Trotz scheinbarer Zurücknahme und Rückschritte in vergangene Jahrzehnte schaffen es die Kanadier, den hymnischen Charakter ihrer Songs aufrechtzuerhalten.

„We used to wait, we used to waste hours, just walking around, we used to wait, all those wasted lives in the wilderness downtown“.

Doch erfolgte die Identitätsbildung der Band nicht nur musikalisch. Sondern auch durch Gleichaltrige, die Tristesse der Vororte, den gesellschaftlichen Wandel, das urbane Umfeld. Die Heimatstadt, die fremd erscheint. Die herzlich einlädt, zum Zeitverschwenden, zum Langweilen. Orte, in denen man immer nur wartet und wartet, anstatt zu handeln. Ziellos durch die Nacht fährt, nur um beschäftigt zu sein. Kontakt zu den coolen Kids sucht, nur um mitzuhalten. Autofahren lernt, nur um voranzukommen.

In the suburbs I/ I learned to drive/ You told me we would never survive/So grab your mother's keys we leave tonight.“

Wenn man dann endlich ankommt, ist man dem Kindesalter entwachsen, hat die Jugend und die Vororte hinter sich gelassen – und alles was bleibt ist der Blick zurück.
Arcade Fire sind groß geworden. Sie schreiben einfach konstruierte Songs mit großartigen Melodien. Sie fesseln ihre Hörer mit unglaublicher Hymnik. Aber Arcade Fire sind nicht Gott – sie sind Leute wie wir. 

Anspieltipps:

  • We Used To Wait
  • Suburban War
  • Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)
  • The Suburbs
  • Ready To Start
  • Modern Man
  • Halflight II (No Celebration)
  • Rococo

 

I used to write, I used to write letters, I used to sign my name. (Johanna Eisner)

den Beitrag kann man sich hier nochmal anhören

http://www.arcadefire.com/

Spielerei:

http://www.arcadefire.com/lyrics/

Heroes:

http://www.youtube.com/watch?v=1-wEBmLht5g

http://www.youtube.com/watch?v=wsukSiGcUng

8 Cover:

stereogum.com/440672/arcade-fires-8-suburbs-covers/news

 

 

 

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