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Summary

Simon Strauss: Sieben Nächte

"Ein junger Mann macht eine Reifeprüfung, um nicht erwachsen zu werden." (S. 133)

Buchcover von Simon Strauss: Sieben Nächte

So weit, so gut. Er hat Angst vor dem Erwachsenwerden, vor dem Entscheidungentreffenmüssen, vermutlich vor dem Leben selbst, dem Alltag und dem Ende. Also schließt er einen Pakt mit einem entfernten Bekannten: In sieben Nächten je eine Todsünde begehen und darüber schreiben. Zwischen sieben Uhr abends und sieben Uhr morgens muss es jeweils erledigt sein.

So sieht die Prämisse von "Sieben Nächte" aus, einem Buch, in dem ich immer wieder auf interessante, auch tiefgründige oder poetische Passagen gestoßen bin, und mit dem ich dennoch nicht recht warm werden konnte. Ich kann nicht einmal beschreiben, warum. Es ist, jedenfalls für mich, ein sonderbares Buch. Stellenweise an der Schwelle zum Irritierenden, und irgendwie auch ein wenig enttäuschend. Ich sehe den Anspruch, ein Coming-of-age Werk zu sein, mir fehlt jedoch die Entwicklung, und ein wenig auch der Erkenntnisgewinn, den es zu versprechen scheint. Vielleicht bin ich aber auch einfach bereits zu alt.

In jedem Fall ist es ein anderes Buch – anders als die meisten, die ich bisher gelesen habe.

Und so schließe ich diese Rezension anders als üblich – mit zwei Auszügen aus dem Buch:

"Seltsam, wie die Gedanken kommen und gehen. Wie sie aus Knäueln von Staub hervortreten, kurz Form annehmen und dann wieder zu Schatten werden und verschwinden." (S. 64)

"Auf der anderen Straßenseite kann ich schon die Geister sehen, wie sie um meine Zukunft würfeln." (S. 129)

Simon Strauss "Sieben Nächte" erschien 2018 im Aufbau Verlag (Aufbau Taschenbuch).

Audiobeitrag

Ein tolles Buch über die erste Liebe ist zuerst als Webcomic erschienen: Alice Oseman hat mit "Heartstopper" ein Werk geschaffen, das einfach genau richtig ist: Die langsame Entwicklung der Charaktere und v.a. der Beziehung von Charlie und Nick ist so realistisch, so gesund und schlicht schön dargestellt, dass es zu einem richtigen Wohlfühlbuch wird. Der Zeichenstil ist sanft und minimalistisch, was die Bilder umso ausdrucksstärker macht.

Der Klimawandel macht uns allen deutlich: Veränderung ist notwendig, um in Zukunft gut leben zu können – und vielleicht auch, um überhaupt eine Zukunft für die gesamte Menschheit zu haben. Aber ist das den Staaten der Erde bewusst? Handeln sie danach? Oder gibt es vielleicht auch andere Akteure, denen zuzutrauen ist, einen echten Einfluss zu nehmen? Das Jahrbuch Ökologie widmet sich in Aufsätzen von mehr als 40 Autor:innen einer solchen Akteursgruppe: den Städten.

Was wissen wir vom Leben in der Sowjetunion? Also, nicht von den historischen Ereignissen, sondern vom ganz normalen Leben? Nicht viel, oder? Aber das lässt sich ändern.

Viele Begriffe für das weibliche Geschlechtsorgan sind ja vor allem verniedlichend, diffus oder abwertend. Aber warum eigentlich? Geht es nicht auch anders? Es geht! Nämlich wertfrei, in präziser Sprache, und damit genau richtig, um sich der Thematik ohne Unsicherheiten zu nähern.

"Debbie geht nicht gerne unter Leute. Sie schreibt lieber Textnachrichten als zu telefonieren und steht auf Partys immer abseits. Ein perfekter Tag ist für Debbie, wenn es draußen regnet und sie mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa liegen kann. Natürlich fragt sie sich, ob etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie ist eben einfach glücklich mit sich selbst. Und mit Jason, der sie so akzeptiert, wie sie ist. Auch ohne viele Worte. Was soll daran verkehrt sein?"