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Summary

Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

Der Historische Roman "Die steinerne Schlange" vom Autorenduo Iny Lorentz erschien im September 2015 in Deutschland unter dem Knaur Verlag, die Taschenbuchausgabe im Dezember 2016. Und da sind wir auch schon an dem Punkt. Eines Tages war ich einmal wieder im Buchladen. Natürlich in der Ecke der Historienbücher und da entdeckte ich das neue Taschenbuch von Iny Lorentz. Nach einem Blick auf den Klapptext wurde ich neugierig. Natürlich dauerte es noch zwei bis drei Gänge zum Buchladen, bevor ich es mir letztendlich gekauft habe. Ich tue mich immer schwer in der Auswahl meiner Bücher, denn meine Kauffrage ist meist „Ist dieses Buch es wert einen großen Teil meiner Lebenszeit mit Lesen zu "verschwenden" oder nicht?“ Dieses Buch hat mich allerdings immer wieder angelächelt und letztendlich hat der Klapptext doch irgendwie überzeugt:

Germanien im Jahre 213 nach Chr. Die junge Gerhild, Tochter eines Stammesfürsten, ist eine mutige und standesbewusste Frau. Als der römische Statthalter Quintus ihren Stamm aufsucht und sie zur Geliebten fordert, sind ihre beiden Brüder zu ihrem Entsetzen damit einverstanden. Sie will sich jedoch nicht in ein Schicksal fügen, das gleichbedeutend mit Sklaverei ist, und verlangt, dass der Römer um sie kämpfen soll. Da sie ahnt, dass ihre Brüder den Römer gewinnen lassen wollen, tritt sie selbst gegen ihn an. Was niemand für möglich gehalten hätte, geschieht: Die junge Frau siegt und blamiert Quintus damit vor ihrem Stamm und seinen eigenen Leuten. Der Römer will seine Niederlage nicht hinnehmen und sinnt auf Rache. Für Gerhild beginnt damit ein verzweifelter Kampf ums Überleben …  - Quelle: droemer-knaur.de

Da sind wir auch schon bei den Protagonisten: Gerlind, eine junge Stammesfürstin, spielt die tragende Rolle in der Geschichte. Dann gibt es noch Quintus, einen römischen Präfekt, der hohes Ansehen beim Imperator und Caesar von Rom hat, der allerdings gnadenlos über Leichen geht, um seinen Willen zu bekommen. Ähnlich dazu ist Baldarich, ein germanischer Kriegsfürst eines Stammes im Osten. Im Grunde dreht sich die Geschichte um diese drei. Jedoch gibt es noch drei weitere "kleinere Protagonisten". Zwei davon sind die Brüder von Gerlind: Ranganhar, der jüngere Bruder und Fürst ihres Stammes und Hariwin(ius), ihr älterer Bruder, der dem Stamm den Rücken gekehrt und römischer Reiteroffizier in der Turma von Quintus wurde. Dann gibt es noch den Reiteroffizier Julius, der ebenfalls in Quintus' Diensten steht und um den sich ein Geheimnis zu schmiegen scheint.
Im Großen und Ganzen geht es nicht nur um die Feindschaft zwischen Gerlind und Quintus, die, wie der Klapptext verrät, durch einen Wettkampf entstanden ist, sondern vor allem um das Römische Imperium und die Germanenstämme, die im Krieg miteinander stehen. Rom möchte sein Reich ausdehnen und die Germanen unterwerfen. Anfangs geschieht das noch freundschaftlich, doch gegen Mitte des Romans gibt es keine Verhandlungen mehr, sondern Rom zwingt die Stämme zur Unterwerfung; anderenfalls droht die Sklaverei oder der Tod.

