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Chemnitz bekommt ab 2022 wieder eine überregionale Eisenbahnverbindung

Chemnitz als Industriestadt war in seiner Vergangenheit ein Eisenbahnknoten mit überregionaler Bedeutung. Während sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur Europas größter und modernster Güterbahnhof, sondern auch ein Personenbahnhof mit vielen Fernverbindungen in der Stadt befanden, trägt der Hauptbahnhof der drittgrößten Stadt Sachsens heute nur noch den traurigen Titel „größter Regionalverkehrsbahnhof Deutschlands“.

Ein Bild auf das man wohl noch lange warten muss, um es täglich sehen zu können: Ein ICE der vierten Generation verlässt den Chemnitzer Hauptbahnhof.

Nachdem am 28. Mai 2006 mit der Interregio-Linie Chemnitz – Berlin Zoo die letzte überregionale Verbindung der Deutschen Bahn eingestellt wurde, gab es bis 2012 noch eine einzelne Zugverbindung der Vogtlandbahn von Plauen nach Berlin Ostbahnhof, die den Chemnitzer Hauptbahnhof passierte. Seit deren Einstellung ist der Ballungsraum Chemnitz-Zwickau mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern komplett vom Fernverkehr abgekoppelt.

Während der Regionalverkehr mit Steuermitteln gefördert und durch die regionalen Aufgabenträger wie dem Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) bestellt wird, findet Fernverkehr auf der Schiene in Deutschland in der Regel als eigenwirtschaftliches Angebot der Unternehmen statt und muss somit alle Kosten durch Ticketeinnahmen wieder einspielen. Hinzu kommt, dass für die Durchführung von Fernverkehr die Strecken entsprechend ausgebaut sein müssen. Neben einer durchgängigen Zweigleisigkeit bedeutet dies in der Regel auch eine Elektrifizierung, da kaum zuverlässige und geeignete Dieseltriebfahrzeuge für den Fernverkehr zur Verfügung stehen.

Da auf Strecken von und nach Chemnitz entweder das nötige Fahrgastpotential oder aber die technischen Vorrausetzungen für den Fernverkehr fehlen, macht die Deutsche Bahn die Wiederanbindung der Stadt an das Fernverkehrsnetz bisher vom Ausbau der entsprechenden Strecken abhängig. Fernverkehr nach Leipzig und darüber hinaus scheitert am zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau der Strecke, deren Abschluss frühestens 2028 realistisch ist, die Mitte-Deutschlandverbindung über Glauchau – Gera – Jena nach Weimar und Erfurt ist nicht elektrifiziert und auch der Lückenschluss im Fahrdraht zwischen Hof und Nürnberg wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Lediglich die Trassen nach Riesa und weiter nach Berlin sowie nach Dresden sind entsprechend ausgebaut.

Um Chemnitz dennoch zeitnah wieder eine überregionale Eisenbahnanbindung zu verschaffen, soll nun mit Steuermitteln nachgeholfen werden. So soll laut dem Sächsischen Verkehrsministerium im kommenden Doppelhaushalt für die Jahre 2021/22 des Freistaates eine Summe von 2,5 Millionen Euro bereitgestellt werden, um über den VMS eine entsprechende Verbindung zu finanzieren. Nach Angaben des VMS wurde bereits im März eine entsprechende Vereinbarung zwischen dem Verkehrsverbund und dem zuständigen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) geschlossen.

Im Rahmen einer europaweiten diskriminierungsfreien Vergabe soll nun eine umsteigefreie und fernverkehrstaugliche Verbindung zwischen Chemnitz und Berlin, mit Halt am Flughafen BER, durch den VMS ausgeschrieben werden. Es sollen täglich mindestens zwei Züge je Richtung rollen, die über Klimatisierung, Steckdosen am Sitzplatz, ein Cateringangebot und Reservierungsmöglichkeiten verfügen. Weiterhin soll die Verbindung in Sachsen auch mit Nahverkehrstickets genutzt werden können. Starten soll die Verbindung bereits zum Sommerfahrplanwechsel 2022.

Wunschpartner des SMWA für die Umsetzung des Vorhabens ist die Deutsche Bahn, die mit einer Verlängerung der bestehenden Intercitylinie 17 Rostock – Dresden über Freiberg nach Chemnitz ein entsprechendes Angebot schaffen könnte. Auch der Chemnitzer SPD-Bundestagsabgeordnete Detlef Müller hatte sich von Anfang an für diese Variante stark gemacht und sieht in der möglichen Verlängerung der IC-Line einen Teilerfolg für die Stadt Chemnitz mit immenser Symbolwirkung, welcher „mit Blick auf das Kulturhauptstadtjahr unabdingbar“ sei. Im Vergleich zu bestehenden Verbindungen sieht Müller einen Vorteil in der barriere- und umsteigefreien Verbindung. Eine direkte Verbindung von Chemnitz über Riesa nach Berlin ist für den gelernten Lokführer jedoch keine Option, da das Fahrgastpotential zu gering sei und auch eine Zugteilung des IC17 in Elsterwerda mit den aktuell eingesetzten Fahrzeugen technisch nicht möglich ist.