Aber zurück zum Plot. Der Roman ist in neun Kapitel unterteilt, die jeweils noch einmal bis zu 16 Unterkapitel haben. Die Geschichte beginnt damit, dass Quintus und dessen römische Reitereinheit in Ranganhars germanisches Dorf kommen. Das Dorf befindet sich unweit der Trennlinie zum römischen Imperium, dem Limes, der auch durch seine abschnittsweise riesige Mauerführung "die steinerne Schlange" genannt wird. Es herrscht Frieden zwischen Ranganhars Stamm und Rom. Kaum angekommen, offenbart Hariwinius den Grund für sein Erscheinen. Er spricht von einem besseren römischen Leben in Sicherheit, dafür müsse sich Ranganhars‘ Stamm nur Rom unterwerfen und das Land freigeben. Doch dieser lehnt ab. Dennoch sollen die stärksten Männer des Stammes Rom auf einem Kreuzzug friedlich begleiten, um deren Macht symbolisiert zu bekommen.

Ebenso dreist wie das Unterwerfungsangebot ist der Versuch Quintus‘, Gerlind zur Frau zu fordern. Ihm ist die junge Blondine gleich ins Auge gesprungen und was er will, das nimmt er sich. Ranganhar und Hariwinius haben nichts dagegen, aber Gerlind schon. So kommt es zum Wettkampf. Gerlind tritt gegen Quintus an und gewinnt, woraufhin der Zorn des römischen Statthalters geschürt wird. Ein Feind wurde gemacht, doch gibt es auch sehr bald einen zweiten.
Eines Tages überfällt Baldarich mit seinen Männern das germanische Dorf, in dem keine Krieger zur Verteidigung mehr sind. Gerlind gelingt es durch Geschick und Verstand, mit den im Dorf zurückgebliebenen Frauen und Kindern die zwölf Reiter in die Flucht zu schlagen und teilweise zu töten. Baldarich verliert sein heiliges Schwert an Gerlind und muss eine Niederlage einstecken, die er nicht verkraften wird. Denn nur mit diesem Schwert kann seine Position im Stamm aufrecht gehalten werden. Die Klinge lässt seinen Träger, so der Glaube, unbesiegbar werden. Damit gibt es den zweiten Feind aus den eigenen germanischen Reihen.

Nun beginnt ein Kampf um Freiheit, Leben und Tod. Nicht nur für Gerlind, sondern auch für die Germanenstämme. Immer wieder überfallen Römer oder Baldarichs Sippe die benachbarten Stämme. Gerlind heftet sich schon bald an Quintus' römische Turma und lässt sich von ihren eigenen Männern, die den Kreuzzug begleiten, beschützen. Dabei nähert sie sich dem Römer Julius an, der sie im Zweikampf lehrt und ausbildet. Später erfährt der Leser, was es mit Julius, der eigentlich gar nicht so heißt, auf sich hat.
Die Lage spitzt sich immer weiter zu, bis es zum Kampf Roms gegen Germanien (zumindest das, was noch davon übrig ist) kommt.

Als Zusammenfassung kann ich sagen, dass mich dieses Buch durchweg überzeugt hat. Trotzdem habe ich ein paar Kritikpunkte anzumerken. Der Roman war flüssig zu lesen, nachdem man die ersten Seiten überwunden hatte. Ich kannte mich mit der Thematik überhaupt nicht aus und war deshalb von den Namen verwirrt und bin immer wieder durcheinander gekommen. Gerade Quintus und Baldarich habe ich anfangs oft verwechselt. Ich weiß nicht, ob es so schlau war, mehrere "Feinde" einzubauen. Letztendlich hat sich alles logisch zusammengefügt und deshalb ist es in Ordnung. Weiterhin fand ich gut, dass nicht Gerlind und ihre Flucht durchweg im Fokus standen, wie es zum Beispiel bei der Wanderhure war. Es hat sich nur um das Schicksal von Marie gedreht. Hier jedoch ging es um viel mehr als um Gerlinds Schicksal, nämlich um die Zukunft und das Bestehen der Germanen in Mitteleuropa.
Weiterhin hat mich positiv überrascht, dass es diese "geheimnisvolle Figur" Julius gab, denn dadurch wollte ich immer weiterlesen, um herauszufinden, was es mit ihm auf sich hat.
Was ich allerdings negativ anmerken muss: das ganze Buch über wird angedeutet, dass zwischen Gerlind und Julius Gefühle im Spiel sind. Das wird manchmal so gering unterschwellig gemacht, dass ich mich manchmal gefragt habe, ob ich mir das nur einbilde oder nicht. Aber erst gegen Ende wird aufgelöst, ob die beiden zusammen gehören oder nicht und was Julius Vergangenheit damit zu tun hat. Ich habe die ganze Zeit ein paar mehr Liebesgefühle herbei gesehnt und es hat mich wahnsinnig gemacht, dass nach all den Andeutungen nichts folgte. Wahrscheinlich wollten Iny Lorentz den Fokus nicht auf die Liebesgeschichte setzen, sondern auf den Krieg. Das ist nachvollziehbar, aber mein Herz hat es deshalb nicht zu 100 Prozent befriedigt.