Analysiert man die zu erwartenden Fahrzeiten der angedachten Verbindung über Dresden nach Berlin, so bleiben als Vorteil gegenüber bestehenden Fahrtmöglichkeiten tatsächlich nur die Umsteigefreiheit und der Komfort der Verbindung. Durch den großen Umweg über Dresden nach Elsterwerda, kann eine Verlängerung der bestehenden IC-Linie bestenfalls einen Zeitvorteil von 10 Minuten gegenüber einer direkten Fahrt mit der Regionalbahn-Linie 45 nach Elsterwerda und einem anschließenden Umstieg in den IC herausfahren. Eine Fahrt mit dem RE 6 nach Leipzig und anschließend mit dem ICE weiter nach Berlin ist schon heute deutlich zeitsparender. Ein weiteres Manko der favorisierten Lösung dürfte sein, dass es sich nur um zwei Züge pro Tag je Richtung handelt, statt um ein zuverlässig ganztägig getaktetes Angebot.

Am 27.09. kam die Berliner Skate-Punk-Gruppe ZSK in den Felsenkeller nach Leipzig um ihr am Vortag erschienenes Album Feuer&Papier im Rahmen der gleichnamigen Tour zu feiern. Am selben Tag fand außerdem das erste Kinderkonzert der Band in Leipzig statt, welches bereits Monate vorher ausverkauft war. Unterstützung hatten ZSK an diesem Abend von den Punk-Gruppen Rogers aus Düsseldorf und Mandelkokainschnapps aus Berlin.

Letztere eröffneten den Abend im gut gefüllten Ballsaal des Leipziger Felsenkellers. Die Band zeichnet sich vor allem durch ihr and die Drag-Szene angelehntes Auftreten und ihre feministischen Texte aus. Vor allem ihre Single Bunt war eines der Highlights des Auftritts von Mandelkokainschnapps, welcher einen Abend voller Vielfalt und Offenheit einläuten sollte.

Nachdem das Publikum sich bereits aufgewärmt hatte, kamen Rogers auf die Bühne und ließen bei Songs wie Mittelfinger für immer oder Vergiss nie die ersten Moshpits in der Menge aufgehen. Ein Highlight des Auftritts der Düsseldorfer war die angestimmte Polonaise zum Song Kreuzberger Nächte, welche durch den kompletten Saal ging.

Nach einer kurzen Umbaupause kamen dann ZSK auf die Bühne und eröffneten ihr Set direkt mit der Single Wir kommen in deine Stadt vom neuen Album. Insgesamt bestand die Show aus einem guten Mix aus Klassikern der Band wie Antifascista oder Herz für die Sache und neuen Songs, inklusive der Live-Performance von Sommer ohne Nazis zusammen mit Rogers. Ebenfalls nicht fehlen durfte der Klassiker Die Kids sind okay mit der Crowdsurfing-Premiere für eine junge Zuschauerin. Insgesamt war das Konzert ein sehr bestärkender und kraftgebender Abend für alle Menschen die sich gegen den Rechtsruck und für Menschlichkeit in der Gesellschaft in Deutschland einsetzen. Für alle Fans in Sachsen gibt es am 07. November im Alten Schlachthof in Dresden noch einen Termin um ZSK live zu sehen.

 

Show Notes

  • Mit dem Open-Source-Projekt BetterBahn kann man günstigere Bahntickets durch Aufstückelung erhalten (betterbahn.eu ist online verfügbar, wird jedoch nicht vom Projektautor betrieben)

audioplayer

Diese Episode wurde erstmalig am 28.09.2025 um 18 Uhr auf UKW, DAB+ und im Webstream ausgestrahlt.

Die Crunchtime ist ein Technikpodcast von Jona und Wieland, welcher jeden vierten Sonntag ab 18 Uhr auf 102,7MHz oder im Bouquet 5B im Chemnitzer Raum läuft. Außerdem ist er natürlich hier, auf YouTube und auf Spotify nachträglich abrufbar. Podcast-Profis können natürlich auch den RSS-Feed verwenden.

Lob, Kritik und Themenvorschläge für zukünftige Folgen sind unter crunchtime(at)radio-unicc(dot)de sehr willkommen.

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Ihr seid neu in Chemnitz und kennt noch niemanden? Dann kommt zum "UNiCConnect" am 3. Oktober um 18 Uhr in den Club der Kulturen und verbringt einen geselligen Abend bei Snacks und Brettspielen.

Am 27. September kommt die Berliner Punkband ZSK in den Felsenkeller nach Leipzig. Mit im Gepäck haben sie ihr demnächst erscheinendes Album Feuer & Papier. Hinter der Gruppe liegt ein prall gefüllter Festivalsommer mit Auftritten bei Rock am Ring und Rock im Park, dem Impericon Festival sowie auf dem Bochum-Total-Festival, bei welchem die Band unfreiwillig eine Ampel als Andenken mitgenommen hat.

Die bisherigen Singles der Berliner Skatepunk-Gruppe erfinden das Rad des Punkrock zwar stilistisch nicht neu, viel wichtiger aber: sie machen Mut in Zeiten des Rechtsrucks und geben einem zumindest das Gefühl, wie es die erste Single schon sagt, Nicht allein zu sein. Auf Tour wird ZSK von der Düsseldorfer Punkband Rogers unterstützt, welche als Feature auf der am 27. Juni erschienen Single Sommer ohne Nazis gastierten. Die von ZSK mitgegründete Initiative "Kein Bock auf Nazis" wird die Tour ebenfalls mitbegleiten. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass wie auf den letzten Touren lokale Punkgruppen die Möglichkeit bekommen den Abend musikalisch zu eröffnen.

Wir freuen uns auf einen Abend voller Musik mit Haltung und um zumindest einen Abend lang den negativen politischen Nachrichten und gesellschaftlichen Problemen zu entfliehen. In diesem Sinne: sichert euch eure Tickets für Leipzig oder Dresden und wir sehen uns in am 27.09. Leipzig!

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