Alles in allem habe ich Gerlind schätzen gelernt und war sehr traurig, als das Buch zu Ende war. Auch ist ihr hoffnungsvoller, kämpferischer Charakter ein Vorbild für mich geworden, wie es auch damals die Wanderhure Marie schon war. Bevor ich „Die steinerne Schlange“ las, hatte ich kurz zuvor das Hörbuch zu „Das Mädchen aus Apulien“ gehört, das ebenfalls neu von Iny Lorentz erschienen war. Im Vergleich zu dieser Geschichte ist „Die Steinerne Schlange“ für meinen Geschmack viel besser. Allein die inhaltliche Struktur, die Verflechtungen, die Charaktere und das vielfältige Thema sind mitreißender. Also dieses Buch ist genau das richtige für Historienfreunde. Mir hat es die Welt der Römer und Germanen viel näher gebracht. Jetzt verstehe ich viel besser als damals im Geschichtsunterricht, was der Hauptkonflikt in der Historie war. Zumal am Ende des Romans eine reale Geschichtseinführung auf drei Seiten beigefügt wurde. Weiter so, Iny Lorentz.

P.S.: Was ich noch von Iny Lorentz weiterhin empfehlen kann: "Die Ketzerbraut".

Ein tolles Buch über die erste Liebe ist zuerst als Webcomic erschienen: Alice Oseman hat mit "Heartstopper" ein Werk geschaffen, das einfach genau richtig ist: Die langsame Entwicklung der Charaktere und v.a. der Beziehung von Charlie und Nick ist so realistisch, so gesund und schlicht schön dargestellt, dass es zu einem richtigen Wohlfühlbuch wird. Der Zeichenstil ist sanft und minimalistisch, was die Bilder umso ausdrucksstärker macht.

Der Klimawandel macht uns allen deutlich: Veränderung ist notwendig, um in Zukunft gut leben zu können – und vielleicht auch, um überhaupt eine Zukunft für die gesamte Menschheit zu haben. Aber ist das den Staaten der Erde bewusst? Handeln sie danach? Oder gibt es vielleicht auch andere Akteure, denen zuzutrauen ist, einen echten Einfluss zu nehmen? Das Jahrbuch Ökologie widmet sich in Aufsätzen von mehr als 40 Autor:innen einer solchen Akteursgruppe: den Städten.

Was wissen wir vom Leben in der Sowjetunion? Also, nicht von den historischen Ereignissen, sondern vom ganz normalen Leben? Nicht viel, oder? Aber das lässt sich ändern.

Viele Begriffe für das weibliche Geschlechtsorgan sind ja vor allem verniedlichend, diffus oder abwertend. Aber warum eigentlich? Geht es nicht auch anders? Es geht! Nämlich wertfrei, in präziser Sprache, und damit genau richtig, um sich der Thematik ohne Unsicherheiten zu nähern.

"Debbie geht nicht gerne unter Leute. Sie schreibt lieber Textnachrichten als zu telefonieren und steht auf Partys immer abseits. Ein perfekter Tag ist für Debbie, wenn es draußen regnet und sie mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa liegen kann. Natürlich fragt sie sich, ob etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie ist eben einfach glücklich mit sich selbst. Und mit Jason, der sie so akzeptiert, wie sie ist. Auch ohne viele Worte. Was soll daran verkehrt sein?"